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Weihnachten 2020: Ein Vogel gehört in jeden Baum

Am Weihnachtsbaumschmuck scheiden sich die Geister. Was ist schön, was gilt als Trend? OM online hat sich auf die Suche nach angesagten Farben und Formen im Oldenburger Münsterland begeben.

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Trendfarben bei Blumen Honkomp in Steinfeld: Floristmeisterin Elke Schlarmann schmückt den Weihnachtsbaum im Geschäft. Foto: Kühn

Trendfarben bei Blumen Honkomp in Steinfeld: Floristmeisterin Elke Schlarmann schmückt den Weihnachtsbaum im Geschäft. Foto: Kühn

Ein Weihnachtsfest ohne einen geschmückten Tannenbaum im Wohnzimmer? Für die meisten Deutschen, so zeigen es Umfragen, ist das nicht vorstellbar. In vielen Familien hat der Aufbau und das Schmücken des Baums Tradition. Während die beliebte Weihnachtskrippe modischen Veränderungen nicht unterworfen ist, gilt das für den Weihnachtsbaum nicht.

Die Verzierung des symbolischen Mittelpunktes des Weihnachtsfestes ist in vielen Familien entweder geprägt von großer Tradition oder folgt Jahr für Jahr neuen Trends. Ob und welche Kerzen am Baum erstrahlen, welche Kugeln und Zapfen glitzern oder ob sich ein Vogel zwischen den Tannenzweigen zeigt, ist heute längst modischen Strömungen unterworfen, bestätigen die Floristen in der Region.

Baum soll an die bekannte Geschichte vom Apfel im Paradies erinnern

Den ältesten Hinweis auf einen dekorierten Tannenbaum datieren Historiker auf das Jahr 1419: In Freiburg im Breisgau soll die Bäckerzunft einen mit Äpfeln, Oblaten, Nüssen und Lebkuchen geschmückten Baum aufgestellt haben. Auch die städtische Bremer Zunftchronik aus dem Jahr 1597 erwähnt Baumschmuck. In Anlehnung an die religiösen Hintergründe dürfte der Weihnachtsbaum zunächst sehr puristisch nur mit Äpfeln und Essbarem geschmückt worden sein, galt doch der 24. Dezember früher als Gedenktag an Adam und Eva. Der Baum soll also an die bekannte Geschichte vom Apfel im Paradies erinnern.

Mit Äpfeln wird ein Weihnachtsbaum heute eher seltener geschmückt. Allerdings erinnern die Kugeln am Baum durchaus noch an den religiösen Hintergrund. Die runde Form symbolisiert Vollkommenheit und wurde von jeher als Zeichen für Macht gedeutet. Da sie weder Anfang noch Ende besitzt, steht die Kugel für Unendlichkeit, was sich auch auf die ewige Existenz Gottes beziehen lässt.

Eukalyptus ist in diesem Jahr das „Trendgrün“

Königliche Macht wird auch durch Gold symbolisiert. Vielleicht auch deshalb ist ein mattes Gold das Farbthema des Weihnachtsbaumschmucks 2020. Die Kugeln und Zapfen in der matten Trendfarbe werden kombiniert mit Schmuck in Altrosa und Dunkelrot, sagt Elke Schlarmann vom Blumenhaus Honkomp in Steinfeld. Wenn auch „warme und satte Farben vorherrschen, setzen glitzernde Kugeln Akzente“, erklärt die Floristmeisterin. Eukalyptus ist in diesem Jahr das „Trendgrün“ der Floristik. Es wird deshalb, verziert mit etwas mattgoldener Farbe, auch im Weihnachtsbaum zwischen den Zweigen abgelegt. Der Trend zum zurückhaltend-stilvollen Auftritt des Tannenbaums wird übrigens auch durch den Einsatz von Kugeln verstärkt, die in schilf- oder salbeigrünen Tönen gehalten sind.

Für weitere Hingucker im Baum sorgen (dünne) Kränze in Sternen- oder runder Form aus verschiedenen Materialien. Diese dürfen gerne etwas glitzern, sagt Scharmann. Und wer genau hinschaut, der wird im Baum auch einen Paradiesvogel entdecken: „Der gehört einfach dazu“, sagt die Floristin. Vögel gibt es in vielen Farben, so dass sich die Figur fast jedem Baumschmuck-Trend anpasst.

