Rund um Lohne ist Geschichte erfahrbar
Lohner Landlust: Josef Schlarmann erklärt die Entwicklung der Region bei der Umrundung der Industriestadt.
Sonja Smalian | 03.08.2018
Lohner Landlust: Josef Schlarmann erklärt die Entwicklung der Region bei der Umrundung der Industriestadt.
Sonja Smalian | 03.08.2018
Entspannte Strecke: In knapp zwei Stunden lässt sich Lohne mit dem Rad einmal umrunden. Fotos: Smalian
In den Sommermonaten kommt Josef Schlarmann fast gänzlich ohne Auto aus. Dann steigt der 66-Jährige auf sein Pedelec batavus, um seine Termine zu erledigen. Dementsprechend gut kennt sich der „Ur-Lohner“, der im Alter von nur zehn Tagen von Steinfeld in die Industriestadt umzog, auf den Radwegen in und um die Stadt bestens aus. Los geht's am Lohner Bahnhof. Nur etwa drei, vier Minuten führt die Route entlang verkehrsreicher Straßen, dann biegt sie auf einen schattigen Radweg ab, der von Bäumen gesäumt wird. Auf diesem seien früher Züge gefahren, sagt Josef Schlarmann, denn zu Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt Lohne einen Güterbahnhof. „Als Kind haben wir immer an den Gleisen gestanden und die Anhänger gezählt“, erinnert er sich. Nach wenigen hundert Metern blicken auch die Anwohner des ehemaligen Bahndamms auf diese Periode in ihrer Heimat zurück und haben ein neues Schild aufgestellt: „Hauptbahnhof Gingfeld“ steht darauf. „Wer die Gegend mal verstehen will, der muss die Vergangenheit kennen“, sagt Schlarmann. Um Antwort zu finden, warum sich etwas so entwickelt hat. Der Lohner kennt die Region gut, denn ein Vierteljahrhundert hat er die Politik im Landkreis Vechta mitgestaltet. Den Streckenverlauf der Tour „Lohner Landlust“ findet er denn auch gänzlich ohne Beschilderung. Doch das Knotenpunktsystem führt auch Ortsunkundige sicher zum Ziel. Zusätzlich zu den Nummern weist ein grünweißes Piktorgramm mit dem Tournamen auf die Strecke an den Knotenpunkten hin. Die Route führt auf fast ebener Strecke in 25,6 Kilometern einmal um die Industriestadt herum. Das lässt sich ohne Weiteres in weniger als zwei Stunden schaffen. Doch am Wegesrand laden immer wieder kleine Hütten oder überdachte Picknickplätze zum Verweilen ein. Die Tour kreuzt die Lebensader der Region, die A1. Dann führt sie an mehreren Seen vorbei, die von Anglern genutzt werden. Sie seien durch den Bau der Autobahn entstanden, für die Sand benötigt wurde. Der Lokalpatriotismus macht dort auch nicht vor den Vogelkästen Halt: An einem prangt das Verkehrszeichen des Landkreises – VEC. Weiter geht es auf schattigen Wegen bis nach Märschendorf. Dort weist ein kleines, aber doch aufwendiges Schild auf die „Kaffeestraße“ hin. Der Name ist irreführend, denn einen Kaffee bekommt der Radler dort nicht. Die Route führt weiter am Schützenverein Bokern-Märschendorf vorbei, der fast an ein Fort aus einem Cowboy-Film erinnert. Zwischendrin passiert der Radler sehr gepflegte Wegekreuze am Rand, die an den starken katholischen Glauben vor Ort erinnern, dazwischen immer wieder Maisfelder. Denn rund zwei Drittel der Fläche des Landkreises seien agrarwirtschaftlich genutzt, sagt Schlarmann. Für Schomaker Reisen ist er seit rund zehn Jahren als Reiseleiter für Tagesfahrten durch den Landkreis Vechta tätig. Ein Job, der ihm viel Freude bringt. Außerdem engagiert er sich auch in seiner Heimatstadt. Er ist unter anderem Sprecher des Vorbereitungsteams „200 Jahre Kirchweihe St. Gertrud“. Immer wieder weist er auf geschlossene Gaststätten hin. Der Strukturwandel hat auch den Landkreis Vechta erreicht. Ebenso seien zahlreiche Tante-Emma-Läden inzwischen verschwunden. Schlarmann freut es aber, dass zumindest ein Brauch weiterhin gelebt wird. „Viele kleine Dörfer feiern noch ihre eigenen Feste.“Fakten
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