Jan-Henrik Scheper-Stuke: Krawatten-König wird Netflix-Star
Der Lohner ist ab dem 9. März einer von fünf Hauptdarstellern der neuen TV-Serie "Queer Eye Germany". Die "fabelhaften Fünf" stehen Menschen zur Seite, die eine neue Orientierung suchen.
Eine markante Brille ist sein Markenzeichen: Jan-Henrik Scheper-Stuke präsentiert sich so bei Netflix. Foto: Netflix/Thomas Schenk
Der Junge kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Wo sind wir?", fragt er, als er durch die eigene Wohnung geht. Binnen 48 Stunden hat die Fernsehproduktion das alte Zuhause des 11-Jährigen komplett umgestaltet. Der Junge, der dort allein mit seinem Vater lebt, hat endlich sein eigenes Zimmer.
"Die ganze Veränderung ist einfach Wahnsinn", sagt auch der 32-jährige Vater, der ganz nebenbei ein neues Styling bekam, eine Ernährungs- und eine Typberatung hörte und auf sein erstes Date seit Jahren vorbereitet worden ist. "Worüber freust du dich am meisten?", wird der Sohn gefragt. "Dass Papa so glücklich ist." Es ist der emotionalste Moment der Auftaktsendung der Realityserie "Queer Eye (QE) Germany", die von Mittwoch (9. März) an bei Netflix abrufbar ist.
Und mittendrin ist Jan-Henrik Scheper-Stuke aus Lohne. Der Mann mit der markanten Brille ist einer der Hauptakteure. Er gehört zu den Fab Five der Serie, ist einer der fünf Lifestyle-Experten, die das Leben der Kandidaten auf positive Weise verändern sollen.
Gefragt ist der kreative Blick der fünf queeren Persönlichkeiten
Alle sind queere Persönlichkeiten, sie sind also beispielsweise schwul-, bi-, oder auch intersexuell. Wobei die sexuelle Orientierung bei der Serie eigentlich eine absolute Nebenrolle spiele. Gefragt sei vielmehr der kreative Blick auf das Leben, sagt Scheper-Stuke, während er sich mit einem Reporter von OM-Online zwei bereits fertige QE-Folgen ansieht.
Die Hauptdarsteller von Queer Eye Germany: Jan-Henrik Scheper-Stuke (links) mit seinen queeren Fab Five. Foto: Netflix/ Thomas Schenk
"Wir springen für eine Woche in das Leben dieser Menschen", sagt der Lohner, der im Hauptberuf in Berlin Geschäftsführer der bekannten Krawatten-Manufaktur Auerbach ist. Die Botschaft, die das Quintett vermitteln will: "Du bist toll, so wie du bist." Dies werde auch gleich im ersten Staffel-Beitrag deutlich, bei dem der alleinerziehende Papa des 11-Jährigen fit für sein erstes Date gemacht werde. "Der braucht sich nicht zu verstecken. Er ist ein toller und fürsorgender Vater", betont Scheper-Stuke. Dies hat der Lohner dem 32-Jährigen, der übrigens aus Oldenburg kommt, dann auch zusammen mit seinen vier Mitstreitern auf sehr einfühlsame Art in der Sendung vermittelt.
Scheper-Stuke ist im Dandy Look mit Fliege der Fashion-Experte
Jeder der Fab Five bringt bei QE hierfür seine Profession ins Spiel. Scheper-Stuke gibt den Hilfesuchenden in jeder Folge – selbst im farblich schrillen Dandy-Outfit mit Fliege – Modetipps. Seine Kollegen: David Jacobs ist der Schönheitsexperte, Innenarchitekt Ayan Yuruk richtet die Wohnung neu ein, der Arzt und Youtuber Aljosha Muttardi berät bei Gesundheits- und Ernährungsfragen und Leni Bolt agiert als Work-Life-Coach.
Als die Fünf in der ersten Folge in Oldenburg auf Vater und Sohn stoßen, fällt dem 11-Jährigen die Kinnlade herunter. Auf so schrille Fernsehleute war er offensichtlich nicht vorbereitet, verrät Scheper-Stuke. Der Clou: Es gebe kein Drehbuch. "Du kannst so ein Date nicht planen", sagt er. Es sei wichtig, offen und ehrlich auf die Hilfesuchenden einzugehen. Anfangs, räumt der Junge später ein, habe er gedacht: "Wie verrückt sind die denn?" Umso besser kam die Veränderung an; umso schwerer fiel der Abschied.
Scheper-Stuke: Schwul sein ist normaler geworden, auch auf dem Lande
"Ich bin richtig, so wie ich bin", das ist eine Kernbotschaft, betont Jan-Henrik Scheper-Stuke. "Wir gehen auf die Kandidaten ein, haben großen Respekt, niemand wird vorgeführt", lobt er das QE-Format. "Und es hat auch was mit mir gemacht", räumt der Lohner Mode-Profi ein.
Die Entscheidung, bei dem Format mitzumachen, habe er natürlich bewusst getroffen. "Wenn man mit über 35 nicht schlecht aussieht, aber nie mit einer Frau unterwegs ist, kann sich jeder seinen Teil denken", sagt er. Aber schwul zu sein, sei "heute glücklicherweise normaler geworden, auch auf dem Lande". Der Modeschöpfer, der in den sozialen Netzwerken sehr aktiv ist, zeigte sich daraufhin auf dem Foto seines Weihnachtsgrußes bei Instagram erstmals Seite an Seite mit seinem Lebenspartner Max. "Max ist jetzt sichtbar", sagt er. "Ich werde 40. Es ist meine Entscheidung, es ist mein Leben."
Und so empfindet Jan-Henrik Scheper-Stuke seine Teilnahme bei QE auch als eine Zäsur in seinem Leben. "Ich schaue jetzt ganz anders auf viele Sachen", betont er.
Beim Krawatten-König melden sich bereits erste Werbeinteressenten
Gespannt sei er jetzt auf das Feedback. Zwar ist TV-Erfahrung durchaus vorhanden, die Netflix-Fan-Gemeinde sei mit acht Millionen Abonnenten aber groß, sagt der Lohner. Das QE-Format selbst stammt ursprünglich aus den USA. Dort sind sechs Staffeln produziert worden, die mit neun Emmys ausgezeichnet worden sind. Die fünf Darsteller gehören zu den ganz großen Stars. Auf einen ähnlichen Erfolg hoffen auch die Macher von QE Germany.
Die Autogrammkarte von Jan-Henrik Scheper-Stuke: Er ist der Fashion-Experte von Queer Eye Germany.
Das Medienecho sei jetzt schon sehr groß, verrät der Lohner. Erste Werbepartner hätten sich bereits gemeldet. Netflix habe ihm Autogrammkarten geschickt. "Es fühlt sich alles etwas surreal an." Aber: Der Lohner hat eine Strategie: "Wenn ich mal nicht erkannt werden will, nehme ich einfach die Brille ab."