„Vernetzt. Gemeinsam. Menschlich.“
Unter diesem Motto soll das DRK-Quartier die drängenden Probleme der Gesellschaft angehen.
Jonas Seelhorst | 11.12.2025
Unter diesem Motto soll das DRK-Quartier die drängenden Probleme der Gesellschaft angehen.
Jonas Seelhorst | 11.12.2025

Wollen zukunftsweisende Lebensmodelle an den Start bringen: (links) Johannes Wilhelm, Bereichsleiter Soziale Dienste des DRK-Kreisverbands Cloppenburg, und Kreisgeschäftsführer Jann-Aike Diekmann. Foto: Seelhorst
Sicherheit, Teilhabe und Lebensqualität – für Menschen in allen Lebensphasen und -lagen: Was sich wie die Grundpfeiler eines gesunden gesellschaftlichen Zusammenlebens anhört, wird durch den demografischen Wandel zunehmend zur Herausforderung. Um dem entgegenzuwirken, hat der DRK-Kreisverband Cloppenburg im Rahmen des OM-Forums Gesundheit ein innovatives Konzept vorgelegt, das Wohnen, Versorgung und Gemeinschaft neu denkt: das DRK-Quartier. Was ist das DRK-Quartier genau? Warum braucht es neue Wohnformen wie diese? Die Versorgungsstruktur im OM bei ambulanter, ganzheitlicher und wohnortnaher Pflege ist mit Blick auf die kommenden Herausforderungen unzureichend. Fachkräftemangel und überforderte Angehörige benötigen ein dringliches Umdenken, denn auch Diekmann ist sich bewusst, dass es schwer ist, gewohnte Strukturen aufzubrechen. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht mehr.“ Umso wichtiger ist es, ein vertrautes Umfeld zu schaffen. Wer sind die Zielgruppen? Wie genau ist ein solches Quartier aufgebaut? Welche Leistungen werden angeboten? In welchen Strukturen gestaltet sich die Organisation? Wie sieht es mit der Finanzierung aus? Wie steht es um eine konkrete Umsetzung?
Das Konzept wurde ursprünglich vom Kreisverband Uelzen entwickelt. Hierbei handelt es sich um ein zukunftsweisendes Lebensmodell, in dessen Zentrum das generationsübergreifende Zusammenleben steht, klärt Johannes Wilhelm, Bereichsleiter Soziale Dienste, auf – und das als offener Komplex für Wohnen, soziale Begegnung sowie individuelle Versorgung. Zeitgleich sollen hier Leistungen der Care-Arbeit über das DRK gebündelt werden. In Kombination mit ehrenamtlichem Engagement und weiteren Dienstleistungen entsteht dadurch ein vernetztes und flexibles Versorgungssystem.
Der ländliche Raum steht vor großen Herausforderungen, erklärt Kreisgeschäftsführer Jann-Aike Diekmann. Zwar ist Cloppenburg statistisch gesehen der jüngste Landkreis in Deutschland. Trotzdem wird sich hier die Zahl der über 65-Jährigen bis 2042 verdoppeln. Auch die Babyboomer sind in gut 15 Jahren in Rente und all das bei allgemein steigendem Pflegebedarf. Zu Hause droht vielen die Vereinsamung. Trotzdem würden 80 Prozent der Pflegebedürftigen im Landkreis eine Pflege daheim bevorzugen.
Im DRK-Quartier sollen Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenssituationen gemeinsam ihren Alltag gestalten: Seniorinnen und Senioren mit und ohne Pflegebedarf, junge Familien und Alleinerziehende, Menschen mit und ohne Behinderung, die auf barrierefreie und inklusive Angebote angewiesen sind, ebenso wie Pflegekräfte und Ehrenamtliche, die sich in einem gut vernetzten Umfeld engagieren möchten.
„Wir wollen kein isoliertes Pflegeareal bauen“, stellt Wilhelm klar. Im Stile eines durchmischten Ortsteils steht im Mittelpunkt das Quartierszentrum. Als Ort der Begegnung soll es Angebote für Jung und Alt geben, darunter Aufenthalts-, Gruppen-, Schulungs- und Bewegungsräume, eine Küche und mehr. Rundherum könnten sich die einzelnen Wohnblöcke befinden. Im Sinne eines inklusiven Lebensraums entstünde im DRK-Quartier auch sozialer Wohnraum.
Neben seinen bereits vorhandenen Leistungen wie Alltags- und hauswirtschaftliche Hilfen, Hausnotruf, Essen auf Rädern sowie allgemeine Sozialarbeit plant das DRK noch weitere Angebote. Zu den angedachten Bausteinen gehören unter anderem ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), das auch durch Entlastung bei Verwaltungsaufgaben zu einer höheren Versorgungsdichte beiträgt, sowie Kooperationen mit externen Partnern wie Friseuren, Sanitätshäusern und Pflegediensten. Geplant ist außerdem eine digitale Ausstattung der Wohnräume, die soziale Teilhabe, Information und Kommunikation erleichtert. Ergänzt wird das Angebot durch eine Kindertagespflegeeinrichtung sowie durch eine „Second-Stage“-Begleitung für Bewohnerinnen von Frauenhäusern.
Der Kreisverband soll als Träger agieren. Die Leistungen könnten in Zusammenarbeit mit externen Partnern erbracht werden. Die Quartierszentrale diene dann als Anlaufstelle für Beratung und Vermittlung. So blieben die (Dienst-) Wege kurz, sagt Diekmann.
Die Finanzierung könnte perspektivisch auf einer Mischung aus offiziellen Fördermitteln, Eigenmitteln und gemeinwohlorientierten Finanzierungspartnerschaften aufbauen. Für die verschiedenen Bereiche kämen unterschiedliche Programme infrage. Offen ist derzeit noch, ob ein sozialer Investor eingebunden werden soll, der das Vorhaben inhaltlich und strukturell unterstützen könne.
„Wir fühlen uns gut vorbereitet, unsere Vision in die Tat umzusetzen“, sagt Wilhelm. Der Wille ist da, das Konzept steht. Wichtig sei es nun, auch zeitnah zu beginnen, damit die Kapazitäten dann auch bereit sind, wenn sie gebraucht werden. Eine stufenweise Umsetzung bis 2035 hält er für realistisch. „Es soll ein Modell für die Region sein – ein Grundkonzept, das den Gegebenheiten vor Ort angepasst werden kann“, so Wilhelm. „Jetzt brauchen wir nur noch interessierte Partner.“
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