Für eine Beteiligung an Bildungsangeboten werde sprachliche Bildung in der frühen Kindheit immer wichtiger, so Timm Albers, Professor für „Inklusive Pädagogik“ an der Universität Paderborn, jüngst auf dem 8. Fachtagung Frühförderung in der Katholischen Akademie Stapelfeld. Das berichtet der Caritas-Verband für Oldenburg in einer Pressemitteilung.
Chancengerechte Bildung von Kindern aus benachteiligten Familien, wie zum Beispiel Migrationsfamilien, erfordere eine gute Qualität in der Frühförderung, in Kita und Schule. Im Übergang zur Schule hätten solche Kinder ein höheres Risiko, separiert zu werden, sagte Albers. Auf Einladung der „Landesarbeitsgemeinschaft Eingliederungshilfe“ der Caritas in Niedersachsen waren rund 130 Fachkräfte aus ganz Niedersachsen gekommen.
Es gibt keine einheitliche Umgangsmethode mit allen Familien
Der Erziehungswissenschaftler Albers sprach dabei über kultursensible Kommunikation und die Zusammenarbeit mit Eltern – ein Thema, das angesichts von immer mehr Kindern aus Migrationsfamilien in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt. Aber er räumte ein: „Familien sind total unterschiedlich. Daher kann ich Ihnen kein Patentrezept mitbringen.“
Durch Migrations- und Flüchtlingsbewegungen gebe es in unserer Gesellschaft eine zunehmende sprachliche und kulturelle Vielfalt. Die Fachwelt habe dafür inzwischen den Begriff der „superdiversen Kindheiten“ geprägt. „Wir müssen in der Frühförderung einen stärkeren Fokus auf Kinderschutz, Kinderrechte und Inklusion legen“, forderte Albers.
Denn Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen besuchen frühkindliche Bildungs- und Betreuungsangebote seltener als andere Kinder. Bildungspolitiker hätten das immer mehr erkannt und in den letzten Jahren auf Landes- und Bundesebene mehrfach Mittel bereitgestellt, um familiengerechte Programme zu entwickeln. Für Familien mit Migrationshintergrund sei der Besuch ihres Kindes in einer frühkindlichen Einrichtung nach eigenen Aussagen mit vielen Vorteilen verbunden. Ihre Kinder bauten Kontakte zu anderen Kindern auf, hätten viele Spielmöglichkeiten und könnten leicht Deutsch lernen. Und die Eltern bekämen Sozialkontakte, lernten andere Kulturen kennen und bekämen Einblicke in das hiesige Erziehungs- und Bildungssystem.
Zusammen mit Familien müssen Erwartungen und Wünsche abgesprochen werden
Um eine positive Zusammenarbeit mit solchen Familien gestalten zu können, sei es von großer Bedeutung, die Familien nach ihren Erwartungen zu befragen und die Wünsche abzustimmen.
Der Blick auf das Kind und seine Familie sollte dabei von Wertschätzung geprägt sein. Sie drücke sich schon darin aus, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Frühförderung einige Worte in der Sprache des Kindes beherrschen oder den Namen der Eltern richtig aussprechen könnten.
Kulturelle Vielfalt und vorurteilsfreies Handeln können nur gelingen, wenn auf allen Ebenen Barrieren oder Ressourcen analysiert und reflektiert würden und mit allen Akteuren – der Frühförderung, dem Kitaträger, Familien, dem Team und den Kindern – zusammengearbeitet würde. „Kulturelle Vielfalt sollten wir als Ressource verstehen und sie nicht liegen lassen“, mahnte der Pädagoge.
Nach dem Vortrag des Professors schlossen sich Workshops zu Themen wie Autismus, Deeskalation oder zur Marte-Meo-Methode an. „Moderierte Runde Tische“ war der Vortrag von Dr. Andrea Liehs (Moers) überschrieben.