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Polizei schnappt professionelle Diebesbande

Ermittlungsgruppe aus Cloppenburg nimmt vier Männer fest, die im gesamten Norden Alufelgen geklaut haben.

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Sichergestelltes Diebesgut: Ein Container voller Rasenmäher. Foto: Polizeiinspektion CLP/VEC

Sichergestelltes Diebesgut: Ein Container voller Rasenmäher. Foto: Polizeiinspektion CLP/VEC

Den letzten Tag der deutschen Einheit wird Reinhard Holtwessels so schnell nicht vergessen. „Von 15 nagelneuen Autos fehlten die Felgen“, berichtet er. Nur Fahrzeuge mit besonders teuren 20- und 21-Zoll-Alufelgen hätten sich die Täter ausgesucht. „Für normale 18-Zöller haben die sich nicht interessiert“, sagt der Serviceberater. Durch den Diebstahl sei seinem Arbeitgeber Volvo Riemann in Cloppenburg über 90 000 Euro Schaden entstanden.

Der Einbruch in das Autohaus vom vergangenen Herbst ist nur einer von vielen im gesamten Norden, der einer vierköpfigen professionell agierenden Bande angelastet wird, die die Polizei jetzt festgenommen hat. Die Männer im Alter zwischen 27 und 50 Jahren sitzen seit dem 20. Februar in Untersuchungshaft.

Tag zuvor drangen Polizisten in Niedersachsen, Schleswig- Holstein, Hamburg und Bremen um sechs Uhr morgens, zum Teil mit Unterstützung von Spezialeinsatzkräften (SEK), zeitgleich in 15 Wohn- und Geschäftshäuser ein. Wie die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta mitteilt, sicherte sie so umfangreiches Diebesgut und Beweismaterial. Transportfahrzeuge und Räumlichkeiten mussten demnach eigens angemietet werden, um die Fülle der beschlagnahmten Gegenstände unterbringen zu können. Auf sich aufmerksam machten die Tatverdächtigen erstmals im Herbst 2018, als fünf hochwertige Autos im Bereich Großenkneten entwendet wurden. Im Landkreis Cloppenburg folgten Einbrüche, bei denen Baumarktartikel und Aufsitzrasenmäher gleich palettenweise geklaut wurden. Polizeibeamte aus Wildeshausen und Cloppenburg richteten eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe bei der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta ein. Die Kripobeamten kamen den Männern auf die Schliche und ermittelten Taten im gesamten westlichen norddeutschen Raum.

Alle Bremsscheiben sind beschädigt: Der Volvo-Neuwagen muss wegen des unprofessionellen Aufbockens teuer repariert werden.Alle Bremsscheiben sind beschädigt: Der Volvo-Neuwagen muss wegen des unprofessionellen Aufbockens teuer repariert werden.

Vor allem hochwertige Alufelgen von exklusiveren Automarken, die nicht ganz so häufig am Markt vertreten sind und knapp gehandelt werden, suchten sich die Täter aus, wie beispielsweise Volvo in Cloppenburg. Der letzte Diebstahl dieser Art ereignete sich erst vor kurzem bei einem Jaguar- und Landrover-Händler in Oldenburg. Der Schaden soll fast 200 000 Euro betragen haben. Was die Autohändler am meisten ärgert: Es sind nicht die Alufelgen, die die hohe Schadenssumme verursachen – es war die grobe Vorgehensweise der sonst geübten und professionell agierenden Täter. „Die haben die Autos in der Mitte des Schwellers aufgebockt und nicht an den dafür vorgesehenen Punkten“, berichtet Volvo-Serviceberater Reinhard Holtwessels aus Cloppenburg. Die Schweller seien dadurch eingedrückt worden. Einige Autos seien durch die rabiate Vorgehensweise am Lack beschädigt worden und hätten nicht mehr als neu verkauft werden können, berichtet er weiter.

Täter schrecken auch vor Brandstiftungen nicht zurück

Bei anderen Autohäusern warfen die Täter nach Informationen dieser Zeitung sogar Scheiben der Fahrzeuge ein, um an die Schlüssel für die Radmuttern zu kommen. Hier war der Schaden noch höher. Die Polizei geht von einer Gesamtschadenssumme von mehreren hunderttausend Euro aus. Die Ermittlungen hierzu und zur Auswertung des sichergestellten Diebesgutes dauern aber noch an.

Geklärt werden muss auch, für welche Taten die Bande sich alles verantworten muss. So wurde in Bremen in eine Lagerhalle eingebrochen und Bauartikel im Werte von 50 000 Euro entwendet. Auch ein Luxusauto für 90 000 Euro sollen die Männer geklaut haben.

Den Tatverdächtigen eilt nach Informationen dieser Zeitung der Ruf voraus, „berufskriminell“ zu sein und sie sollen auch vor Brandstiftungen nicht zurückgeschreckt haben. So brannten drei Autos in Bremen, ebenso ein Wohnhaus im Bereich Ahlhorn, das mit den Tätern in Verbindung gebracht wird. Versicherungsbetrug soll nach Informationen dieser Zeitung hier das vermutete Motiv sein. Ganz in der Nähe wohnt auch die Mutter eines Tatverdächtigen. Auch hier soll die Polizei fündig geworden sein. Neben der Auswertung und Zuordnung von Diebesgut sind die Beamten der- zeit auch damit beschäftigt, Ermittlungen gegen mutmaßliche Unterstützer und Abnehmer der Tatverdächtigen zu führen

Markus Scharf, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta ist froh, „dass die langwierigen und umfangreichen Ermittlungen zu einem solchen Erfolg geführt haben.“ Er geht davon aus, dass „im Zuge der weiterführenden Ermittlungen weitere Straftaten“ aufgeklärt werden können.

Froh ist auch Reinhard Holtwessels, dass die Bande gefasst ist und die Autohäuser der Region nicht mehr um die Felgen ihrer Neuwagen fürchten müssen.

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