Auf dem einem gerahmten Bild steht der Spruch "Ich habe ein MIES GEILES T-Shirt", auf einem anderen "Das ist LUTZIG" . Wahrscheinlich würden die wenigsten diese Bilder mit den flapsigen Sprüchen in einem Raum vermuten, in dem sich regelmäßig Messdiener treffen. Aber in der Tat: Die Bilder hängen an den Wänden des Gruppenraumes der St.-Viktor-Messdiener im Untergeschoss des Dammer Pfarrheims St. Viktor.
Gefallen sind die Sätze, die die Messdiener um ihren Sprecher Johann Steinkamp aus Neuenkirchen der Nachwelt erhalten haben, bei der Renovierung des Raumes. Die hatte den Beteiligten großen Spaß gemacht und zeugte vom guten Zusammenhalt untereinander.
In der Pfarrgemeinde gibt es rund 140 Messdiener
Anderes dagegen treibt die Gruppenleiter durchaus mit etwas Sorge um. Die Zahl der Messdiener und auch der Gruppenleiter hat in den vergangenen Jahren in der Pfarrgemeinde nicht nur, aber auch in Folge der Corona-Pandemie deutlich abgenommen.
So gibt es heute in den Kirchorten Damme und Rüschendorf jeweils rund 50 Messdiener und Messdienerinnen, in Neuenkirchen etwa 25 und in Osterfeine zwischen 10 und 15. Früher waren es teilweise doppelt so viele. "Durch Corona ist einiges liegengeblieben", erklärt der 19 Jahre alte Abiturient Steinkamp, der selbst seit gut 10 Jahren als aktiver Messdiener tätig ist.
"Früher war es ganz normal, Messdiener zu werden. Heute ist es eher die Ausnahme."Justus Kuhlmann
Doch es gibt auch andere Ursachen. "Wenn sich die Eltern von der Kirche entfernt haben, dann ist es schwierig, die Kinder für den Messdienerdienst zu begeistern", sagt Justus Kuhlmann vom Vorstand der St.-Viktor-Messdienerschaft. "Früher war es ganz normal, Messdiener zu werden. Heute ist es eher die Ausnahme." Üblicherweise beginnen die Mädchen und Jungen nach dem Empfang der ersten Heiligen Kommunion mit der einjährigen, von den Gruppenleitern organisierten Ausbildung zum Messdiener. Nach dem Jahr werden sie in die Gemeinschaft aufgenommen.
Dafür, dass die Zahl der Aufgenommenen zuletzt aber eben rückläufig war, nennen John Philipp von der Heide und Marie Meyerrose, ebenfalls Vorstandsmitglieder, einen weiteren Grund: Die Messdiener befinden sich in einem immer stärker werdenden Wettbewerb mit anderen Organisationen und Vereinen um die Kinder. "Gerade die Sportvereine sind eine starke Konkurrenz", sagt John Philipp von der Heide.
Im 1. Jahr gibt es wöchentliche Gruppenstunden
Diejenigen, die sich trotzdem entscheiden, Messdiener zu werden, treffen sich im 1. Jahr einmal wöchentlich zur Gruppenstunde. "Das sind aber keine reinen Übungsstunden", sagt Johann Steinkamp. Auf dem Plan stehen zum Beispiel auch Basteln und Spiele.
Nach der Aufnahme in die Gemeinschaft beginnt der Dienst am Altar. Idealerweise sollten immer zwei neue und zwei erfahrene Kinder die Messe dienen. Nur, Gottesdienstbesucher wissen das, klappt das nicht immer.
Mit der geringeren Zahl an neuen Messdienern könnte sich ein weiteres Problem ergeben: Es könnte schon in naher Zukunft deutlich weniger als die jetzt 30 Gruppenleiter geben, von denen 15 bis 20 noch aktiv sind. Die Aufgabe des Gruppenleiters können Jugendliche ab 16 Jahren übernehmen. In der Regel hören sie mit 19 Jahren auf.
Gruppenleiter schulen nicht nur, sie planen und betreuen auch
Zu ihren Aufgaben gehört mehr als nur die Ausbildung neuer Messdiener. So sind sie in die Planung und Durchführung von Veranstaltungen, wie etwa das Reisessen an den Sonntagen in der Fastenzeit im Dammer St.-Viktor-Pfarrheim, eingebunden. Zudem finden manche Aktionen auch nur für die Gruppenleiter statt, so die Treffen an jedem 3. Freitag im Monat, die Leiterwochenenden oder auch die äußerst beliebte Carnevalspartys.
"Unser Ziel ist es, jedes Jahr mindestens 8 neue Gruppenleiter zu gewinnen", erklärt Marie Meyerrose. Denn jedes Jahr hörten im Durchschnitt 5 ganz auf oder stünden zumindest nicht mehr zur Verfügung bei Veranstaltungen. In Osterfeine gebe es derzeit sogar gar keine Gruppenleiter mehr.
Pfarrer Zumdohme arbeitet in der Schulung mit
Wie wichtig die Messdienerarbeit und auch die Gruppenleiter sind, haben die Verantwortlichen in der Pfarrgemeinde längst erkannt. Pfarrer Heiner Zumdohme hat deswegen mit Pastoralreferentin Mary Drezweski eine hauptamtliche Mitarbeiterin beauftragt, sich intensiv um dieses Aufgabenfeld zu kümmern.
Aber auch Heiner Zumdohme selbst und Pastor Abraham Parappallil bringen sich ein. Sie üben mit den Gruppenleitern inzwischen in jeder der vier Kirchen in der Pfarrgemeinde. Schließlich läuft das Messedienen in jedem Gotteshaus in Nuancen unterschiedlich ab. So könnten die Gruppenleiter bei Engpässen auch außerhalb ihres eigenen Kirchortes tätig werden, sagt Justus Kuhlmann.
In Neuenkirchen haben sich schon 4 neue Gruppenleiter gefunden
Erste Früchte zu tragen scheint das Rücken der Messdienerarbeit in den Fokus der Pfarrgemeinde. In Neuenkirchen haben sich bereits 4 neue Gruppenleiter gefunden. In den anderen Kirchorten läuft die Suche noch. Ebenso wie die nach neuen Messdienern. Die Gruppenleiter sind da optimistisch. Schließlich empfangen in Kürze 128 Mädchen und Jungen in der Pfarrgemeinde die erste Heilige Kommunion. Vielleicht fahren von denen ja schon einige mit zum Messdienertag am 3. Juni ab 10 Uhr auf dem Gelände des Bundes der Katholischen Jugend in Vechta.