Senatoren
Gästebuch – In Cloppenburg werden nur Aussteiger Senatoren. Denn am Stammtisch der Senatoren dürfen nur frühere Mitglieder des Stadtrates Platz nehmen.
Otto Höffmann | 11.06.2022
Gästebuch – In Cloppenburg werden nur Aussteiger Senatoren. Denn am Stammtisch der Senatoren dürfen nur frühere Mitglieder des Stadtrates Platz nehmen.
Otto Höffmann | 11.06.2022
„Wenn der Senator erzählt,“ heißt ein Stück von Franz-Josef Degenhardt. Für die Jüngeren unter uns: Das war der unvergessene Liedermacher, Schriftsteller und Rechtsanwalt, dessen Lied „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ zum Kultsong der 60er und 70er Jahre aufstieg. „Senator“ hat seinen Ursprung im Lateinischen, stammt von „senex“ ab und bedeutet „alter weiser Mann“. Senatoren gibt’s auch heute noch. In den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin heißt der Minister Senator (hier sogar auch: Senatorin). Bei den oberen Gerichten werden aus den Kammern des Landgerichtes die Senate der Oberlandesgerichte und der Bundesgerichte. Dabei heißen die Richter aber hier weiter Richter und nicht Senatoren. Nur der Vorsitzende steigt auf zum Präsidenten. In Cloppenburg dagegen werden nur Aussteiger Senatoren. Denn am Stammtisch der Senatoren dürfen nur frühere Mitglieder des Stadtrates Platz nehmen. Dieser Stammtisch feiert jetzt gerade Jubiläum: Ein Vierteljahrhundert treffen sich alle zwei Wochen weise Männer fortgeschrittenen Alters (es sind natürlich nur Männer, siehe: „senex“) und zwingen das Stadtgeschehen prägnant in die Knie wohlfeiler Formulierung. Da kommt viel Silbersee zusammen. Viel Schlauheit sowieso, denn vom Spielfeldrand lässt sichs trefflich kommentieren. In geringem Maße werden dann Schluck und Bier oder Weinchen und Schorle vertilgt, was aber auch mit den Jahren weniger wird. Gelegentlich steuert der eine oder andere Senator Ideen bei, wie man es im Stadtrat noch besser machen könnte. Erfahrung ist schließlich eine hohe Münze. Es gibt einen Präsidenten der Senatoren und Medaillen, die um den Hals hängen, und jetzt gibt es auch einen Ehrenpräsidenten und eine Ehrenmedaille. Franz Wienken traf die Ehre, seit 25 Jahren dabei, Gründer der Runde, verdienter Ex-Ratsherr und geachteter Mitbürger dazu. Er kann mit den Leuten schnacken. Das wollte der amtierende Präsident auch auf den Punkt bringen und charakterisierte ihn so: „Du hattest dein Ohr immer am Mund des Volkes, aber hast ihm nicht nach dem Mund geredet.“ Was wollte uns der Präsident mit diesem etwas verrutschten Bild wohl sagen? Eine Antwort könnte der Herr Luther geben. Von ihm, dem Reformator und Sprachkünstler, stammt der Satz: „Dem Volk aufs Maul schauen, aber nicht nach dem Mund reden.“ Maul war damals der normale Ausdruck für Mund. Gemeint war: So kommunizieren, dass dich jeder versteht. Heute gilt dies als Lob für einen Politiker, dem es darauf ankommt, dass er die Menschen versteht und sich mit ihren Sorgen auseinandersetzt. Eigentlich selbstverständlich, sollte man meinen. So hat es der Präsident mit dem Bild wohl auch gemeint. Aber da ein Präsident der Senatoren nicht nur weiser, sondern auch feiner spricht, wählte er den Mund statt das Maul. Wie es eben so ist, wenn der Senator erzählt. Doch auch Luther wusste schon: „Was Recht ist, muss auch Recht bleiben.“, Also geschätzte Senatoren, weiter teilnehmen am Stadtgeschehen, Mut zur Wahrheit zeigen und wenn nötig auch mal unbequem sein. Aber bitte mit Humor und nicht verbissen. Denn, und damit soll es dann auch gut sein mit den Luthersprüchen: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“"Es gibt einen Präsidenten der Senatoren und Medaillen, die um den Hals hängen, und jetzt gibt es auch einen Ehrenpräsidenten und eine Ehrenmedaille."Otto Höffmann
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