In der Sportschule Lastrup wurden am Samstag die Über-80-Jährigen aus der Gemeinde gegen Covid-19 geimpft. Das Pilotprojekt gelang. Die übrigen Kreiskommunen sollen so schnell wie möglich folgen.
Ein kleiner Piks: Die Senioren ließen sich bereitwillig impfen Foto: Meyer
Das Gefühl der Erleichterung setzte früh ein. Schon kurz nach Beginn der Impfaktion in Lastrup ahnten die Verantwortlichen, dass es für sie ein angenehmer Tag werden würde. „Ich hatte eine unruhige Nacht“ bekannte Bürgermeister Michael Kramer. „Jetzt weiß ich, dass die Sorgen umsonst waren.“ Auch Christoph Rohling durfte sich entspannen. „Unser Konzept geht auf“, freute sich der Sportschulen-Geschäftsführer am Samstagvormittag.
Rund 350 Lastruper, die 80 Jahre und älter waren, holten sich in der zum Impfzentrum umfunktionierten Einrichtung ihre Covid-19-Impfung ab. Die Älteste war 98 Jahre alt. Es handelte sich um die landesweit erste lokale Impfaktion. Die Gemeinde Lastrup hatte zuvor etwa 400 Senioren angeschrieben. 90 Prozent meldeten sich umgehend zurück. Tagelang hatten Mitarbeiter der Sportschule, der Gemeindeverwaltung und der Feuerwehr das Pilotprojekt vorbereitet (OM Online berichtete). Von den ausführenden Impfteams erhielten sie dafür ebenso Anerkennung, wie von den Senioren selbst.
„Das läuft alles sehr ruhig ab“, lobte Thea Bunten, die sich gemeinsam mit ihrem 91-jährigen Ehemann Karl-Heinz zur Impfung angemeldet hatte. Am Vorabend war ihr Wagen nicht angesprungen. Die 84-Jährige ließ noch schnell die Batterie auswechseln. Den Termin wollte sie auf keinen Fall verpassen.
Gut organisiert: Die Impfwilligen dürfen einen Angehörigen mitbringen. Foto: Meyer
Von Impfskepsis war bei den Ü-80-Jährigen und den sie begleitenden Angehörigen nichts zu spüren. Ulrike Böckmann freute sich, dass ihre Schwiegermutter Clementine jetzt den Impfschutz hat. "Wir wären dafür auch nach Petersfeld gefahren“, aber so ist es natürlich noch besser." In der Jugendherberge an der Talsperre soll das kreisweite Impfzentrum erst später in Betrieb gehen.
Nach der Aufnahme ihrer Personalien mussten die Registrierten kurze Zeit in einem Wartebereich Platz nehmen, ehe es in den Impfraum ging. Vier Teams standen bereit, so dass die Aktion innerhalb eines einzigen Tages über die Bühne gebracht werden konnte. Nach dem Nadelstich blieben die Senioren noch für einige Minuten zur Beobachtung vor Ort. Ehrenamtliche der DRK-Ortsbereitschaft kümmerten sich um die Betreuung. Zwischenfälle gab es aber keine.
Auch Walter Bruns hatte nur einen kleinen Pikser gespürt. Dass der in Lastrup verwendete Biontech-Impfstoff maßgeblich von Özlem Türeci entwickelt worden ist, die ihre Kindheit als Arzttochter in Lastrup verbrachte, hatte er in der Zeitung gelesen. „Ihr Vater hat mich einmal gegen Gelbsucht behandelt“, erinnert sich der 80-Jährige.
Bedenken wegen Anmeldehotline für Impftermine
Cloppenburgs Landrat Johann Wimberg, der die Sportschule am Nachmittag besuchte, sprach von einer „perfekten Organisation“. Am Dienstag werden die Vertreter der Städte und Gemeinden die Aktion Revue passieren lassen. Viel zu kritisieren dürfte es nicht geben. „Das Positive überwiegt massiv“, sagte Wimberg und bedankte sich bei allen, die zum Gelingen beigetragen hatten. Die Kreisverwaltung habe sich gegenüber dem Land stets für dezentrale Lösungen eingesetzt. Sowohl Wimberg als auch Erster Kreisrat Ludger Frische ließen deshalb Zweifel an der geplanten Anmeldehotline des Landes durchblicken, über die Impfwillige sich bald einen Termin in den Kreis-Impfzentren besorgen sollen.
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Der medizinische Leiter der Impfkampagne im Landkreis, Prof. Dr. Joachim Schrader, zollte den Lastrupern ebenfalls seine Anerkennung. Die „Beweglichkeit des Landkreises“, habe ihn beeindruckt, sagte er. Die Aktion war in weniger als zwei Wochen auf die Beine gestellt worden.
So könnte es jetzt eigentlich weitergehen. Die anderen Kreiskommunen haben ihre älteren Bewohner bereits angeschrieben. Wann es dort losgehen wird, hänge allerdings entscheidend von der Verfügbarkeit des Impfstoffes ab, schränkte Johann Wimberg ein. Immerhin: Am Sonntag begann in Barßel und Essen die zweite Impfrunde für die Bewohner und Mitarbeiter in den Seniorenheimen. Und auch die in der Lastruper Sportschule Versorgten haben ihre zweite Impfung sicher. Sie soll am 6. Februar erfolgen. Grund, dann den Ablauf zu ändern, sah am Samstag niemand.
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