Über den Wolken muss jeder Handgriff sitzen
Der Aeroclub Damme hat seit 2018 eine Flugschule. Für den 19. September plant der Verein ein Erlebnistag auf dem Flugplatz Damme.
Christoph Heinzel | 17.08.2020
Der Aeroclub Damme hat seit 2018 eine Flugschule. Für den 19. September plant der Verein ein Erlebnistag auf dem Flugplatz Damme.
Christoph Heinzel | 17.08.2020
Das Dümmerheim und der Olgahafen aus dem Fenster einer Cessna 172. Foto: Heinzel
Langsam rollt die Cessna 172 auf die Startbahn des Flugplatzes Damme. Jetzt wird es ernst für den Flugschüler. Der Start steht an: Der Gashebel wird ganz nach vorne geschoben. Die Maschine beginnt zu beschleunigen. Der Griff des Flugschülers um das Steuerruder wird fester, der Atem etwas schneller. Bei 55 Knoten meint Fluglehrer Patrick Busch ganz ruhig: "Jetzt fängst du vorsichtig an zu ziehen". Das Steuerruder bewegt sich in Richtung Pilot und die Cessna beginnt ihren Steigflug. Es ist ein berauschendes Gefühl und der Beginn eines echten Erlebnisses. Die Liedzeile von Reinhard Mey "Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein" bekommt während dieses Fluges um den Dümmer mit 2G-Kurve und simulierter Notlandung eine ganz andere Greifbarkeit. "Als Sichtflieger habe ich bei der Einhaltung des Flugrechts viele Freiheiten", meint der Leiter der Flugschule des Aeroclubs Damme, Uwe Krabbe. Das können Interessierte am 19. September (Samstag) am eigenen Leib erfahren und diskutieren. Dann richtet der Aeroclub Damme ab 9 Uhr einen Erlebnistag für Flugbegeisterte aus. Das Ganze kostet 190 Euro, beinhaltet aber einen 30-minütigen Flug sowie zwei Stunden Theorie, also im Prinzip alles rund um das Thema Fliegerei. Der Clou ist aber, dass die Teilnehmer in der Luft auch einmal selbst das Steuerruder übernehmen dürfen. Der Verein bittet um eine Anmeldung per Mail an aero.club.damme@ewe.net. Der Mitte der 1970er Jahre gegründete Aeroclub Damme verfügt über zwei eigene Maschinen, die gemietet werden können. 2018 reaktivierte der Verein seine Flugschule und startete mit einem Schüler. Seitdem hat sie sich gut entwickelt. Zu Spitzenzeiten absolvieren neun angehende Piloten gleichzeitig dort ihre Ausbildung. Ziel der eigenen Flugschule ist es, Nachwuchs für den Aeroclub zu gewinnen. Mit Peter Brüggen, Georg Rüschendorf und Patrick Busch verfügt der Verein über drei Fluglehrer, die sich aktuell um fünf Flugschüler kümmern. "Das ist viel für den Verein", meint Busch. "Wir sind eine zertifizierte Flugschule", sagt Krabbe, "da sind wir stolz darauf, denn das ist nicht Standard bei Vereinsflugschulen." Als sogenannte ATO (Approved Training Organisation) werden sie regelmäßig von der Flugaufsichtsbehörde kontrolliert. Patrick Busch bringt als Co-Pilot bei einer europäischen Airline die entsprechende Erfahrung, Ruhe und Geduld mit, um seine Schützlinge erfolgreich auszubilden. "Am Anfang sind es zehn Sachen, die gleichzeitig erledigt werden müssen, und fünf Instrumente, die zu beobachten sind", schildert er die Ausgangssituation eines Flugschülers. Es sei ein bisschen mit der Fahrschule vergleichbar. Geflogen wird dabei in 2000 bis 3000 Fuß, das entspricht 600 bis 900 Metern. "In der Luft habe ich die Freiräume, um Fehler auszugleichen", meint Patrick Busch, denn "je mehr ich dem Schüler abnehme, desto weniger lernt er", sagt der Fluglehrer. Daher werde beispielsweise die Situation einer Notlandung auch massiv trainiert und sei Teil der Prüfung zum Piloten. Neben der Flugschule verfügt der Aeroclub Damme über ein reges Vereinsleben. Dazu gehören sonst auch gemeinsame Ausflüge - im wahrsten Sinne des Wortes. Der nächste soll zum Hubschraubermuseum nach Bückeburg gehen. Doch wegen Corona gibt es dafür noch keinen Termin. Geflogen wird hier in Damme nach einem fast vollständigen Lockdown von acht bis zehn Wochen erst wieder seit Anfang Mai. "Für den Verein eine sehr harte Zeit", meint Markus Graw über den Shutdown im März und April. "Maschinen kosten Geld, auch wenn sie nicht fliegen", fügt Krabbe hinzu. Erst seit dem 21. Mai gehen die Flugschüler des Vereins wieder in die Luft. Natürlich unter Berücksichtigung der geltenden Hygieneregeln, das bedeutet, Lehrer und Schüler tragen beispielsweise eine Schutzmaske. "Man hat im Verein einen guten Austausch. Junge und weniger erfahrene Piloten können so problemlos bei alten Haudegen um Rat fragen." In der Regel sitzen sie am Flugplatz Damme mittwochs und sonntags beisammen. Die Mitglieder des Aeroclubs legen Wert darauf, dass die 84 aktiven Piloten aus allen Schichten kommen. Es sei ein Hobby, welches etwa 150 bis 200 Euro im Monat kosten würde. Die Spritkosten seien im Charter einer Maschine enthalten, und es werde nur die tatsächliche Flugzeit minutengenau abgerechnet. "Inseln sind ein bevorzugtes Ziel", meint Franz Josef Strathausen. Wenn der Tagesausflug um 8 Uhr beginnt, kann gegen 9 Uhr auf der Insel gefrühstückt werden. Abends geht es dann wieder zurück. Teuer sei vor allem der Erwerb eines Pilotenscheines. "10.000 Euro und etwa ein bis zwei Jahre Zeit muss man schon investieren", meint Vereinspräsident Markus Graw, dann habe man aber auch eine Pilotenlizenz, mit der man auf der ganzen Welt fliegen könne. Diese muss allerdings regelmäßig erneuert werden mit einem Übungsflug samt Fluglehrer. Im Durchschnitt alle zwei Jahre. Die Ausbildung umfasst einen Theorie- und einen Praxisteil. Beides werde in Damme parallel absolviert. "Es ergänzt sich beides sehr gut", meint Patrick Busch. "Man lernt mehr, wenn man es gleich umsetzen kann", erklärt Steven Sporkmann. Was damit gemeint ist, demonstriert Patrick Busch während eines Fluges über den Dümmer. Es geht um die Trimmung. Er dreht so lange am Trimmrad, bis der Schüler das Steuerruder mit aller Kraft nach vorne drücken muss, um die Maschine in einer stabilen Lage zu halten.Aeroclub richtet Erlebnistag für Flugbegeisterte aus
"Wir sind eine zertifizierte Flugschule und stolz darauf, denn das ist nicht Standard bei Vereinsflugschulen."Uwe Krabbe, Leiter der Flugschule des Aeroclubs Damme
Corona-Krise legt auch das Vereinsleben lahm
Teurer Pilotenschein muss regelmäßig erneuert werden
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