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OM-Zukunftsmacherin 2024: Silke Hanneken leistet Pionierarbeit in Fußballvereinen

Am 23. Mai wird in Emstek die dritte OM-Zukunftsmacherin gekürt. Mehr als 120 starke Frauen werden zur Preisverleihung eingeladen. Eine von ihnen ist Silke Hanneken, die dem SV Thüle vorsitzt.

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Gefühl für den Ball: Silke Hanneken hat selber Fußball gespielt, selber Fußball trainiert, ist Vorsitzende des SV Thüle und stellvertretende Cloppenburger Kreisvorsitzende des NFV. Foto: Hahn

Gefühl für den Ball: Silke Hanneken hat selber Fußball gespielt, selber Fußball trainiert, ist Vorsitzende des SV Thüle und stellvertretende Cloppenburger Kreisvorsitzende des NFV. Foto: Hahn

„Wie schaffst du das alles?“, ist eine Frage, die Silke Hanneken schon oft gehört hat. Die 44-jährige Thülerin ist alleinerziehende Mutter von zwei Fußballjungs im Alter von 10 und 16, arbeitet als Bürokauffrau und geht mit Herzblut ihrem Ehrenamt als erste Vorsitzende des Sportvereins Thüle und stellvertretende Cloppenburger Kreisvorsitzende des Niedersächsischen Fußballverbands (NFV) nach. Als wenn das nicht schon genug wäre, macht sie noch selber Sport, trifft sich mit Freunden und geht, um sich zu entspannen, leidenschaftlich gerne auf Heavy-Metal-Festivals.

Als Antwort zuckt Hanneken nur mit den Schultern. Sie trägt eine schwarze Lederjacke und wirkt damit noch tougher als sowieso schon. Alles unter einen Hut zu bringen, ist schon herausfordernd, gibt sie zu. Und winkt im nächsten Moment ab: „Ich denke da nicht lange drüber nach.“ Sie sei einfach niemand, der den ganzen Tag zu Hause herumsitzen kann. „Da wird mir schnell langweilig.“ Stattdessen lautet ihr Motto: „Einfach mal machen, könnte ja gut werden.“ Angst vorm Scheitern hat Hanneken dabei nicht. „Wenn's mal schiefläuft, läuft es halt schief.“

Erste Frau als Vorsitzende des SV Thüle und im Kreisvorstand des NFV

Lange überlegt habe sie auch nicht, als sie mit 5 Jahren in den SV Thüle eintrat, um Fußball zu spielen. „Es gab hier nichts anderes.“ Nach und nach haben der Fußball und der Verein dann immer mehr Platz in ihrem Leben eingenommen – Thekendienst im Vereinsheim, Betreuerin der Mädchenmannschaft … 2009 übernahm Hanneken ihren ersten Vorstandsposten und wurde Jugendobmann beziehungsweise -frau. Selbst als sie für ein paar Jahre in Oldenburg gelebt und in Littel trainiert hat, habe sie die Vereinsarbeit in Thüle nie schleifen lassen.

Probleme, sich durchzusetzen, hat Silke Hanneken in der Männerdomäne Fußball nicht. Foto: HahnProbleme, sich durchzusetzen, hat Silke Hanneken in der Männerdomäne Fußball nicht. Foto: Hahn

Dabei nur unter Männern zu sein, ist sie gewohnt. „Für ein Jahr hatten wir mal eine Schriftführerin“, erinnert sich Hanneken, die sich wünschen würde, mehr Frauen in den Vorständen der Fußballvereine zu sehen. Durch ihre Tätigkeit als Kreisauswahltrainerin wurde sie 2019 gefragt, ob sie den Posten als stellvertretende Kreisvorsitzende beim NFV übernehmen möchte. Sie wollte – und ist damit die erste Frau im Vorstand in der 75-jährigen Geschichte des Kreisverbands. Auch in ihrem Heimatverein wurde sie vor 3 Jahren zur ersten weiblichen Vorsitzenden gewählt. Diese Pionierarbeit erfüllt sie mit Stolz.


Alle Informationen zur Zukunftsmacherin 2024 finden Sie auf unserer Themenseite.


