Zielstrebig und offen für Neues – so lässt sich der Weg von Rebecca Behrends beschreiben. Schon früh wusste sie, wohin sie möchte: Nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau entschied sie sich für ein betriebswirtschaftliches Studium und sammelte parallel dazu praktische Erfahrung im Berufsleben. Der Wunsch, danach internationale Einblicke zu gewinnen, war bereits klar formuliert – doch die Corona-Pandemie stellte diesen Plan unerwartet auf den Kopf. „Rückblickend muss ich sagen, sollte alles so sein“, sagt sie. Denn anstatt ihre Koffer für das Ausland zu packen, entschied sie sich stattdessen für einen anderen großen Schritt: den Umzug aus ihrer Heimat Bayern nach Damme und den beruflichen Einstieg bei der Zerhusen Kartonagen GmbH.
„Wellpappe war schon immer mein Ding“, sagt die junge Frau. So begann sie 2013 eine Ausbildung zur Industriekauffrau in einem Betrieb bei einem Wellpappenhersteller und -verarbeiter in Bad Wörishofen. Nach dem Abitur direkt ins Berufsleben zu starten, war eine bewusste Entscheidung. Auch das anschließende betriebswirtschaftliche Studium nahm Rebecca mit Überzeugung in Angriff, auch wenn sie parallel bei einem Verpackungshändler arbeitete und damit eine doppelte Belastung zu meistern hatte. „Die Nähe zur Praxis war mir immer wichtig. In der Zeit habe ich mich selber sehr gut kennengelernt, weil ich aus meiner Komfortzone herausgekommen bin.“
Mit ihrer Position geht viel Verantwortung einher
Mutig zu sein und einen Schritt weiter zu gehen hat sie schlussendlich dort hingeführt, wo sie sich heute wohlfühlt und glücklich ist. „Ungeplante Abzweigungen oder schwierige Entscheidungen öffnen oft Türen, die man vorher nicht gesehen hat.“ Auch wenn sie ihre Familie und ihr gewohntes Umfeld verlassen hat, war es für Rebecca eine gute Entscheidung. „Ich habe viel gelernt und bin sehr froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe“, sagt sie. Ihre Kollegen und ihre Leidenschaft für den Sport haben ihr geholfen, trotz der Pandemie Anschluss zu finden. Dass Rebecca nun den Rohstoffeinkauf leitet, ist sowohl ihrem Ehrgeiz, aber auch dem Wunsch, an etwas mitzugestalten, zu verdanken sowie dem großen Vertrauen der Familie Zerhusen.
Zuvor hat sie über vier Jahre in der Verkaufsabteilung gearbeitet und hier viel Erfahrung gesammelt. „Ich bin gefördert und gefordert worden, ich habe es aber selbst aktiv und bewusst gewollt.“ Aus diesem Grund hat Rebecca nicht lange gezögert, als ihr die Rohstoffeinkaufsleitung angeboten wurde. Mit dieser Tätigkeit geht viel Verantwortung einher. Eine intensive Einarbeitungszeit hat ihr aber geholfen, sich Stück für Stück einzufinden.
„Ich muss nicht härter oder lauter sein, um ernst genommen zu werden.“
Rebecca Behrends
„Verpackung und Papier gehören schon immer zu mir, deswegen habe ich mich sehr darüber gefreut.“ Inzwischen tritt sie mit dem nötigen Selbstbewusstsein in Verhandlungen auf und führt diese souverän. „Ein gewisser Respekt vor der Situation bleibt immer – und das ist auch wichtig“, sagt sie mit einem Lächeln.
Schlüsselmomente hat Rebecca auch erlebt und wird gelegentlich nach wie vor damit konfrontiert. Hier folgt sie jedoch einer wichtigen Erkenntnis. „Ich muss nicht härter oder lauter sein, um ernst genommen zu werden.“ Sie setzt auf Klarheit, Empathie und Intuition. „Ich sehe diese oft als weiblich bezeichneten Eigenschaften als meine größte Stärke an.“ Ihr bisheriger Weg hat ihr gezeigt, dass diese Eigenschaften oft die Stärke sind, die sie braucht. „Gerade in einem Umfeld, das lange von männlichen Rollenbildern geprägt war. Natürlich kann ich mich durchsetzen, aber es müssen nicht immer die harten Ellenbogen sein. Man kann als Frau sichtbar, wirkungsvoll und authentisch zugleich sein“, sagt sie. „Wichtig ist vor allem, inhaltlich sicher zu sein und mit Sachlichkeit zu überzeugen.“
Diese Erfahrung hat Rebecca besonders bei einem Verhandlungsgespräch mit einem externen Partner gemacht. Obwohl sie die fachliche Verantwortung trug, richtete sich der Gesprächspartner zunächst ausschließlich an ihren männlichen Kollegen. Mit ihrer ruhigen Art sowie mit sachlicher Sicherheit machte sie schließlich deutlich, dass sie die Verhandlungsführerin ist. „Heute gehe ich mit einem anderen Mindset in solche Termine. Ich bringe mich von Anfang an selbstbewusst und fachlich ein, das bewirkt mehr als jede harte Fassade“, sagt sie.
