Sympathisch, leidenschaftlich, kurzweilig: Maximilian Semsch hat mit seinem Vortrag „Abenteuer Deutschland“, zu dem der Kunst- und Kulturkreis Garrel eingeladen hatte, die Besucher beeindruckt. Aufnahmen von unterschiedlichen Szenerien Deutschlands, aber auch der ein oder andere Tipp weckten Neugier und Staunen in den Gesichtern der rund 60 Zuhörer.
Maximilian Semsch bezeichnet sich selbst als Reisejournalist, Abenteurer, Filmemacher. Seit vielen Jahren tourt er durch die Welt, über 60.000 Kilometer hat er mittlerweile in mehr als 30 Ländern zurückgelegt, „Mit dem Fahrrad 'erfahre' ich jedes Ziel intensiv, deshalb ist für mich das Fahrrad einfach das perfekte Fortbewegungsmittel“, erklärt er. Vor 10 Jahren wechselte der Abenteurer schließlich auf das E-Bike. Vor 3 Jahren hat Semsch dann sein Heimatland Deutschland entdeckt.
Das Konzept der Deutschlandreise: „Zeig mir deine Heimat!“ Denn vorab hatte der Weltenbummler in den sozialen Netzwerken einen Aufruf gestartet. Über 400 Mails trudelten daraufhin bei dem gebürtigen Münchner ein. Mit 200 dieser Menschen hat sich Semsch schließlich getroffen, und diese waren so bunt gemischt wie Deutschlands Kultur.
„Während man sich auf Münchens Straßen duzt, wird in Hamburg gesiezt, und dann kommt man irgendwann in Köln an, der einzigen Region, in der Duzen mit Anfassen angesagt ist“, bringt er es in seinem Vortrag auf den Punkt.
Altersspanne der Mitreisenden reicht bis hin zu 74 Jahren
Die Altersspanne seiner Mitreisenden reichte von unter einem Jahr bis hin zu 74 Jahren. „Ohne meine Mitreisenden wäre ich an den meisten Dingen sicherlich vorbeigefahren“, gibt Semsch offen zu. „,Die ‚Locals‘ haben einfach die besten Tipps. Die bekommt man in keiner Touristeninfo.“ So habe er auch viel privat bei den Leuten übernachtet, mit denen er unterwegs war. Aber zwischendurch gab es für den 39-Jährigen auch mal eine Nacht im Zelt oder Hotel. Besondere Unterkünfte waren für ihn auf seiner Deutschlandreise ein Eisenbahnhotel, ein Hausboot oder auch ein Weinfass.
Auch prominente Mitfahrer begleiteten den Filmemacher ein Stück seines Weges: Während es mit dem deutschen NDURO-Meister André Wagenknecht durch das Vogtland ging, zeigte ihm Skiflug-Legende Jens Weißflog die Region rund ums Erzgebirge.
In Passau auf dem Donauradweg hat Maximilian Semsch seinen Erzählungen nach zum ersten Mal realisiert, wie schön die Heimat sein kann. „Schockverliebt“ hat sich der gebürtige Münchner auf seiner Tour aber in Karl-Heinz, ein Hausboot in Brandenburg an der Havel. Mittlerweile ist dies auch die neue Heimat des Weltenbummlers.
Doch was sollte man in Deutschland auf jeden Fall gesehen haben? Als seine top fünf führt der Reisejournalist die Sächsische Schweiz, den Weststrand auf der Halbinsel Darß, Ostfriesland mit seinen Inseln, die Schwäbische Alb und die Zugspitze als höchsten Punkt Deutschlands, die mit dem Eibsee zudem den tollsten See überhaupt bietet, auf.
Nach 4,5 Monaten zurück in der Heimat nimmt Semsch Bayern schließlich ganz anders wahr als zuvor und beschließt: Ich werde einmal im Monat im Umkreis von 99 Kilometern von meiner Wohnung etwas besichtigen, das ich noch nicht gesehen habe. Die Liste sei allerdings so lang, dass er bei dieser Vorgehensweise über 100 Jahre bräuchte, um alle Punkte davon abzuarbeiten. Mit dem Umzug nach Brandenburg sei diese jetzt nochmal umso länger.
Spiel aus Licht und Szenerie, gepaart mit einer Prise Humor
Die Begeisterung für das Reisen und sein Heimatland Deutschland steckt auch die Besucher von der ersten Minute an. Seine lockere Art des Erzählens, die Bilder – stellenweise mit einem Spiel aus Licht und Szenerie – und der Humor von Semsch entlocken „Aahs“ und „Oohs“, aber ebenso einige Lacher. „Ganz toll“, waren sich die Zuhörer einig. „Wir werden bei unserer nächsten Tour auch mal den Versuch starten und bei Familien übernachten.“
Auch die kleinen Tipps am Rande hat sich so manch einer notiert: Couchsurfing ist eine gute Alternative zum Hotel, vor allem die Internetseite „warmshowers“ von Radfahrern für Radfahrer legt Semsch Radfahrbegeisterten ans Herz. Radfahranfänger können mit einem Flussradweg nicht viel falsch machen. Außerdem weiß er: „Je weiter man vom Massentourismus entfernt ist, desto günstiger wird es.“
Insgesamt 75.000 Kilometer Radfernwege
Und wie gut kennen Sie sich eigentlich in der eigenen Gegend aus? Einfach mal einen 50-Kilometer-Radius um das eigene Zuhause ziehen und schauen, was diese Region zu bieten hat. „Ihr werdet erstaunt sein, wie viel es nur dort zu erkunden und entdecken gibt.“
Es gibt insgesamt 75.000 Kilometer Radfernwege in Deutschland, aber nur rund 13.000 Kilometer Autobahnnetz. Mit seinen 7561 Kilometern hat der Reisejournalist Maximilian Semsch auf seiner Tour durch die 16 Bundesländer nur rund 10 Prozent der Radfernwege Deutschlands erkundet und doch steht für ihn fest: „Deutschland hat auf so einer kleinen Fläche einfach so viel zu bieten! Für mich ist Deutschland eines der spannendsten und faszinierendsten Länder, die ich gesehen habe.“