Als Ehrenamtsbeauftragte beim NFV ist es ihre Aufgabe, engagierte Vereinsmitglieder bei Sportbällen oder Jubiläen zu ehren. „Ich kriege mit, was Frauen alles leisten und sehe, dass sie oft vergessen werden“, beobachtet die 44-Jährige, die Frauen gerne mehr Wertschätzung ermöglichen möchte. Generell liege ihr das Ehrenamt am Herzen. Doch es werde immer schwieriger, freiwillige Helfer oder Helferinnen zu finden. Oft sind es noch die Mütter, die ihre Kids zu Spielen begleiten, weiß Hanneken. Die könnten dann doch auch einen Posten übernehmen. Meistens trauen sie sich das aber nicht zu, schildert die Vorsitzende, die im Vereinsleben gezielt Frauen anspricht.

Sie will anderen Frauen Mut machen. Denn Probleme, sich durchzusetzen, hat sie in der Männerdomäne Fußball nicht. „Ich bin von der Art her schon laut und forsch“, sagt Hanneken über sich selbst. Ihr Jüngster nennt sie „Oberbossin“ des SV. Negative Erfahrungen kann sie an einer Hand abzählen. Spöttische Fragen, ob sie die Frauenquote erfüllen müsste, belächelt die Thülerin bloß. Auch als sie bei einem Fußballspiel ihres Sohnes am Spielfeldrand von einem Trainer mal zu hören bekam, dass sie ja eh keine Ahnung von Fußball habe, habe sie das nicht ernst nehmen können. „Frauenfeindliche oder ausländerfeindliche Sprüche gehen gar nicht. Selbst wenn die Emotionen beim Spiel hochkochen“, weiß die Fußballexpertin.

Seit ihrem 5. Lebensjahr ist Silke Hanneken Vereinsmitglied. Für ihren SV Thüle engagiert sie sich mit Herzblut. Foto: HahnSeit ihrem 5. Lebensjahr ist Silke Hanneken Vereinsmitglied. Für ihren SV Thüle engagiert sie sich mit Herzblut. Foto: Hahn

„Nach vorne preschen, statt zu resignieren“, beschreibt die 44-Jährige ihre Art und lacht. „Typisch Widder.“ Im Frauenfußball würden die Spielerinnen nach einem Foul auch direkt wieder aufstehen. Warum der nicht so gehypt wird, kann Hanneken sich nicht erklären. Auch hier fehle die Wertschätzung. „Immerhin kriegen sie kein Kaffeeservice mehr“ – so geschehen nach dem EM-Titel der deutschen Fußball-Frauen 1989. „In den letzten Jahren bessert es sich“, beobachtet die Vorsitzende. Gerade erst habe in Thüle das Pokalspiel der Frauen mit Stadionsprecher und Co. stattgefunden. Nun blickt der Verein dem Kunstrasenplatz entgegen, der Ende des Jahres als erster im Friesoyther Stadtgebiet gebaut werden soll. Danach stehen noch der Umbau und Anbau des alten Vereinsheims an, erzählt Hanneken von ihren nächsten Mammutprojekten. Aber Langeweile kann sie schließlich eh nicht leiden.


Hintergrund:

  • Die OM-Medien zeichnen 2024 zum dritten Mal eine Entscheiderin aus dem Oldenburger Münsterland, die in besonderer Weise die gesellschaftliche Entwicklung vorantreibt, mit dem Award „OM-Zukunftsmacherin“ aus.
  • Unterstützt wird das Projekt OM-Zukunftsmacherin dabei von den Firmen Südbeck, Pöppelmann, Grimme, Bergmann, Wernsing, Zerhusen und der LzO. 
  • Gekürt wird die Preisträgerin von einer Jury. Ihr gehören Silvia Breher (CDU-Bundestagsabgeordnete, Lindern), Christine Grimme (Grimme Gruppe, Damme), Tanja Sprehe (Bereichsleiterin Marketing & Innovation, Pöppelmann, Lohne), Dr. Jutta Middendorf-Bergmann (Ludwig Bergmann GmbH, Goldenstedt) und Annette Vetter (Leiterin Bereich Personal, Landessparkasse zu Oldenburg) an. Für OM-Medien ist die stellvertretende Chefredakteurin Anke Hibbeler dabei. 
  • Die Auszeichnung findet am 23. Mai im OM-Medienhaus in Emstek statt. 2022 vergab unsere Jury den Award an Sarah Dhem aus Lastrup; 2023 an Marion Schouten aus Cloppenburg.
  • Alles zur Vorgeschichte, zur Jury und zu Vernetzungsmöglichkeiten finden Sie hier.

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