„Ein Vogel gehört in jeden Baum“ – diese Aussage der Floristen habe schon lange Gültigkeit, berichtet Floristmeisterin Silke Middendorf. „Es muss nicht immer ein Paradiesvogel, und schon gar nicht immer in schillernden Farben sein“, erklärt die Inhaberin des gleichnamigen Blumenhauses in Damme, „sondern es gibt natürlich auch andere Vogelarten und andere Farben“. Ob einfarbig weiß oder in voller Farbenpracht - ein passender Vogel lasse sich für jede Baumschmuckumgebung finden.

Diese Deko darf nicht fehlen: Paradiesvogel im Weihnachtsbaum. Foto: KühnDiese Deko darf nicht fehlen: Paradiesvogel im Weihnachtsbaum. Foto: Kühn

Silke Middendorf bestätigt den Trend zum Baumschmuck in gedämpft-goldenen Farbtönen, ist selbst aber eher Traditionen verbunden. So schmückt sie ihren Tannenbaum zuhause mit Schmuck aus Glas. „Wie alles andere auch ist der Baumschmuck dem persönlichen Geschmack unterworfen. Was zählt, ist nicht immer der Trend, sondern was gefällt, aber auch die regionalen Unterschiede sind sehr groß“, sagt Middendorf.

LED-Variante ersezt die typische Wachskerze

Für das festliche Licht am Baum sorgt heute in der Regel nicht mehr die Wachskerze. Schlarmann und Middendorf setzen auf die Lichterkette: „Vor allem ist die Lichterkette ungefährlicher“, sagt Schlarmann. Middendorf ergänzt: „Die Ketten gibt es mit jeder Kerzengröße in stromsparender LED-Ausführung, in vielen Lichtfarben und mit einer Vielzahl an Lichtern. Kein Vergleich mehr mit früher.“ Der erste Weihnachtsbaum mit Kerzen soll übrigens in Schlesien Anfang des 17. Jahrhunderts geschmückt worden sein.

Dem Aspekt Sicherheit folgt auch Frauke Tebbe mit ihrem Warenangebot im Gartenfachmarkt in Vechta. „Lametta ist natürlich out“, sagt sie. Einst verpönt, finden Christbaumkugeln aus Kunststoff zunehmend Abnehmer: „Vor allem Familien mit kleinen Kindern setzen auf das fast unzerbrechliche Material, zudem ist der Baumschmuck erschwinglich“, erklärt sie.

Dieser Art „Trend“ folgend hat sie auch das Sortiment in ihrem Markt angepasst. „Rot oder auch Gold sind nicht immer die gesuchten Farben“, hat sie festgestellt. „Der Tannenbaum wird auch in Altrosa, in Silber oder sogar in Grau gehalten. Damit folgen die Familien auch dem Farbtrend in der Innenraumgestaltung, wo Grautöne gerade eine herausgehobene Rolle spielen.“ Heutzutage müsse man aber nicht jedes Jahr den neuesten Trends folgen. Christbaumschmuck könne klassisch aus Glas und/oder wieder verwendbar oder aber essbar sein: „Erlaubt ist, was gefällt.“

Trend in Grau und Silber: Frauke Tebbe stellt fest, dass die aktuellen Farben in der Innenraumgestaltung auch am Tannenbaum eine große Rolle spielen. Foto: Kühn Trend in Grau und Silber: Frauke Tebbe stellt fest, dass die aktuellen Farben in der Innenraumgestaltung auch am Tannenbaum eine große Rolle spielen. Foto: Kühn 

Und woher stammt jetzt der Brauch, einen Tannenbaum und nicht eine Palme oder eine Eiche zu schmücken? Die Wahl der Tanne als Christbaum geht auf einen heidnischen Brauch zurück. Die Germanen brachten zur Wintersonnenwende am Haus oder an öffentlichen Plätzen Tannenzweige an, um in der dunklen Jahreszeit böse Geister fernzuhalten. Handwerker sorgten schließlich für die weitere Verbreitung des Tannenzweig-, dann des Tannenbaumbrauchs, zunächst unter den wohlhabenden Familien in den Städten und Dörfern. Im beginnenden 20. Jahrhundert war schließlich der Christbaum in der guten Stube einer jeden gut situierten Bürgerfamilie Pflicht.

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