Kinder lernen Deutsch durch die Geschichten von Jim Knopf
Das elfte Lohner Sprachcamp ist ein voller Erfolg. Grundschüler mit zehn unterschiedlichen Muttersprachen nehmen an dem Angebot teil.
Werner Steinke | 07.08.2025
Das elfte Lohner Sprachcamp ist ein voller Erfolg. Grundschüler mit zehn unterschiedlichen Muttersprachen nehmen an dem Angebot teil.
Werner Steinke | 07.08.2025

Stolz präsentieren die Kinder des elften Lohner Sprachcamps ihre selbst gebauten Lokomotiven. Emma und Sam haben zudem Jim Knopf, die Leitfigur dieses Camps, im Arm. Foto: Steinke
Für eine Ferienwoche wurde aus der Mensa und dem Sandkasten der Kettelerschule in Lohne mal eben das Lummerland. Die 13 Kinder des elften Lohner Sprachcamps beschäftigten sich mit Michael Endes Roman „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer.“ Und alles begann wie in dem Roman: Die Kids fanden ein großes Paket mit kaum lesbarem Empfängeraufkleber vor. Beim Auspacken entdeckten sie eine Puppe. Schnell war klar, dass es sich um Jim Knopf handeln musste, der in Lummerland angekommen war. Also machten sich die Grundschulkinder im Alter von 7 bis 11 Jahren daran, die Geschichte nachzuvollziehen. Seit Jahren hat es sich der Runde Tisch für Integration und Völkerverständigung zur Aufgabe gemacht, in Zusammenarbeit mit der Abteilung Integration der Stadt Lohne, Kinder mit Migrationshintergrund in der letzten Sommerferienwoche an die deutsche Alltagssprache spielerisch wieder heranzuführen. Die Vorsitzende Kerstin Sommer erläutert: „Wochenlang haben viele in den Familien nur ihre Muttersprache gesprochen. Jetzt sollen sie sich wieder an die deutsche Sprache gewöhnen.“ Dank des kindgerechten Buchinhalts gelingt das spielend, im wahrsten Sinne des Wortes. Dr. Maria Bokern, die auch in diesem Jahr wie Vijitha Tiruchelvam die Kinder mit betreut, ist überrascht: „Sie sprechen untereinander wirklich nur deutsch, auch die, die es kaum können.“ Selten war die Sprechbereitschaft so ausgeweitet wie in diesem Jahr. Letztlich bleibt den Campern nichts anderes übrig, als die Sprechbrücke Deutsch zur Kommunikation zu nutzen, sind doch gleich zehn unterschiedliche Muttersprachen vertreten. Die Stadt Lohne kümmert sich um den organisatorischen Rahmen. Wie Jana Münchow erklärt, reicht das von der Bereitstellung der Räumlichkeit in einer Lohner Grundschule bis zu den ersten Kontakten zu den Schulen. Hier sind die Sozialarbeiterinnen die Schnittstelle, die gemeinsam mit dem Kollegium infrage kommende Kinder aussuchen. Das Angebot nahmen in diesem Jahr neben der Kettelerschule die Franziskusschule, die Gertrudenschule und die Grundschule Brockdorf wahr. Die Materialien stellt der Runde Tisch zur Verfügung bzw. organisiert sie. Kerstin Sommer legt Wert auf Nachhaltigkeit und wird erstmals in diesem Jahr durch Febe Homrighausen unterstützt. Die Studentin der Musik und des Werkens ist in ihrem Element. Sie singt viel mit den Kindern und leitet sie spielerisch beim Basteln an. So war es für alle ein richtiger Spaß, aus Schuhkartons und leeren Klopapierrollen eine eigene „Emma“ zu basteln. Jene Lokomotive, mit der Jim Knopf, der als von allen geliebte Puppe immer mit dabei ist, und Lukas ihre Inselrundfahrten machten. Selbstverständlich wird die Geschichte erzählt. Die Augen glänzen, wenn das Kamibishibai (Erzähltheater) eingesetzt wird und Herr Ärmel und Frau Waas auftreten. Dazu kommt der etwas paddelige König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte. Aber immerhin sorgt er dafür, dass die Kinder pünktlich ihr Mittagessen auspacken, just um viertel vor zwölf. Anschließend geht es in den Sandkasten, wo gemeinsam das Lummerland nachgebaut wird. Zum Glück hat Regen die Sprachcamper während der Bauphase verschont. So sind Bäume gepflanzt, die Eisenbahnstrecke gelegt, ein Tunnel erbaut. Nur das Schloss muss noch errichtet werden. Ein Ausflug zum Bahnhof und zur Bücherei am letzten Tag rundet das Camp ab. Der Runde Tisch möchte dieses freudige Miteinander der Kinder auch weiter nutzen und den Kontakt zu ihnen aufrechterhalten. Noch ist der Jim-Knopf-Film sprachlich für die Kinder zu schwierig, doch schon bald werden sie zu einer Vorführung eingeladen werden. „Wir möchten sie gerne als aktive Integrationsbotschafter gewinnen“, setzt Kerstin Sommer ein Ziel. „In den Vorjahren haben oft Kinder ehemaliger Camps geholfen. Vielleicht kommen so einige aus dem heutigen Kreis auch in der Zukunft zurück.“ Doch das vorrangige Ziel ist, „dass sie erst einmal im deutschen Sprachraum heimischer werden, Freundschaften schließen und auch ein wenig deutsches Kulturgut erfahren.“Spielend Deutsch lernen

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