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Was macht der Nikolaus 2020?

Kolumne: Notizen von Nachbarn - In 7 Wochen ist es wieder soweit: Der heilige Nikolaus steht vor der Tür. Doch wie soll das eigentlich in Zeiten von Mund-Nasenschutz ablaufen?

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Fein säuberlich und ein wenig ehrfürchtig hängen sie noch auf meinem dicken, hölzernem Bügel, die Albe, die Stola und der Chormantel. Mitra, Kreuz und Bischofsstab gleich daneben und das dicke goldene Buch. Heute in 7 Wochen wird der Nikolaus eigentlich wieder auf die Erde kommen, aber was macht der Heilige Mann in Zeiten von Corona, Abstand und Mund-/Nasenschutz?

Ein wenig eifersüchtig bin ich auf das Christkind, arbeitet immer im Verborgenen, verteilt Geschenke, klingelt liebevoll in der guten Stube, lässt Kinderaugen leuchten und ist - schwupps - wieder weg, ungesehen, ohne Worte. Der Nikolaus kommt für ein paar Stunden, zieht durch die Häuser, Schulen, Kindergärten und Weihnachtsmärkte, schüttelt Hände und liest aus seinem goldenen Buch. Eigentlich. Das finden Herr Drosten, Frau Merkel, Herr Winkel und auch ich in diesem Jahr ganz schön schwierig.

"Mund-/Nasenschutz, Beherbergungsverbot auf der Erde, da gibt es keine Ausnahme, nicht einmal für Heilige."

Antonius Schröer

Auch der Nikolaus unterliegt den strengen Verordnungen der Coronazeit. Mund-/Nasenschutz, Beherbergungsverbot auf der Erde, da gibt es keine Ausnahme, nicht einmal für Heilige. Im ehrfürchtigen Domradio zu Köln habe ich gehört, dass es bereits Seminare gibt für den Heiligen Nikolaus in Covid-19-Zeiten. In einigen Orten unseres Oldenburger Münsterlandes nehmen Kolping oder Messdiener jetzt Nikolaus-Besuchswünsche an, allerdings nur bis zur Haustür oder Hofeinfahrt. Da müssen wir Nikoläuse ganz schön laut rufen, Omas und Opas ihre Hörgeräte auf Anschlag laut drehen und die Kinder an der Tür oder Fensterbank befestigt werden. Oder macht der Ruprecht vielleicht endlich einen sinnvollen Job als Ordner mit Mund-/Nasenschutz.

Eigentlich hat der Heilige Nikolaus in dieser Zeit ja eine richtig wichtige Aufgabe. Er kann den Kindern erklären, warum auch der Nikolaus die Mund-/Nasenbedeckung trägt. Und genauso wie klein Leni sonst dem Nikolaus ihren Schnulli übergibt, hält sie jetzt noch mehr Abstand, wäscht noch öfter die Hände und trägt einen Mundschutz. Und vielleicht gibt es ja von Herrn Spahn für alle Nikoläuse einen kostenlosen Coronatest.

Mein Vater beobachtet das Nachdenken über den Nikolaus 2020 mit einem kleinen positiven Nebeneffekt. So erwartet Opa endlich den Rückzug des Coca-Cola-Weihnachtsmannes, der an jedem Schornstein hängt ohne Mitra, Stab und Ehrfurcht. "Den Wiehnachtsmann bruukt wi bi Corona nich mehr, dat giff nur den echten Nikolaus", belehrt uns Opa energisch.

Wir wünschen uns allen ja eine ruhige und frohe Weihachtszeit und auch den Weihnachtsmärkten und Schaustellern einige vernünftige Möglichkeiten mit Abstand an der frischen Luft und wärmendem Feuer. Und die Nikoläuse brauchen in diesem Jahr eben mehr denn je den dicken Chormantel. Der echte Bischof Nikolaus kam zu Lebzeiten ja auch nachts und draußen, um heimlich die Socken der armen Kinder zu füllen und nicht in die warme Stube. Richtig gespannt bin ich auf Lindt und Milka. Kommt wohl bald der erste Schoko-Nikolaus mit Mundschutz in die Läden?


Zur Person:

  • Der Autor Antonius Schröer führt mehrere Modehäuser. Der 59-Jährige verkörpert das Vechtaer Original "Straßenfeger" im Karneval.
  • Den Autor erreichen Sie unter info@ov-online.de

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