Schnee
Gästebuch: Es hat geschneit. Als wär’s Weihnachten. Auch in Cloppenburg verlängert ein festliches Gepränge die Weihnachtszeit.
Otto Höffmann | 15.02.2025
Gästebuch: Es hat geschneit. Als wär’s Weihnachten. Auch in Cloppenburg verlängert ein festliches Gepränge die Weihnachtszeit.
Otto Höffmann | 15.02.2025
Während dieser Beitrag sich bestens bemüht, zum Leben erweckt zu werden, rieselt draußen leise der Schnee. Der See liegt da auch still und starr. Wie im Lied. Cloppenburg ist endlich weiß. Abends noch grau und gries wie grämig. Morgens weiße Häubchen auf den Ästen. Es hat geschneit. Plötzlich Idylle. Der Schnee verschluckt die harten Schritte. Selbst die Menschen sprechen leiser. Als genössen sie die Stille, die Ruhe, den Frieden. Als wär’s Weihnachten. Dabei ist es schon 2 Wochen nach Lichtmess. Den christlich Geprägten unter uns sagt man ja nichts Neues: Die Weihnachtszeit ist nun endgültig vorbei seit dem 2. Februar. Kann man denn nicht trotzdem so tun als ob? Jetzt, wo der Schnee doch da ist. Bitte. Kann man nicht wieder ein Glühweinständchen aufbauen? Ein kleines? Mit ein bisschen Lebkuchen und Spekulatius. Mitten in der Innenstadt von Cloppenburg. Muss ja nicht gleich die ganze Schausteller-Corona sein. Nur das Gefühl, man will doch nur das Gefühl von Weihnachten spüren und den Duft und den Schnee auf der Haut, mitten im Gesicht, inmitten der Stadt, der singlefeindliche klingelfreudigen Heimatstadt. Und während man noch fleht und jammert und tüdelt und träumt, steigt ein Engel herab, ein blonder natürlich (alle Engel sind ja blond oder alle Blonden sind Engel?), jedenfalls steigt ein solch engelgleiches Wesen herab und haucht ganz gebungsvoll: „Schau doch mein Freund. Mein Lieber. Schau einfach oben. Dein Wunsch wurde gehört.“ Und während man noch folgt dem himmlischen Fingerzeig, öffnet sich das städtische Firmament und es erscheint: die Weihnachtsbeleuchtung. Nicht irgendein Lichterwerk. Kein Hexenwerk. Nein, die Cloppenburger Weihnachtsbeleuchtung. Der glänzende Ersatz für die tosende Eisbahn, das strahlende Dach für Wimmerts Torfsodenstreu. „Dass dieses festliche Gepränge Mitte Februar noch die Weihnachtszeit verlängert, ist der Stadtverwaltung hoch anzurechnen. Das würde nicht jede Behörde machen. Aber das ist eben Cloppenburg.“ Bahnengleich winden sich die Sternenstangen von der Spitze Richtung Erde. Übergroß versilberte und vergoldete Medizinbälle weisen den Weg zur Mühlenstraße ins Terra oder Capo oder geradewegs in Annas Eck. Und über allem einsam erstrahlend an der Spitze des virtuellen Berges der Stern, ein blütenweißer Herrnhuter Stern, kunststoffgehärtet, wetterfest und exklusiv. Dass dieses festliche Gepränge Mitte Februar noch die Weihnachtszeit verlängert, ist der Stadtverwaltung hoch anzurechnen. Das würde nicht jede Behörde machen. Aber das ist eben Cloppenburg. Feste machen wir. Man muss sie feiern, auch wenn sie nicht fallen. Zeigen, was man hat. Nur keine falsche Bescheidenheit. Laot doch 'n Kauh kossen! War ja auch das erste Mal, dass das Kunstwerk jetzt zur Geltung kam. Premiere sozusagen. War ja auch teuer genug. Kann man ja in diesem Zusammenhang ruhig mal sagen. Und dafür, mal ganz ehrlich, ist die Weihnachtszeit eigentlich doch zu kurz. Für das Geld. Oder? Die ersten Herrhunter Sterne mit einer bestimmten geometrischen Bauart bastelten einst heimwehkranke Internatsschüler, um die Trennung von ihren Eltern in der Adventszeit zu erleichtern. Es ist nämlich der Trennungsschmerz, der jedes Mal die Cloppenburger Beamten befällt, wenn sie an den Abbau denken. O weh, o weh, mein Sternenweh. Aber nützt`ja nix. Der Stern muss runter. Sonst denkt noch jeder, wir Doofis wüssten nicht, wann Weihnachten zu Ende ist. Aber das andere könnte man doch lassen. Vielleicht mit einem gebogenen oder halb liegenden oder sich räkelnden „C“ an der Spitze. Echt. Dann kann man immer noch mit Recht sagen: Weihnachtsbeleuchtung? Wieso Weihnachtsbeleuchtung? Nein, das muss so. Das war immer so. Und das wird auch so bleiben. Das ganze Jahr.Zur Person:
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