RKI-Experte aus Lohne wirbt für's Impfen

Zu einem besonderen Onlineseminar hatte unlängst der Rotary Club Diepholz-Vechta eingeladen. Dr. Ole Wichmann vom Robert-Koch-Institut referierte über die Wichtigkeit des Impfens, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Wichmann ist in Lohne aufgewachsen und hat dort 1992 sein Abitur gemacht.

Wichmann, der an der Berliner Charité habilitierte und das Fachgebiet Impfprävention leitet, berichtete über die derzeitige Lage der Impfstoffe. Über 150 Teilnehmer hörten zu, wie die derzeitige Durchführung der Impfung erfolgt: Aktuell werden von Impfzentren und mobilen Impfteams aus das Vakzin verteilt. Impfzentren seien unter anderem wegen der komplexen Lagerbedingungen der mRNA-Impfstoffe bei Tiefkühltemperaturen erforderlich.

Wegen des anfänglichen Impfstoffmangels erfolge die Impfung in der Reihenfolge der am meisten Gefährdeten. Das seien insbesondere Bewohner von Altenpflegeheimen beziehungsweise generell Menschen im Alter von mehr als 80 Jahren. Deren Risiko, tödlich an Covid-19 zu erkranken, sei 17-mal so hoch wie in der Normalbevölkerung, erläuterte Wichmann.

Im weltweiten Vergleich steht Deutschland nicht schlecht da, sagt Wichmann

Vorrangig geimpft werden solle auch das Personal in Altenpflegeheimen sowie medizinisches Personal. Alle anderen Grunderkrankungen von Organen wie Herz oder Lunge sowie Krebs hätten nur eine höchstens vierfach höhere Sterblichkeit.

Mit den mRNA-Impfstoffen müssen zwei Impfungen im Abstand von 21 bis 28 Tagen erfolgen, maximal dürfen 42 Tage zwischen den Spritzen liegen. Zur Dauer des Impfschutzes kann man aktuell noch nichts sagen. Für Wichmann ist die Lockerung der Beschränkungen im Rahmen des Lockdowns nach den Sterbezahlen und der Bettenauslastung der Intensivstationen zu richten; nicht nach den erreichten Impfquoten.

Wenn nicht noch weitere Produktionsengpässe auftreten, gebe es eine Chance, dass sich alle Impfwilligen bis Ende des Sommers impfen lassen könnten, sagte er. Die Impfsituation wird sich durch gesteigerte Produktionskapazitäten der bereits zugelassenen Impfstoffe, sowie durch neue Impfstoffe - zum Beispiel vom Tübinger Unternehmen CureVac - verbessern, gab der Professor zu bedenken.

Wichmann gibt eine eindeutige Impfempfehlung, nicht nur für die derzeit hoch priorisierten Personengruppen. Auch jüngere Menschen können potenziell schwer an Covid-19 erkranken oder unter den als "Long Covid" bekannten Nachwirkungen leiden, gab er zu bedenken. Der Experte bedauert den schleppenden Impfstart, wies aber darauf hin, dass im weltweiten Vergleich Deutschland aktuell an sechster Stelle bei den Impfungen gegen Covid-19 liege.

Impfstoffe könnten an Mutationen angepasst werden

Irgendwann werde die Pandemie beendet sein, aber SARS-CoV-2 werde vermutlich bleiben, was regelmäßige Impfungen notwendig machen könnte. Diese seien von der Schutzdauer des Vakzins und den Veränderungen des Virus abhängig. Neue Impfstoffe ließen sich innerhalb weniger Monate an neue Virusmutationen anpassen.

Abschließend bedankte sich Helmut Weiß, Präsident des Rotarierclubs Diepholz-Vechta, für den Vortrag und das Engagement des Referenten - gerade mitten in der jetzigen Phase - und zog nach vielen beantworteten Fragen das Fazit des Abends: "Nach so viel geballter Fachinformation aus erster Hand relativiert sich manches. Man hat mehr Verständnis und kann komplexe Sachverhalte viel besser einordnen."

Zur Erinnerung der Heimat des Referenten überreichte Präsident Weiß ein "Konzentriertes Restitutions-Fluid" aus Sulingen.