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Wein aus Oldenburger Münsterland realistisch

Der seit mehr als acht Jahren in Lastrup lebende gebürtige Australier James Wright ist ein gefragter Önologe, ein Weinbaufachmann.

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Optimistisch: James Wright aus Lastrup kann sich den Weinanbau auch im Oldenburger Münsterland vorstellen. Einen kleinen Weinberg gibt es bereits am Museum am Zeughaus in Vechta. Foto: Wright

Optimistisch: James Wright aus Lastrup kann sich den Weinanbau auch im Oldenburger Münsterland vorstellen. Einen kleinen Weinberg gibt es bereits am Museum am Zeughaus in Vechta. Foto: Wright

Die niedersächsischen Winzer wollen mit Hilfe eines neu gegründeten Verbandes stärker zusammenarbeiten. Man wolle sich vernetzen, Erfahrungen austauschen und auch gemeinsame Fortbildungen organisieren, sagt der Vorsitzende Jan Brinkmann aus Bad Iburg. Die Winzer wollen ein niedersächsisches Landweingebiet etablieren, ihren Wein über eine geschützte Ursprungsbezeichnung oder eine geografisch geschützte Angabe vermarkten. Dänemark und Polen sind bereits auf Weinmessen vertreten. Derzeit darf der in Niedersachsen erzeugte Wein nur als „Deutscher Wein“ ausgezeichnet werden.

Die niedersächsischen Winzer meinen es ernst mit ihrem Wein, ein Hobby ist es nicht. „Pro Hektar sind das in den ersten drei bis vier Jahren bis zum ersten Ertrag ungefähr 30 000 Euro an Investitionen, inklusive der Arbeit“, sagt Weinbauexperte und Agrarwissenschaftler James Wright. Der Australier ist wegen seiner Frau vor achteinhalb Jahren nach Lastrup gezogen. Auch er ist Mitglied im neuen Winzerverband. Der Berater betreibt eine wissenschaftliche Webseite und eine Online-Datenbank zum Weinanbau, betreute in seiner Heimat 10 000 Hektar Anbaufläche.

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung entscheidet über Anträge, professionell Wein anbauen zu dürfen. Von 2016 bis 2019 hat die Behörde 24 Winzern aus Niedersachsen Genehmigungen erteilt. Die für den Weinanbau genehmigte Fläche beträgt aktuell hier 22 Hektar. In Rheinland-Pfalz gibt es 64 000 Hektar Fläche Rebstöcke. Über eine Eintragung entscheidet nach einem nationalen Vorverfahren am Ende die EU-Kommission.

Wright ist optimistisch, was den großflächigen Anbau von Wein in Niedersachsen angeht. Im Land gebe es „interessante Ecken“, auch Kalksteinböden, die dafür gut geeignet seien. In der näheren Umgebung sieht er die südliche Seite des Teutoburger Waldes als prädestiniert an. Auch der Anbau im Oldenburger Münsterland sei eine Flächenfrage, längst nicht mehr nur eine der Witterung. „Wichtig sind Südlagen oder Südhänge – die gibt es auch in den Dammer Bergen.“ In flacheren Gegenden, etwa im Kreis Cloppenburg, sieht der Önologe höher gelegene Flächen als geeignet an. „Diese dürfen aber nicht nass sein.“

Seinen ganz persönlichen „Praxisversuch“ im Norden unternimmt Wright am Museum im Zeughaus in Vechta. Seit dem Jahr 2007 gibt es hier einen kleinen Weinberg mit Muskateller-Reben aus Vechtas Partnerstadt Jászberény. Damit die Erträge künftig höher ausfallen, arbeitet Experte Wright seit rund eineinhalb Jahren in einem Team von Hobbywinzern um Wilhelm Hagena mit, das die Rebstöcke betreut. Im kommenden Jahr könnten genug Trauben zum Keltern vorhanden sein.

Wright erntet jetzt zwar noch Skepsis, wenn er von Weinanbau in Niedersachsen spricht. Das Interesse aber dürfte steigen, je mehr die Praxis zeige, dass der Anbau im Norden funktioniere. „Jetzt ist das alles noch ganz neu.“ Die Rebsorten seien längst vorhanden. Als „Hybride“ wären diese an das kältere Klima angepasst, reiften schneller und böten stabilen Ertrag. Auch die Resistenz gegen Feuchtigkeit und Pilze sei hoch. Das allgemeine Wetterrisiko sei zwar nicht ausgeschaltet, aber das treffe auch Winzer im Süden.

Brinkmann hat im vergangenen Jahr seine erste Lese durchgeführt. Bald sollen die ersten 1000 Flaschen abgefüllt werden. Die Anbaufläche soll weiter wachsen. So weit, dass es möglich wird, vom Weinanbau zu leben. „Es gibt keinen Grund, warum der Anbau nicht funktionieren sollte“, sagt Wright.

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