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Lese- und Rechenschwäche: Experte spricht in Vechta über Nachteilsausgleich

"Der kann ja nichts", heißt es oft, wenn Menschen eine Lese-Rechtschreibstörung haben. Experte Friedhelm Espeter erklärt, wie besser mit Legasthenie und Dyskalkulie umgegangen werden kann.

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Personen mit Legasthenie haben oft Schwierigkeiten, sich auf die Texterfassung zu konzentrieren: In Deutschland sind rund 3,5 Millionen Menschen betroffen. Foto: dpa/Kalaene

Personen mit Legasthenie haben oft Schwierigkeiten, sich auf die Texterfassung zu konzentrieren: In Deutschland sind rund 3,5 Millionen Menschen betroffen. Foto: dpa/Kalaene

In Deutschland leben rund 3,5 Millionen Legastheniker. Die Lese- und Rechtschreibstörung ist also weit verbreitet. Trotzdem werden Betroffene häufig mit Vorurteilen konfrontiert. „Der kann ja gar nichts“, heißt es dann.

Insbesondere Schulkinder leiden unter solchen Missverständnissen, auch im Oldenburger Münsterland. Sie müssen mit Aussagen wie „Du musst einfach mehr lernen“ oder mit Fragen wie „Warum hast du denn schon wieder eine schlechte Note?“ umgehen. Vor allem, wenn die Störung noch nicht diagnostiziert ist, kann das belastend sein.

Fest steht, dass alle Menschen das gleiche Recht auf Bildung haben. Dieser Leitsatz stehe aber oft im Widerspruch zu vielen Erfahrungen von Menschen mit Legasthenie, wie Friedhelm Espeter, Vorsitzender des Landesverbandes Legasthenie und Dyskalkulie Niedersachsen, in seinem Vortrag während einer Informationsveranstaltung in Vechta betonte. Genauso seien auch Menschen mit Dyskalkulie, einer Rechenstörung, betroffen.

50 Interessierte hören Friedhelm Espeter zu

Der Kreisverband Legasthenie und Dyskalkulie Vechta hatte den Experten kürzlich anlässlich des Tages der Legasthenie zu der Informationsveranstaltung ins Restaurant „Olympia“ eingeladen. Dies geht aus einer Mitteilung hervor. Espeter referierte zum Thema „Die aktuelle Erlasslage zum Thema Legasthenie und ihre Möglichkeiten der Anwendungen für den Schulalltag“. Im Verlauf wurde aufgezeigt, welche Rechte Schüler haben und welche Möglichkeiten die Schule hat, um Schülern mit Lernstörungen sinnvoll helfen zu können. Laut dem Experten gebe es trotz oftmals großem Einsatz der Lehrkräfte klassische Konfliktfelder im Umgang mit Legasthenie und Dyskalkulie.

Diese seien zum einen der Nachteilsausgleich sowie auch der Notenschutz. Laut Mitteilung verdeutlichte Espeter, dass Menschen mit Lernstörungen die Gelegenheit bekommen müssten, ihr Defizit auszugleichen. In diesem Zusammenhang nannte der Referent Beispiele, wie ein Nachteilsausgleich in der Praxis umgesetzt werden kann. Dieser könne unter anderem darin bestehen, dass den betroffenen Schülern mehr Zeit zum Lesen gegeben wird, dass sie die Aufgabenstellung vorgelesen bekommen oder indem sie ein Schreibprogramm mit Rechtschreibhilfe nutzen können. Laut Mitteilung hatten sich 50 Zuhörer eingefunden, unter denen auch acht Lehrerinnen waren, die persönliche Erfahrungen einbringen konnten.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt die Ursache einer Legasthenie in Störungen der Wahrnehmung und der Motorik. Auch Entwicklungsstörungen des zentralen Nervensystems können ursächlich sein. Hierin besteht der Hauptunterschied zu einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, die ebenfalls bei Kindern ohne Wahrnehmungsstörung vorliegen kann.

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