Grünkohlkönigin hat „Berliner Schnauze“
Franziska Giffey ist im Amt. Vorgänger Habeck: „Ich dachte, es geht um Ernährung, und es ging viel um Alkohol“.
DPA | 04.03.2020
Franziska Giffey ist im Amt. Vorgänger Habeck: „Ich dachte, es geht um Ernährung, und es ging viel um Alkohol“.
DPA | 04.03.2020

Foto: Carola Schubbel
Berliner Schnauze trifft auf Oldenburger Platt: Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat am Montagabend das Amt der Oldenburger Grünkohlkönigin übernommen. Die SPD-Politikerin löste den Grünen-Bundesvorsitzenden Robert Habeck ab, der den Posten nach einem Jahr abgeben musste. „In Oldenburg gilt eben doch noch das Rotationsprinzip“, erläuterte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) beim „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ in der Landesvertretung Niedersachsens in Berlin. „Als kleines Mädchen habe ich mich gefragt, wie das wohl ist, Prinzessin zu sein – nun bin ich sogar Königin“, sagte Giffey. Lange habe sie überlegt, wie royal denn ihre Rede werden solle. „Ich bin letztlich zu dem Schluss gekommen: gar nicht. Eigentlich braucht's doch gar nichts Royales. Ich bin Berlinerin und in diesem Sinne keine ,von und zu'. Und jetzt müsst Ihr mit mir gemeinsam ein bisschen Berliner Schnauze ertragen.“ Was auf den Abend gemünzt war, gilt sicher für das gesamte Jahr als Grünkohlkönigin. Ausgerichtet wurde das bereits 63. Grünkohlessen von der Stadt Oldenburg. Sie nutzt den Abend seit 1956 zur Kontaktpflege in der Hauptstadt. Schon als Bonn noch Bundeshauptstadt war, etablierte sich das Essen als Politpromi-Treff. Nur wegen der Hochwasserkatastrophe 1962 und während des Golf- Kriegs 1991 fiel es aus. Aufgetischt wurde wie immer reichlich: Für die rund 270 geladenen Gäste gab es 200 Kilogramm Grünkohl und rund 240 Kilo Pinkel, Kasseler, Speck und Kochmettwurst. Da Grünkohl in Berlin eher ein Schattendasein führt, wurde das Essen aus Oldenburg angeliefert. Runtergespült wurde die nicht ganz leichte Kost mit reichlich Bier und Korn. Der scheidende Kohlkönig Habeck räumte ein, dass seine Amtszeit mit Missverständnissen und etwas „rumpelig“ begonnen habe. Als er vor einem Jahr gefragt habe, was er als Vegetarier denn zu essen bekomme, sei die Antwort „Kartoffel eben“ gewesen. Und von seinem Amt habe er keine rechte Vorstellung gehabt: „Ich dachte, es geht hier um Ernährung, und es ging viel um Alkohol.“ Drei Dinge sollen ihre Regentschaft ausmachen, kündigte Giffey an: Sie wolle Oldenburg und Berlin näher zusammenbringen und auch in Berlin für Oldenburg werben. Denn schließlich habe Oldenburg vieles, von dem man lernen könne. Zum Beispiel habe jede zweite Grundschule ein Ganztagsangebot – so wie es sein solle, sagte Giffey. Dass wolle sie sich während ihrer Regentschaft angucken. Und mit einem kleinen Seitenhieb auf ihren Vorgänger Habeck beteuerte sie, dass sie die Grünkohl-Tradition hochhalten werde und keine Grünkohl- Smoothies oder ähnliches einführen wolle.
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