Der Landkreis Cloppenburg hat gemeinsam mit der EWE das nach eigenen Angaben größte Glasfaser-Ausbauprogramm im Nordwesten gestartet. Mit dem NGA 2-Projekt sollen 7600 Haushalte und 800 Gewerbebetriebe im Kreisgebiet Zugang zu schnellem Internet bekommen. Bis Ende 2025 soll gebaut werden. Am Mittwoch war Spatenstich in Lastrup.
Im Gewerbegebiet an der Robert-Bosch-Straße wird bereits eifrig gebuddelt. Die Bauvorbereitungen sind seit Monaten im vollen Gange. Auch wenn die EWE an vielen Stellen auf vorhandene Infrastruktur zurückgreifen könne, würden die 37 im Landkreis eingesetzten Bautrupps viel zu tun bekommen, erklärt Michael Heidkamp, Marktreferent des Oldenburger Energie- und Digitalanbieters. "Um alle Haushalte und Unternehmen zu erreichen, sind über 1100 zusätzliche Tiefbaukilometer notwendig."
Nach vielen tristen Jahren, in denen er vor allem stockte, hat der Glasfaserausbau in der jüngsten Vergangenheit deutlich an Fahrt gewonnen. In den größeren Ortszentren liefern sich private Kommunikationsanbieter inzwischen sogar einen regelrechten Wettbewerb um die Kunden. Das neue, mittlerweile 4. Ausbauprojekt des Landkreises und seiner Kommunen rückt jetzt die ländlichen Gebiete in den Mittelpunkt. Nach seinem Abschluss sollen rund 28.000 Hausadressen über öffentlich geförderte Breitbandanschlüsse verfügen. Darunter seien zahlreiche Einzellagen, erklärt Petra Hinrichs, die das Vorhaben für den Kreis koordiniert. Etwa 10.000 Haushalte würden jedoch weiterhin als unterversorgt gelten. Sie müssten deshalb auf anderen Wegen, etwa durch Richtfunk, einen schnellen Zugang zur Datenautobahn erhalten.
365 Ausbaugebiete wurden festgelegt
Der Landkreis hatte im Vorfeld den Markt erkunden lassen und Adressen mit einer Internetgeschwindigkeit von weniger als 30 Mbit/s im Download ermittelt. Danach setzte er 365 Ausbaugebiete fest. Um die weißen Flecken von der Kreiskarte verschwinden zu lassen, werden in den nächsten Jahren rund 89 Millionen Euro investiert. Davon stellt der Bund 45 Millionen Euro an Fördermitteln bereit. Das Land Niedersachsen schießt 8 Millionen Euro hinzu. Die restlichen Kosten von rund 36 Millionen Euro tragen der Landkreis und die Städte und Gemeinden je zur Hälfte.
Landrat Johann Wimberg hob die gemeinsamen Bemühungen hervor. "Eine zukunftssichere Internetanbindung ist sowohl für private Haushalte als auch für Unternehmen ein bedeutender Standortfaktor. Man lebt wieder gerne auf dem Land, aber nur, wenn man nicht von der Welt abgeschnitten ist." Und weil eben das schnelle Internet so wichtig sei, hätten der Landkreis und die Städte und Gemeinden den Ausbau in die eigenen Hände genommen. Wimberg hob die finanzielle Beteiligung von Bund und Land hervor, betonte aber, dass der Breitbandausbau eigentlich nicht Aufgabe der Kommunen sei. "Doch ohne Förderung würden viele Haushalte noch sehr lange auf eine Anbindung warten." In der Vergangenheit hatte es bei ähnlichen Großprojekten immer wieder Ärger mit dem damals beauftragten Unternehmen gegeben. Den befürchtet Wimberg diesmal mit der EWE nicht. 120 Millionen Euro wird der Landkreis bis 2025 insgesamt in den Internetausbau investiert haben, 63 Millionen Euro davon sind Fördermittel. "Ohne Förderung kein Fortschritt", befand Petra Hinrichs.
Anschlüsse sind für Hausbesitzer kostenlos
Zum Einsatz kommt jetzt die sogenannte FTTH-Technologie. Der Glasfaseranschluss wird direkt bis ins Haus gelegt. Auf leistungsdämpfende Kupferkabel wird dagegen verzichtet. "Das garantiert sehr hohe und stabile Bandbreiten von bis zu 1000 Mbit pro Sekunde", erklärt Michael Heidkamp. Alle Haushalte und Firmen, die vom Ausbau profitieren können, würden von EWE frühzeitig über die Möglichkeiten informiert. Dies geschehe vor Baubeginn. Der Direktanschluss sei kostenlos. Eine Vertragspflicht bestehe nicht, betont Heidkamp. Der Manager rät deshalb allen Hausbesitzern, die ein Schreiben erhalten, auf jeden Fall zuzugreifen. "Das ist eine einmalige Chance, denn wer später einen Anschluss möchte, muss dafür tief in die Tasche greifen." Die Leitung soll später auch für andere Internetanbieter freigeschaltet werden.
Das Glasfasernetz ermöglicht im Gegensatz auch zu den mit VDSL hochgerüsteten Kupferkabeln praktisch unbegrenzte Bandbreiten. Dass jetzt die Regionen außerhalb der Ortslagen damit versorgt werden, bezeichnete Peer Beyersdorff vom Breitbandzentrum Niedersachsen-Bremen als zukunftsweisend. In die gleiche Kerbe schlug auch Barßels Bürgermeister Nils Anhuth. Der Vorsitzende des Städte- und Gemeindebundes im Landkreis brachte eine Milchkanne mit zum Spatenstich. Damit erinnerte er an eine umstrittene Aussage der früheren Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, die sich mit dem flächendeckenden Ausbau von 5G Zeit lassen wollte. 5G nicht an jeder Milchkanne? Das sieht Anhuth anders. Gerade im ländlichen Raum sei der Ausbau mehr als nötig, betonte er und lobte die Arbeit der Stabsstelle Wirtschaftsförderung beim Landkreis.
Gebaut werden wird an verschiedenen Stellen gleichzeitig. "Zuerst müssen wir das Verteilnetz schaffen", erklärt Heidkamp. Steht die Trasse geht es weiter zu den einzelnen Häusern. Die ersten Gewerbebetriebe sollen schon möglichst bald ans Netz gehen.
- Info: Die EWE schreibt alle Haushalte und Unternehmen, die einen Glasfaseranschluss bekommen können, frühzeitig vor Baubeginn in den jeweiligen Kommunen an.
- Der Glasfaseranschluss direkt ins Haus ist kostenlos und nicht an einen Vertrag mit der EWE gebunden.
- Informationen erhalten Interessierte im Internet unter www.lkclp.de (Wirtschaft & Gewerbe - Wirtschaftsinformationen - Breitbandausbau).