Unterwegs mit einem Lüscher Dorfhelfer
Chris Imholte gehört zu einer Initiative, die wegen der Corona-Krise Einkäufe für hilfsbedürftige Menschen erledigt. Ein Mann, ein Auftrag:
Florian Ferber | 06.04.2020
Chris Imholte gehört zu einer Initiative, die wegen der Corona-Krise Einkäufe für hilfsbedürftige Menschen erledigt. Ein Mann, ein Auftrag:
Florian Ferber | 06.04.2020

Das hat sich gelohnt: Chris Imholte und seine erfolgreiche Ausbeute. Fotos: Ferber
Treffpunkt Parkplatz, vor einem Supermarkt in Vechta. Regenwetter. Wir sind mit Chris Imholte verabredet. Pünktlich steigt der junge Mann aus dem Auto. Seine Jacke gibt ihn als Anhänger des Sportvereins Blau-Weiß Lüsche zu erkennen – und des Fanclubs „10 Euro“. So günstig wird der 26-Jährige heute nicht wegkommen. Denn Chris Imholte hat eine Liste mit Bestellungen abzuarbeiten. Die haben ihm Helga und Werner Schwarte zugemailt. Die Senioren machen vom Einkaufsdienst Gebrauch, den BW Lüsche zusammen mit der Landjugend anbietet. Bevor es mit dem Einkaufswagen ins Geschäft geht, werden Einmalhandschuhe übergezogen. Corona könnte mitfahren. Beim Blick auf den Bestellzettel, ist Dorfhelfer Chris Imholte gleich aufgefallen: Hier hat jemand mitgedacht. „Die Liste ist so aufgebaut wie man die Sachen im Laden vorfindet.“ Heißt: Gemüse und Obst stehen oben. Und so, um Ex-Fußballer Paul Breitner frei zu zitieren, läuft's (zunächst) ganz flüssig. Drei Kilo Biokartoffel, zwei Kilo Biomöhren sowie Biokiwi, Biozitronen, Bioeier wandern nach und nach in den Einkaufswagen. Ob der auch Bio ist? Beim nächsten Artikel, einer Packung Geflügel-Hackbällchen, ist gleich eine Wegbeschreibung für Chris Imholte mit angeführt: „hinten rechts“. Das Kühlregal ist so sicheres Ziel. Dann, die erste Komplikation vorm Konfitüre-Regal. Gewünscht wird Heidelbeermarmelade – natürlich bio. Riesen Auswahl, aber ist das gewünschte Produkt darunter? Doch Chris Imholte steht nicht lang im Abseits. Eine Supermarkt-Mitarbeiterin hilft bei der Suche. Weiter geht's die Liste entlang, zu den Bio-Reiswaffeln ohne Schokolade bis zum geplünderten Mehlvorrat. Kein Buchweizen mehr da. Plan B: Geht auch Weizen? Chris Imholte greift zum Smartphone und ruft Helga Schwarte an. Sicher ist sicher. Die Antwort ist klar: „Kein Weizenmehl!“ Also wartet im Anschluss die Verlängerung in der Drogerie. Mehr Glück hat Chris Imholte, der seit Januar als Filialleiter der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) in Bakum, derzeit aber nur dienstags und donnerstags arbeitet, beim milden Sauerkraut. Und bei den Teelichtern. Nette Geste: Die bestellten Einweghandschuh-Packungen sind mit „eine für euch selbst“ auf der Liste vermerkt. Trinkund/oder Spritgeld wird von Chris Imholte und seinen Mitstreitern nicht verlangt. Aber wenn man es anbietet... Am Ende der Shopping-Tour im Supermarkt ist der Einkaufswagen voll. Bezahlt, also vorgestreckt, wird mit Karte. Dann zurück zum Auto. Der Kofferraum ist von einem Einkauf im Bioladen zuvor und mit Hundefutter-Dosen bereits gut gefüllt. Nächster Stopp: eine Drogerie im Vechtaer Zentrum. Hier gibt es Buchweizen-Vollkorn-Mehl. Chris Imholte will sich dennoch lieber telefonisch rückversichern, ob er hier zuschlagen soll. Ja, es gibt grünes Licht aus Lüsche. Apropos: Wir treffen den Jugendwart, der auch Vorstandsmitglied bei Blau-Weiß Lüsche ist und selbst kickt, vorm Haus von Helga und Werner Schwarte wieder. Es geht ans Ausladen. Alle Einkäufe werden vor der Tür abgestellt, dann wird geklingelt. Sicherheitsabstand. Helga Schwarte öffnet die Tür und überreicht den Briefumschlag mit dem Geld. Wie viele Ausgaben zusammengekommen sind, hat ihr Chris Imholte zwischendurch durchgegeben. Der Einkaufsdienst, sagt Helga Schwarte, deren Töchter weiter weg wohnen, sei eine „super Idee“ und ein „großer Segen“. „Das reicht jetzt für zwei Wochen“, resümiert sie mit Blick auf die Tüten und Kartons vor ihrer Haustür. Bis zum nächsten Mal! Ob dann wieder Chris Imholte oder jemand anderes die Bestellung übernimmt, wird sich zeigen. Denn zu den angebotenen Zeiten werden die Anrufe über eine Prepaidnummer immer auf das Handy desjenigen geleitet, der gerade verfügbar ist. Die Resonanz auf die Einkaufshilfe, zu der Guido Bührmann vom Theaterverein Vestrup-Hausstette die Idee gehabt habe, sei noch ausbaufähig, sagt Chris Imholte – aber die Rückmeldungen allgemein positiv.

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