Ein Dauerthema war im vergangenen Jahr die Klinik-Krise in Deutschland, die auch vor dem Oldenburger Münsterland nicht Halt macht. Für Kontroversen hat die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) durchgesetzte Krankenhaus-Reform gesorgt. Die wird massive Auswirkungen auf die Strukturen der Gesundheitsversorgung in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta haben. Zur größten Veränderung wird es in Vechta kommen, wo bis 2025 ein zentrales Krankenhaus Vechta-Lohne Lohne gebaut werden soll. Dagegen regt sich Widerstand, weil das neue Haus mitten in der Stadt entstehen soll. Kritiker befürchten, dass es zu großen Parkplatz- und Verkehrsproblemen kommen wird.
Was sieht die Krankenhaus-Reform vor?
Nach langem Ringen und einer anfänglichen Ablehnung durch die Länder hat der Bundesrat letztlich der Krankenhausreform zugestimmt. Zentrales Thema sind Spezialisierungen von Kliniken mit sogenannten Leistungsgruppen. Regionale Kooperationen und Vernetzungen von Kliniken sollen künftig Parallelstrukturen vermeiden. Außerdem wird es ein neues Vergütungssystem geben. Zahlreiche Kliniken werden deutschlandweit geschlossen. Zur Reform gehört auch die Einteilung der Krankenhäuser in Grund-, Schwerpunkt- und Maximalversorger (Uni-Kliniken). Allerdings sind hier die ersten beiden Kategorien nicht unbedingt scharf voneinander getrennt, da die Spezialisierungen von größerer Bedeutung sind. Außerdem gilt das Kriterium der Erreichbarkeit: Für die Allgemeine Innere Medizin gelten 30 Minuten Autofahrt. Für alle weiteren Leistungsgruppen sind es 40 Pkw-Fahrzeitminuten
Welche Probleme haben die Krankenhäuser?
Bundesweit klagen die Klinikbetreiber über chronische Geldnot. 70 Prozent der Häuser schreiben laut einer Umfrage rote Zahlen. Die Vergütungen der Leistungen durch die Kostenträger, in der Regel Krankenkassen, reichen nach ihrer Ansicht seit Jahren nicht aus, um die Personal- und Sachkosten zu decken. So würden zum Beispiel Gehaltssteigerungen nicht durch eine Anhebung der Vergütung ausgeglichen. Das hatte im Oldenburger Münsterland eine erste konkrete Folge: Das St-Josefs-Hospital beantragte im November ein Schutzschirmverfahren. Das entspricht einem Insolvenzverfahren in Eigenregie. 3 Monate lang zahlt die Arbeitsagentur die Gehälter der Mitarbeiter. In dieser Zeit soll ein Plan zur Konsolidierung erarbeitet werden. Ein weiteres Problem der Häuser besteht im Fachkräftemangel.
Welche Krankenhäuser gibt es im Oldenburger Münsterland?
In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta existieren sechs Krankenhäuser. Zum größten Klinikverbund, der Schwester-Euthymia-Stiftung (SES), gehören das St.-Josefs-Hospital Cloppenburg (252 Planbetten), das Krankenhaus St. Elisabeth Damme (250 Betten), das St.-Franziskus-Hospital Lohne (140 Betten) und das St. Marienhospital Vechta (310 Betten). Lohne und Vechta haben bereits organisatorisch fusioniert. Die Sankt-Anna-Klinik Löningen (112 Betten) gehört zum Christlichen Krankenhaus Quakenbrück (571 Betten). Das St.-Marien-Hospital in Friesoythe wird eigenständig in Trägerschaft der kirchlichen Stiftung St. Marien geführt. Hinzu kommen Fachkliniken: die Clemens-August-Jugendklinik in Neuenkirchen-Vörden (Jugendpsychiatrie), die Fachkliniken St. Marien/St. Vitus in Neuenkirchen-Vörden und Visbek (Sucht), das Gemeindepsychiatrische Zentrum in Cloppenburg und eine Außenstelle der Karl-Jaspers-Klinik Oldenburg in Cloppenburg (Psychiatrie).
Wie sieht die Zukunft der Häuser aus?
Der SES-Verbund mit den Häusern in Vechta, Lohne, Damme und Cloppenburg sowie das eigenständige Krankenhaus in Friesoythe haben bereits begonnen, Schwerpunkte zu bilden. Vorgesehen ist: Herzinfarktpatienten werden in Vechta, Cloppenburg und Damme behandelt. Die Gefäßchirurgie ist ein Schwerpunkt in Cloppenburg. Dort wird es ebenso – wie in Damme – die Leistungsgruppe in der Neurologie geben. Spezielle Baucheingriffe sind in Vechta geplant. Die Endoprothetik (Hüfte, Knie) und Wirbelsäulen-Eingriffe gelten als Spezialisierungen für Cloppenburg und Damme.
Im Dammer Krankenhaus ist zudem eine Geriatrie entstanden. Am Standort Lohne ist nach der „Einhäusigkeit“ in Vechta ein medizinisch-pflegerisches Zentrum geplant. Dort soll es geriatrische und stationäre orthopädische Reha sowie ambulante OPs geben. Am St.-Marien-Hospital Friesoythe ist die Adipositas-Chirurgie bereits ein bewährter Schwerpunkt. Hier besteht auch eine Kooperation mit der Hochschulmedizin in Oldenburg (Pius-Hospital) und Münster (Uni-Klinik) für Weiterbildung.
Weitere Schwerpunkte sind laut Klinik–Geschäftsführer Bernd Wessels die Suchtmedizin – in Zusammenarbeit mit den Fachkliniken in Visbek und Neuenkirchen-Vörden – sowie die Orthopädie, sprich: Knie- und Hüftoperationen, der Einsatz von Prothesen.
Die St.-Anna-Klinik Löningen soll in den kommenden Jahren umstrukturiert werden. Unter anderem wird die Zahl der stationären Betten deutlich reduziert. Hier befindet sich bereits das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Hasetal. Dabei handelt es sich um eine fachübergreifende Einrichtung mit den Schwerpunkten Chirurgie, Psychotherapie und Urologie. Die Geschäftsführung des Christlichen Krankenhauses Quakenbrück (CKQ), zu dem die St.-Anna-Klinik gehört, hat zugesagt, dass der Träger auch in Zukunft ein medizinisches Angebot in Löningen vorhalten werde. Das „klassische Krankenhaus“ mit stationärer Unterbringung werde es aber in einigen Jahren nicht mehr geben.
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