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Historische Tour führt auch in ein Paradies

Kirchen rund um Bakum: Per Fahrrad unterwegs mit Franz-Josef Göttke, dem Vorsitzenden des Heimatvereins.

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Imposante Kulisse: Franz-Josef Göttke, der Vorsitzende des Heimatvereins Bakum, am Mäuseturmteich. Kaum ein anderer Baggersee dürfte eine vergleichbare natürliche Anmutung haben. Etliche Fisch- und Vogelarten haben hier ihr Zuhause. Fotos: Tzimurtas

Imposante Kulisse: Franz-Josef Göttke, der Vorsitzende des Heimatvereins Bakum, am Mäuseturmteich. Kaum ein anderer Baggersee dürfte eine vergleichbare natürliche Anmutung haben. Etliche Fisch- und Vogelarten haben hier ihr Zuhause. Fotos: Tzimurtas

Oft hebt er die Hand zum Gruß, hat ein freundliches Wort parat. Wenn Franz-Josef Göttke mit seinem E-Bike in Bakum und den 14 Ortschaften der Gemeinde unterwegs ist, trifft er viele Bekannte. „Das war einer meiner Schüler“, lautet häufig seine Erklärung. Göttke war der Leiter der Katharinenschule in Bakum. Aber auch aus einem anderen Grund ist der 69-Jährige eine für viele wohlvertraute Persönlichkeit: Er ist der Vorsitzende des Heimatvereins in Bakum.

Göttke ist der ideale Begleiter auf der Themenroute „Kirchen rund um Bakum“, die zum Knotenpunktsystem der Radtouren im Landkreis Vechta zählt. Wir beschränken uns auf eine Teilstrecke von Bakum bis Carum, die für Wissbegierige durchaus drei Stunden dauern kann – trotz der nur knapp zwölf Kilometer. Die weitere Route nach Lüsche und Vestrup empfiehlt sich für eine eigene Tour. Denn es gibt auch hier viel zu erfahren über sakrale Kunst.

Am Startpunkt: Göttke vor der katholischen Kirche in Bakum.Am Startpunkt: Göttke vor der katholischen Kirche in Bakum.

Unser Startpunkt ist der Rathausplatz in Bakum – hier ist schon die erste Sehenswürdigkeit: die katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist, 1906/07 im neugotischen Stil erbaut – an einer Stelle, wo schon im 9. Jahrhundert ein Gotteshaus stand. Wer die dreischiffige Hallenkirche betritt, erblickt links an der Wand ein Ehrfurcht gebietendes Grabdenkmal im Renaissancestil aus dem Jahr 1608 der Adelsfamilie Voß. Das Epitaph, so der Fachausdruck, sei aus Sandstein gearbeitet und „im ganzen Oldenburger Münsterland ein seltenes Stück“, erklärt Göttke.

Beeindruckend ist auch der von Bernhard Diedrichs und Franz Knoche gefertigte Hochaltar. Göttke berichtet, der Altar im Stil der Wiedenbrücker Schule sei als Musterstück in eine Milchglaswand eingefräst worden. Die Glasmalereien von Wilhelm Derix laden ebenfalls zum meditativen Verweilen ein.

Weinreben: Göttke vor der evangelischen Gethsemane-Kirche.Weinreben: Göttke vor der evangelischen Gethsemane-Kirche.

Etwas abseits der Radstrecke liegt die ebenso schöne wie bemerkenswerte evangelische Gethsemane-Kirche am Kapellenweg in Bakum. Es handelt sich um eine sogenannte Notkirche, die einem Muster serieller Fertigung von 48 weiteren Kirchen entspricht und für die evangelischen Christen 1950/51 erbaut wurde, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Vertriebene nach Bakum kamen. Möglich wurde der heute unter Denkmalschutz stehende Bau mit Geldern der evangelisch-reformierten Kirche von Nordamerika. Der Innenraum ist holzverkleidet, außen ranken heute Weinreben an der Wand. Göttke erzählt diese Anekdote: Als die Kirche 1951 von Bischof Dr. Wilhelm Stählin geweiht wurde, sei der hohe Kirchenvertreter vom damaligen hiesigen Pastor als „Bischof Stalin“ angesprochen worden – versehentlich, wohlgemerkt.

Die weitere Strecke führt über Abschnitte, die den Blick über Felder weit reichen lassen, durch die Siedlung „Molkenstraße“. Göttke erklärt, es handele sich nicht um eine Bezeichnung für eine Straße, sondern für eine Bauerschaft. Das Besondere daran sei, dass sie hufeisenförmig angelegt ist. Die Häuser würden den großen Esch umschließen, um das kostbare Land zu schonen – eine Seltenheit.

Historische Inschrift: Franz-Josef Göttke zeigt das Epitaph aus dem Jahr 1608 in der Bakumer Kirche St. Johannes Baptist.Historische Inschrift: Franz-Josef Göttke zeigt das Epitaph aus dem Jahr 1608 in der Bakumer Kirche St. Johannes Baptist.

Weiter geht es nach Harme zum Mäuseturmteich. Kaum ein anderer Baggersee dürfte eine so imposante Anmutung haben. Etliche Fisch- und Vogelarten haben hier ihr Zuhause – ein Lehrpfad klärt darüber auf. Göttke: „Ein kleines Paradies.“

Die nächste Station ist Carum. Wir betreten die Kirche St. Johannes Evangelist, die 1890/91 erbaut und von 1949 bis 1951 umgestaltet wurde. Der romanisierende Backsteinbau wird von zwei Baumriesen im Vorhof bewacht. Das Gotteshaus ist lichtdurchflutet, hat wunderschöne Kirchenfenster, einen herrlichen Hochaltar. Eine Wandmalerei zeigt Johannes den Evangelisten. Sehenswert in der Nachbarschaft sind zudem die Höfe Lammerding und Aschern.

Fakten

  • Die Gemeinde Bakum (etwa 6000 Einwohner) besteht aus 14 Ortschaften.
  • Bei der Themenroute werden die Ortschaften Molkenstraße, Harme, Märschendorf, Carum, Lüsche, Hausstette, Vestrup, Lohe, Westerbakum und Bakum sowie fünf Kirchen angefahren.
  • Die Rundtour (Länge 27,4 Kilometer) verläuft fast ausschließlich entlang ruhig gelegener Feldwege und bietet viel Weitblick und Ruhe.
  • Startpunkt ist das Rathaus Bakum (Kirchstr. 3).
  • Landkreis, Städte und Gemeinden haben das Radwegeleitsystem vollständig erneuert.
  • Jetzt kann nach Zahlen geradelt werden: 150 durchnummerierte Knotenpunkte weisen den Weg.
  • Übersicht bietet eine neue Radwanderkarte. Sie ist im Buchhandel und in den Tourist-Informationen Nordkreis Vechta und Dammer Berge erhältlich.
  • Download aller Touren: www.oldenburgermuensterland.de/ tourismus/entdecken/ radtouren/routen/

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