Im Ecopark bei Emstek hat die OM-Mediengruppe ein neues Medienhaus bezogen – 4 Jahre nach der Fusion der Münsterländischen Tageszeitung und der Oldenburgischen Volkszeitung. Eine erste Zwischenbilanz ziehen der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende, Landwirt Norbert Meyer aus Lutten, sowie der Verleger und Hauptgesellschafter, Diplom-Kaufmann Jan Imsiecke aus Cloppenburg.
Die traditionsreichen Zeitungsverlage OV und MT haben sich 2020 zur OM-Mediengruppe zusammengeschlossen. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?
Norbert Meyer: Unser Unternehmen verändert sich, weil sich das Mediennutzungsverhalten verändert. Ich lese morgens die Zeitung, halte mich tagsüber mit meinem Smartphone auf dem Laufenden und schaue abends ins E-Paper. Jüngere Leute informieren sich über kurze Videos und erwarten Live-Berichterstattung, wenn es wichtig wird. Damit ändert sich das Geschäftsmodell von Lokalzeitungen radikal.
Jan Imsiecke: Diesen Weg der Transformation gehen wir als OM-Mediengruppe gemeinsam. So lassen sich hohe Investitionen in technische Innovationen, neue Produkte und kluge Köpfe besser schultern. Neben den Zeitungen haben wir mittlerweile ein modernes E-Paper und mit OM-Online auch ein zeitgemäßes Nachrichtenportal im Angebot. Wir haben eine Video- und Podcast-Redaktion aufgebaut, interne Prozesse digitalisiert und einen in die Zukunft weisenden Arbeitsort geschaffen.
Die neuen journalistischen Produkte nimmt die Öffentlichkeit wahr. Findet Transformation nur in der Redaktion oder auch in anderen Bereichen des Unternehmens statt?
Jan Imsiecke: Digitale Nachrichtenkanäle werden auch für lokale Werbebotschaften immer wichtiger. Gleichzeitig bleiben unsere gedruckten Zeitungen relevante Werbeträger. Gerade im crossmedialen Zusammenspiel bietet unser Vermarktungsteam neue Chancen für maximale Aufmerksamkeit. Mit dem Start-up Jobly haben wir unseren Stellenmarkt um effektive Online-Kanäle ergänzt. Im Event-Bereich entwickeln wir neue Veranstaltungsformate mit einem attraktiven Werbeumfeld.
Die OM-Mediengruppe schließt zum Jahresende das Kapitel Zeitungsdruck und überträgt auch die Zustellung von OV und MT an einen Dienstleister. Warum?
Norbert Meyer: Die digitale Transformation ist ein Kraftakt, der unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel abverlangt. Für den Einsatz sind die Eigentümer sehr dankbar. Auf diesem Weg ist es unvermeidlich, betriebliche Strukturen zu überdenken, die nicht in die Zukunft weisen. Unumgänglich war ein Arbeitsplatzabbau im drucktechnischen Bereich. Auch die Zustellung muss angesichts sinkender Papierauflagen und massiv steigender Logistikkosten auf eine breitere Basis gestellt werden.
Jan Imsiecke: Regionale Kooperationen sind heute in der Medienbranche die Erfolg versprechendste Antwort auf globale Digitalisierung. Die Zusammenarbeit im Bereich Druck und Vertrieb mit der Nordwest-Mediengruppe in Oldenburg ist zum Nutzen beider Medienhäuser. Genauso hilfreich ist unsere Kooperation im IT-Bereich oder im Rechnungswesen mit den NOZ/mh:n-Medien aus Flensburg und Osnabrück.
Diese Verlage waren in analogen Zeiten zum Teil Konkurrenten um Leser und Anzeigenkunden. In Zukunft sind sie Partner? Ist nicht eher ein schrittweiser Ausverkauf zu befürchten?
Norbert Meyer: Ganz im Gegenteil, sonst hätte die OM-Mediengruppe ja nicht in ein neues Medienhaus investiert. Nein, regionale Kooperationen sichern zukünftig die unternehmerische und damit auch die journalistische Unabhängigkeit beteiligter Verlage. Die Konkurrenz sitzt heute in Kalifornien und heißt Google, Amazon & Co.
Was ist der nächste Schritt im Wandlungsprozess der OM-Medien?
Jan Imsiecke: Zum 1. Dezember stellen wir unsere Produktwelt neu und zeitgemäß auf. Künftig kann die Leserschaft aus drei Abo-Angeboten wählen: Mit OM-Plus bieten wir zum Einstieg Lokaljournalismus für Web, Smartphone und Tablet an. Das Digital-Abo OM-Premium bietet zum Vorzugspreis neben OM-Plus zusätzlich die E-Paper von OV und MT. Diese werden künftig bereits am Vorabend ab 20.15 Uhr abrufbar sein. Das Abo OM-Komplett enthält künftig neben OM-Plus und den beiden E-Papern auch weiterhin die gedruckte Zeitung OV oder MT.
Werden auch die Bestandskunden der OM-Medien Teil der neuen Abo-Welt?
Norbert Meyer: Ja, zum Beispiel erhalten alle Zeitungsabonnenten als künftige OM-Komplett-Kunden Zugang zu den E-Paper-Ausgaben von OV und MT und zu den kostenpflichtigen OM-Plus-Artikeln auf OM-Online. Wir weiten also das Leseangebot erheblich aus, auch weil unsere digitalen Produkte künftig auf bis zu fünf Endgeräten konsumiert werden können. Zugleich bieten wir damit Print-Lesern zukünftig eine unbürokratische Lösung bei leider zunehmenden Zustellproblemen.
Jan Imsiecke: Steigende Produktions- und Logistikkosten zwingen uns zum Jahreswechsel zugleich zu Preiserhöhungen. Im Vergleich zu anderen Medienhäusern in Niedersachsen werden wir aber weiterhin zu den günstigsten Anbietern von Lokaljournalismus gehören. Über alle Neuerungen werden wir in Kürze in den Zeitungen und auch auf OM-Online ausführlich informieren. Im Dezember erhalten zudem alle Abonnenten einen ausführlichen Infobrief zur neuen Produktwelt.
Lokalmedien sind private Unternehmen, die ökonomischen Zwängen unterliegen. Gleichzeitig haben Lokaljournalisten einen publizistischen Auftrag. Ist dieser unter den ökonomischen Bedingungen der Digitalisierung noch zu erfüllen?
Norbert Meyer: Ja, diesen Auftrag wollen wir weiter erfüllen – und zwar über alle uns zur Verfügung stehenden Kanäle. Das ist der tiefere Sinn unseres Transformationsprozesses. Lokalmedien sollten auch in Zukunft durch seriöse Information und Kritik gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und eine Kontrollfunktion in der lokalen Öffentlichkeit erfüllen. Dabei suchen wir weiterhin die persönliche Nähe. Unsere Reporter und Mediaberater bleiben vor Ort, wir betreiben weiter Geschäftsstellen in Damme, Vechta, Cloppenburg und Friesoythe.
Jan Imsiecke: Gründliche Recherche und wahrheitsgemäße Informationen werden ihren Wert auch in Zukunft nicht verlieren. Für Südoldenburger bleibt relevant, was sich vor ihrer Haustür abspielt. Kritisch nachzufragen und Neuigkeiten kompetent einzuordnen, bleibt auch in digitalen Zeiten ein Dienst für die Demokratie. Dieser Aufgabe stellen wir uns.