„Die Vielseitigkeit meines Berufs macht mich glücklich.“
Rebecca Behrends
Rebecca mag die Vielfalt in ihrem Beruf, allem voran schätzt sie den Rückhalt ihres Teams, das sie führt. Hier verknüpft die junge Frau auch gerne die Arbeit und ihre Leidenschaft – den Sport. „Wir haben schon gemeinsam an Teamsport-Events teilgenommen – das fördert das Wir-Gefühl. Die Mischung aus operativen Aufgaben, strategischem Weitblick und Teamverantwortung macht meine Rolle spannend, vielseitig und herausfordernd – genauso, wie ich es mir wünsche.“
Schon in der Grundschule stand für sie fest: Es soll ein Gymnasium mit Wirtschaftszweig sein. Früh war klar, dass sie Strukturen verstehen, Abläufe organisieren und Wirtschaft aktiv mitgestalten möchte. „Die Vielseitigkeit meines Berufs macht mich glücklich.“ Für Rebecca war und ist es immer wichtig, sich immer selbst treu zu bleiben. Das möchte sie auch anderen Frauen mit auf den Weg geben. „Es muss nicht alles perfekt sein. Viel wichtiger ist es, neugierig zu bleiben, sich weiterzuentwickeln und den eigenen Stil zu finden. Dafür braucht es Mut, seine Stärken auszutesten und auch mal über den eigenen Schatten zu springen.“ Für Rebecca ist es zudem sehr wichtig, sich mit anderen auszutauschen und Erfahrungen zu teilen. „Man muss nicht alles alleine schaffen. Inspirierende Gespräche sind eine gute Kraftquelle. Gegenseitige Unterstützung sind Zeichen von Stärke und Weitblick. Ich bin offen und nehme Chancen gerne wahr.“
Stillstand kommt für die Powerfrau nicht infrage. Ob privat, sportlich oder beruflich, Rebecca steckt sich stets Ziele und stellt sich Herausforderungen. Um beruflich weiterzukommen, nimmt sie dafür regelmäßig an Fortbildungen teil. Ihre Leidenschaft für Papier und Wellpappe ist und bleibt dabei ihr Antrieb.
Hintergrund:
- Die OM-Medien zeichnen 2025 zum vierten Mal eine Entscheiderin aus dem Oldenburger Münsterland, die in besonderer Weise die gesellschaftliche Entwicklung vorantreibt, mit dem Award. „OM-Zukunftsmacherin“ aus.
- In der Berichterstattung vorab stellen wir in diesem Jahr vor allem Frauen vor, die sich auch ehrenamtlich engagieren.
- Unterstützt wird das Projekt OM-Zukunftsmacherin von den Firmen Südbeck, Grimme, Bergmann, Wernsing, Zerhusen und der LzO.
- Gekürt wird die Preisträgerin von einer Jury. Ihr gehören Silvia Breher (Parlamentarische Staatssekretärin und CDU-Bundestagsabgeordnete, Lindern), Christine Grimme (Grimme Gruppe, Damme), Dr. Jutta Middendorf-Bergmann (Ludwig Bergmann GmbH, Goldenstedt) und Annette Vetter (Leiterin Bereich Personal, Landessparkasse zu Oldenburg) an. Für OM-Medien ist die stellvertretende Chefredakteurin Anke Hibbeler dabei.
- Die Auszeichnung findet am 19. Juni (Donnerstag) im OM-Medienhaus in Emstek statt. 2022 vergab die Jury den Award an Sarah Dhem aus Lastrup; 2023 an Marion Schouten aus Cloppenburg; 2024 an Stephanie Barlage aus Dinklage.
- Alles zur Vorgeschichte, zur Jury und zu Vernetzungsmöglichkeiten finden Sie hier.