OM-Zukunftsmacherin 2024: Frantje Hemmen lässt sich nicht unterbuttern
Am 23. Mai wird in Emstek die dritte OM-Zukunftsmacherin gekürt. Mehr als 120 starke Frauen werden zur Preisverleihung eingeladen.
Tanja Schulte-Saß | 22.04.2024
Am 23. Mai wird in Emstek die dritte OM-Zukunftsmacherin gekürt. Mehr als 120 starke Frauen werden zur Preisverleihung eingeladen.
Tanja Schulte-Saß | 22.04.2024
Das Lager ist ihr Metier: Frantje Hemmen hat hier viel verändert und Prozesse optimiert. Foto: Tanja Schulte-Saß
Junge Frauen in einer Führungsposition, in der sie fast ausschließlich von Männern umgeben sind, sind ein Paradebeispiel dafür, dass jeder, egal welchen Geschlechts, seinen Weg gehen kann. Auch dann, wenn dieser Weg nicht immer geradeaus geht. Frantje Hemmen ist so ein Beispiel. Die 27-Jährige ist Abteilungsleiterin des technischen Lagers bei der Wernsing Feinkost GmbH. „Ich fand den Lebensmittelbereich schon immer spannend“, erzählt sie und begann nach ihrem Abitur ein Studium im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen – Lebensmittelproduktion. Kurz vor der Bachelorarbeit musste sie das Studium allerdings aufgrund einer nicht bestandenen Prüfung unfreiwillig abbrechen. „Ich dachte damals, mein beruflicher Weg ist zu Ende“, schmunzelt sie. Ihr war aber bewusst, dass sie irgendetwas machen musste. Kurzerhand bewarb sie sich auf einen Ausbildungsplatz als Industriekauffrau bei Wernsing. Mit Erfolg, denn nur wenige Tage später war bereits ihr erster Arbeitstag. Das ist nun 5 Jahre her. Rückblickend sollte das alles vielleicht so kommen, wenn man bedenkt, wo sie heute steht. Das Studium sollte keine verlorene Zeit gewesen sein, ihre Ausbildung konnte Frantje Hemmen dadurch auf 2 Jahre verkürzen. Wegen der Pandemie und der Tatsache, dass die Auszubildenden die Abteilungen nicht mehr wechseln durften, blieb sie in ihrer zweiten Station stecken, dem technischen Einkauf. „Das war kein Nachteil, ganz im Gegenteil, mir hat das sehr viel Spaß gemacht.“ Schnell bekam sie eigene Projekte, begleitete eigenständig Warengruppen und merkte, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Hier bekam sie dann erste Berührungspunkte mit dem Lager. Bei alteingesessenen Kunden oder Vertriebsmitarbeitern musste sie sich als junge Frau durchsetzen. „Mir wurde bei dem einen oder anderen Gespräch suggeriert, dass ich hier eigentlich nichts zu suchen habe“, erzählt sie. Das hält die taffe Frau aber nicht ab; im Gegenteil, sie wächst an solchen Situationen. „So etwas triggert mich“, gibt sie zu. Ihr Anspruch, immer das Beste zu geben und sich nicht „unterbuttern“ zu lassen, reizen die selbstbewusste Frau. „Man muss durchsetzungsstark sein, sonst weiß das Umfeld ganz schnell, wo die Schwachpunkte sind“, sagt sie. Selbstbewusstsein und Durchsetzungsstärke waren Eigenschaften, die ihr zugutekamen, als ihr nach ihrer Ausbildung und einiger Zeit im IT-Einkauf die Leitungsposition im technischen Lager angeboten wurde. „Das war ein großer Vertrauensbeweis. Natürlich war es anfangs nicht ganz einfach, als junge Frau in einer Führungsrolle nur unter Männern. Da muss man sich behaupten und sich Respekt erarbeiten“, erinnert sie sich. „Mittlerweile wissen meine Kollegen aber, wie ich bin und wie ich ticke. Sie haben alle verstanden, dass sie sich auf mich verlassen und mit allem zu mir kommen können“, sagt sie. Mittlerweile bekommt sie nur noch manchmal von Externen das Gefühl, unterschätzt zu werden. Frantje Hemmen ist energiegeladen, konsequent und legt bei ihren Projekten ein strammes Tempo an den Tag. Das Lager hat mittlerweile nach einigen Veränderungen ihre Handschrift. Eine Herausforderung war für sie, ihre Kollegen im gleichen Tempo mitnehmen zu können, schließlich war die personelle Ebene als Führungskraft Neuland für sie. „Personalführung kannte ich bis dahin nicht“, erinnert sie sich. Kommunikation, Tempo, Empathie, alles Dinge, die sie auf die neuen Aufgaben bezogen lernen musste. Als Frau hat sie sicherlich einen anderen Führungsstil, Hierarchie liegt ihr nicht. „Ich bin freundschaftlich auf einer Ebene mit meinen Kollegen. Für mich sind es Kollegen und keine Angestellten. Am Ende wissen aber alle, dass ich das Sagen habe“, sagt sie. Dass die junge Frau eine hohe Taktzahl an den Tag legt, zeigt auch, dass sie nebenberuflich wieder online studiert. „Ich lerne dann abends oder an den Wochenenden“, sagt sie wie selbstverständlich. „Ich bin ehrgeizig. Wenn ich etwas will, dann bin ich voll dabei.“ Sie hofft sie, dass sie ihr Studium Ende des Jahres erfolgreich abschließen kann. „Scheitern ist nicht schlimm, man nimmt immer etwas mit.“ Ihre Hobbys geben ihr die Möglichkeit herunterzufahren und einen Ausgleich zu finden. Bei den Sportschützen schießt sie Luftpistole und ist als Frau in ihrem Heimatverein allein unter Männern. Für sie ist das kein Problem, Hauptsache, es macht Spaß. Abzuschalten und in der Freizeit nicht zu viel über die Arbeit nachzudenken, war bei Frantje Hemmen auch ein Lernprozess. „Wenn ich Dinge in dem Moment nicht ändern kann, muss ich sie beiseiteschieben können.“ Sie rät allen: „Einfach machen! Auch wenn man Angst hat, sollte man mutig sein, es dennoch ausprobieren und nicht sofort aufgeben. Scheitern ist nicht schlimm, man nimmt immer etwas mit. Und wer weiß, welche Tür sich einem dadurch öffnet.“ Frantje Hemmen ist das beste Beispiel dafür. „Hätte ich mein erstes Studium abgeschlossen, wäre ich meinen Weg bei Wernsing nicht so gegangen“, sagt sie, auch mit dem Wissen, dass sie dort von Menschen umgeben war, die an sie und ihre Fähigkeiten geglaubt und sie unterstützt haben.Alle Informationen zur Zukunftsmacherin 2024 finden Sie auf unserer Themenseite
Durchsetzen und den Respekt erarbeiten
Hintergrund:
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