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"Kontakte-Hopping" – erlaubt, aber nicht sinnvoll

554 Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 gab es laut Behördenangabe im Landkreis Vechta zwischen dem 1. und 13. April. Die Zahlen steigen und steigen; viele Bürgerinnen und Bürger sind frustriert.

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Symbolfoto: dpa

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Steigende Coronazahlen im Landkreis Vechta: Das hat Folgen für unseren Alltag. Und was nun? OM online hat bei der Kreisverwaltung nachgefragt. Es antwortet Kreissprecher Jochen Steinkamp.

Seit Monaten können die Kinder ab Klasse 5 die Schule nicht besuchen, unter anderem weil der Inzidenzwert zu hoch ist. Was wird der Landkreis tun, um den Wert zu senken?
Es sind bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt worden, neben der Corona-Verordnung des Landes etwa die Allgemeinverfügung des Landkreises, die Testpflicht für Firmen, Tests in Kitas etc. Die Hauptursache der Ansteckungen liegt im privaten Umfeld und lässt sich selbst durch diese Maßnahmen nicht beeinflussen. Aufgrund der aktuell steigenden Zahlen wird die Kreisverwaltung die Lage jedoch noch einmal eingehend bewerten und weitere Maßnahmen prüfen.

Die Diskussion über die Schuldfrage wird nicht gern geführt. Aber müssen sich die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises nicht doch Vorwürfe gefallen lassen, weil sich zu wenige Menschen an die Regeln halten? Sind wir selbst schuld, dass unsere Kinder nicht zur Schule gehen dürfen? Und was sagt die Behörde den Bürgerinnen und Bürgern, die als Schuldige ausländische Arbeiter oder religiös motivierte Coronazweifler ausgemacht haben wollen?
Den Bürgerinnen und Bürgern allgemein kann kein Vorwurf gemacht werden. Die meisten unserer Einwohner halten sich an die bekannten Vorgaben, auch unsere ausländischen Mitbürger. Ein Vorwurf ist jenen zu machen, die wider besseren Wissens gegen die Hygiene- und Abstandsregeln sowie die Kontaktbeschränkungen verstoßen. Zudem ist nicht alles, was nach der Corona-Verordnung erlaubt ist, auch sinnvoll. Hiermit meinen wir das sogenannte „Kontakte-Hopping“, also wenn beispielsweise eine Person an einem Tag mehrere Haushalte besucht. Es gilt weiterhin, dass alle sozialen Kontakte, die nicht unbedingt notwendig sind, vermieden werden müssen.

Unter den Einwohnern mit Migrationshintergrund ist der Anteil an Corona-Infektionen höher. Das betrifft auch Personen aus dem europäischen Ausland. Ein Grund dafür ist, dass diese Personen in anderen familiären Strukturen leben und öfter ins Ausland verreisen. Allerdings verbieten sich Pauschalurteile über bestimmte Bevölkerungsgruppen. Verstöße gegen die Corona-Regeln sind in allen sozialen Gruppen zu beobachten.

In den Grundschulen und Kitas sind die Schnelltests nun eingeführt; in den Unternehmen im LK teilweise auch. Ist die Testpflicht dort kontrolliert worden? Wie ist die Moral vor Ort? 
Für die Testpflicht in den Grundschulen und Kitas sind wir nicht zuständig. Eine Kontrolle der Firmentestungen erfolgt anlassbezogen, vor allem, wenn es zu größeren Infektionsgeschehen kommt. Die Kreisverwaltung erreichen viele positive Meldungen von Arbeitnehmern, die vor Wiederaufnahme ihrer Arbeit getestet werden. Das ist ein Effekt unserer Allgemeinverfügung.

Würde es helfen, wenn sich auch im privaten Rahmen mehr Menschen regelmäßig zwei oder vielleicht sogar drei Mal die Woche selbst testen?
Ja. Das Testen deckt unbemerkte Infektionen auf. Durch die massive und verstärkte Testung im Landkreis sind vermehrt positive Fälle identifiziert worden. Diejenigen, die sich freiwillig testen lassen, sind verantwortungsvoll und wollen ihre Umgebung schützen. Deshalb machen sie den Test. Es gibt aber viele, die mit freiwilligen Testangeboten nicht erreicht werden und diese ablehnen.


Zusatzangabe des Landkreises: Von den insgesamt 554 Fällen der letzten zwei Wochen (1. bis 13. April) sind laut Behördenangabe ca. 50 Prozent der neuen Fälle bereits in Quarantäne gewesen, als die Infektion im landkreiseigenen Testzentrum festgestellt wurde. 24 Prozent der Infektionen sind neue Positivmeldungen, die die Behörde durch ihre Kontaktermittlungen bereits bekannten Infektionsketten zuordnen konnten. Das heißt also: Bei rund 75 Prozent der Infizierten konnte die Behörde die Infektionsquelle – also den Index – nachvollziehen. Circa 20 Prozent aller Neuinfektionen können nicht angeben, wo sie sich infiziert haben, so dass der Index unbekannt bleibt. 6 Prozent sind durch Firmentestungen aufgedeckt worden.

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