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Nur der Start ist etwas holprig

Die Corona-Warn-App der Bundesregierung ist mit knapp zweimonatiger Verspätung seit Dienstagnacht online. OM-Redakteur Heiner Stix hat sie einem ersten Praxistest unterzogen.

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Noch keine Meldung: So sieht der Startbildschirm der Corona-App zwei Stunden nach der Installation aus.   Foto: Stix

Noch keine Meldung: So sieht der Startbildschirm der Corona-App zwei Stunden nach der Installation aus.   Foto: Stix

Der Start ist etwas holprig. Die App, so hieß es in allen Ankündigungen, sei spätestens Dienstagmorgen in den App-Stores von Google und Apple zu bekommen. Falsch ist das nicht, aber sie zu finden, erforderte zumindest am Vormittag noch ein wenig detektivisches Gespür.

Die logischen Suchbegriffe in den Apps-Stores jedenfalls brachten zunächst kein sinnvolles Ergebnis. Egal ob ich „Corona App“, „Corona Warn App“, „Corona App Bundesregierung“ oder „Corona App rki“ (das Robert-Koch-Institut ist der offizielle Herausgeber der App) eingebe, stets lande ich auf der gleichen Liste mit sieben Apps, von denen aber keine die gesuchte ist.

Auch die Webseite des Bundesgesundheitsministeriums hilft nicht weiter, erst unter www.bundesregierung.de werde ich fündig. Unübersehbare Links führen mich direkt zu den Download-Seiten für die Apps bei Google und Apple. An diesem Punkt besteht sicher noch Optimierungsbedarf.

Mit 39 Megabyte ist die App nicht besonders groß

Das aber war es dann auch schon mit der Kritik. Download und Installation der kostenlosen App nämlich sind vollkommen unkompliziert. Die App ist mit 39 Megabyte (für Android-Handys) nicht besonders groß und zumindest per WLAN oder LTE dementsprechend schnell geladen. Auch bei der Einrichtung kann man eigentlich nichts falsch machen. Im Grunde genügt es, einfach immer auf den „Weiter“-Button zu klicken. Der einzige Knackpunkt: Für den Betrieb der App muss Bluetooth dauerhaft aktiviert sein. Wer der entsprechenden Aufforderung nicht zustimmt, kann die App auch gleich wieder löschen, ohne Bluetooth ist sie nutzlos.

Foto: NietfelddpaFoto: Nietfeld/dpa

Grund dafür ist die Funktionsweise. Findet das Handy via Bluetooth im Umkreis von etwa zwei Metern ein Mobiltelefon, auf dem ebenfalls die Corona-Warn-App installiert ist, tauschen die beiden Apps via Bluethooth eine ID aus. Gibt später einer der beiden Handybesitzer in der App ein, dass er an Corona erkrankt ist, bekommen alle auf dem Handy – und nur dort –- hinterlegten App-Kontakte der vergangenen 14 Tage einen Hinweis.

Anbieter und Entwickler garantieren Höchstmaß an Datensicherheit

Namen oder sonstige persönliche Daten werden dabei nicht ausgetauscht, man erfährt nur, dass man mindestens 15 Minuten im engeren Umkreis eines inzwischen erkrankten Menschen war.

Damit sei ein Höchstmaß an Datensicherheit garantiert, sagen sowohl der App-Anbieter und die Entwickler von Telekom und SAP als auch Experten. „Für mich sieht das bislang nach einem guten Werk aus“, urteilt etwa Eike Baran, Informatik-Lehrer am Albertus-Magnus-Gymnasium. „Ich war anfangs skeptisch, bin aber positiv überrascht, welche gute Wendung das Projekt genommen hat.“

"Datenschutztechnisch ist das insgesamt sehr chic gelöst. Für mich spricht nichts dagegen, die App zu nutzen."

Eike Baran, Informatik-Lehrer

Vor allem die kontinuierliche Veröffentlichung der Programmiercodes („Open Source“) habe bei ihm zur Beruhigung beigetragen. „Wenn man sich die Programmierung anschaut, wird man erkennen, dass eine Überwachung mit dieser App technisch tatsächlich gar nicht möglich ist, selbst wenn man das wollte“, erläutert der Informatiker. Einer von mehreren Gründen dafür sei, dass es keine zentrale Speicherung der Daten gebe. „Datenschutztechnisch ist das insgesamt sehr chic gelöst“, so Barans Fazit. „Für mich spricht nichts dagegen, die App zu nutzen.“  

Wie gut und sicher die App tatsächlich funktioniert, kann man an selbst letztlich gar nicht testen. Erst wenn ich den Hinweis bekomme, dass ich einem App-Benutzer nah genug war, der bis zu 14 Tage später eine Erkrankung meldet, werde ich wissen, ob das Produkt seine Entwicklungskosten – rund 20 Millionen Euro hat sich die Bundesregierung allein die Programmierung kosten lassen – wert war. Am liebsten aber wäre es mir, wenn sich die App bei mir künftig überhaupt nicht mehr meldet.

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