Im toten Winkel versteckt sich die Gefahr. Immer wieder kommt es vor, dass Lastwagen beim Rechtsabbiegen mit Radfahrern oder Fußgängern kollidieren. Um folgenschwere Verkehrsunfälle zu verhindern, statten Oldenburg und andere Städte gefährliche Kreuzungen mit sogenannten Trixi-Spiegeln aus. Auch am Bremer Tor in Vechta hängen jetzt probeweise zwei derartige Spiegel.
Mehr als 25 Jahre ist es her, als Ulrich Willburger aus dem bayrischen Seehausen den gewölbten Spiegel, der Fahrzeugführern ein größeres Sichtfeld ermöglicht, erfand. Benannt nach seiner Tochter Beatrix, die kurz zuvor einen schweren Unfall hatte. Das Mädchen war damals mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, als es von einem abbiegenden Betonmischer erfasst wurde. Das Opfer sitzt seither im Rollstuhl.
Ein vergleichbarer, sogar tödlicher Unfall in Oldenburg veranlasste die VCD-Fraktion im Vechtaer Stadtrat dazu, die Aufstellung von Trixi-Spiegeln in der Kreisstadt anzuregen. „Wir sind überzeugt, dass Fahrzeugführer das Umfeld besser wahrnehmen. Die Spiegel können auf einfachste Weise einen Beitrag leisten, schwere Abbiegeunfälle zu vermeiden“, meint Fraktionsvorsitzender Stephan Sieveke.
"Die Verkehrsspiegel sind für den stehenden Verkehr gedacht, um ein sicheres Anfahren an der Kreuzung zu ermöglichen."
Volker Kläne, Pressesprecher der Stadt Vechta
Seit der Antragstellung im Januar 2019 sollte es allerdings mehr als eineinhalb Jahre dauern, bis die Idee an zwei ausgewählten Standorten in der Innenstadt umgesetzt wurde. Nach einem Beschluss des Verwaltungsausschusses hängen die beiden Verkehrsspiegel nun in Höhe der Ampel vor dem Modegeschäft Wegmann sowie an der Ampel bei der früheren Gaststätte Prütt.
„Die Verkehrsspiegel sind für den stehenden Verkehr gedacht, um ein sicheres Anfahren an der Kreuzung zu ermöglichen. Sie zeigen zum Beispiel Lastwagen- und Busfahrern den Bereich vor und rechts neben sich. So ist sichergestellt, dass sie Radfahrer oder andere Verkehrsteilnehmer, die sich vor und neben dem Fahrzeug befinden, beim Anfahren erkennen können“, erläutert Pressesprecher Volker Kläne.
Die Maßnahme sei zwischen Fachdienst für Straßenbau, Unterer Verkehrsbehörde und Polizei abgestimmt worden. Im Stadtgebiet gebe es bislang aber keine Unfallhäufungen in Kreuzungsbereichen, die Konflikte mit Lastwagen und Radfahrern beinhalteten. „Somit ist die Aufstellung von Verkehrsspiegeln nicht erforderlich“, sagt Kläne, „aber an den genannten Punkten werden sie von uns dennoch als sinnvoll erachtet, um die Sicherheit zu erhöhen.“
Verkehrsspiegel funktionieren nicht überall
Nach Angaben der Verwaltung wollen Polizei und Untere Verkehrsbehörde ab sofort verstärkt darauf achten, wie sich die Spiegel bewähren und ihre Beobachtungen laufend miteinander abstimmen. Weitere Installationen sind zunächst aber nicht vorgesehen, zumal der Verkehrsspiegel offenbar nicht für jeden Standort geeignet ist, wie eine Überprüfung im Stadtgebiet ergeben hat.
Beispielsweise an der Kreuzung Münsterstraße/Rombergstraße/Driverstraße, wo es hochbordgeschützte Rad- und Gehwege sowie eine Verschwenkung zum Straßenverlauf gibt, soll der Verkehrsspiegel keine Unterstützung sein. Dort befindet sich der Lastwagenfahrer bereits im fortgeschrittenen Abbiegevorgang, ehe er den querenden Radfahrern und Fußgängern Vorrang gewähren muss.
In Oldenburg soll es mit der Installation von Spiegeln an acht zuvor unfallträchtigen Kreuzungen gelungen sein, die Situation zu entschärfen. „Nach der Montage haben wir vereinzelte positive Rückmeldungen erhalten. Unfälle an den genannten Stellen mit Konfliktpotenzial sind nach unserem Kenntnisstand seitdem nicht mehr aufgetreten“, teilt Stadtsprecher Stephan Onnen auf Anfrage mit.
Kraftfahrer begrüßen die Initiative
Der Bund Deutscher Berufs-Kraftfahrer (BDBK) begrüßt die Initiative der Städte. Die Spiegel würden das Blickfeld vergrößern und die Aufmerksamkeit der Fahrzeugführer steigern, sagt Detlef Franzke, Vorsitzender des Verbands Vechta/Cloppenburg. Er würde sich aber auch mehr Rücksicht seitens der Radfahrer wünschen. Sie sollten an der Ampel hinter den Lastern stehen bleiben, anstatt auf gleicher Höhe zu warten. Zusätzliche Vorteile erhofft sich Franzke von Abbiege-Assistent und Videotechnik in den Fahrzeugen. Aber bis zur Serienreife werde es wohl noch dauern.
Um die Sicherheit der vermeintlich schwachen Verkehrsteilnehmer zu erhöhen, will die Stadt Vechta ihr Radverkehrskonzept bei der Erneuerung von Straßen konsequent umsetzen. Auf der Bahnhofstraße wurde die Sicherheit bereits durch Schutzstreifen, Aufstellflächen und neue Ampelschaltungen verbessert. Gleiches gilt für den Neuen Markt, die Kolpingstraße und die Oyther Straße, wo ebenfalls Schutzstreifen für Radfahrer geschaffen werden.
Auch der Verkehrsversuch in der Innenstadt diene dazu, die Situation für alle Verkehrsteilnehmer – insbesondere aber für Radfahrer und Fußgänger - zu optimieren, erklärt Pressesprecher Kläne. „Hierzu wurden zusätzliche Zebrastreifen und Fußgängerquerungen sowie beidseitige Schutzstreifen und Aufstellflächen vor Ampelanlagen für Radfahrer geschaffen. Es gibt eine neue Beschilderung und Ampeln wurden erneuert, um die Sicherheit zu erhöhen.“