Anna und Maria fühlen sich in ihrem neuen Zuhause wohl. Mit ihren beiden Söhnen leben die Ukrainerinnen in einer kleinen Einliegerwohnung, die ihre Gastfamilie liebevoll eingerichtet hat. Mittlerweile organisieren sie sich weitestgehend selbst, aber beide Seiten freuen sich über einen lockeren und harmonischen Kontakt.
Zum christlichen Osterfest waren die Osteuropäerinnen eingeladen und haben ihre neuen deutschen Freunde eine Woche später mit dem orthodoxen vertraut gemacht. Zur Kommunion servierten die Frauen einen aufwändig gebackenen Kuchen nach ukrainischem Rezept und an Christi Himmelfahrt erlebten sie die Vatertagstradition und lernten eine neue Vokabel, die sofort im Gedächtnis blieb: Bollerwagen. „Was für ein witziges Wort."
Der umgangssprachliche, norddeutsche Begriff tauchte im Deutschkursus noch nicht auf, aber ist für die sympathischen Ukrainerinnen, die auch Englisch sprechen, mittlerweile eine mehr als vertraute Vokabel, die sie gerne und vor allem im Gespräch mit der Gastfamilie amüsiert einfließen lassen. Die Sprache schnell und facettenreich zu lernen, ist beiden grundsätzlich wichtig. Und nachdem sie im April im Friesoyther Stadtgebiet angekommen waren, nutzen sie das vom Bildungswerk organisierte Sprachangebot.
Neben Friesoythe ermöglichen die Gelder auch Kurse in Ramsloh und Barßel
Wie berichtet, war die Einrichtung eine der ersten, die ehrenamtlich Willkommmenskurse für Geflüchtete ins Leben rief. Über den Landescaritasverband greift jetzt ein Sponsoring, das insgesamt fünf feste Kurse für 100 Stunden sichert. Wie Birgit Walker, pädagogische Mitarbeiterin, mitteilte, finden drei Kurse dienstags und donnerstags im Friesoyther Franziskushaus und im evangelischen Gemeindehaus statt.
Darüber hinaus ermöglichen die Spendengelder einen Kursus in Ramsloh, der sogar dreimal pro Woche stattfindet, sowie einen weiteren in Barßel. „Somit müssen Interessenten keine langen Anfahrtswege mehr leisten und können vor Ort bleiben“, betonte Walker und verweist auch auf die Kinderbetreuung, die parallel verläuft.
Über 70 Teilnehmer bei der Gruppeneinteilung in Friesoythe
Das Angebot läuft auch in den Sommerferien weiter und soll dann in fließende Integrationskurse münden, für die schon die erforderlichen Anträge gestellt wurden. Wie hoch Bereitschaft und Resonanz sind, war bei der Gruppeneinteilung für die neuen Kurse sichtbar, die in Friesoythe mit rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorgenommen wurde.
Als Dozenten sind Dolmetscherin Alla Oetjen, die pensionierten Pädagogen Reinhard Lanfer aus Bösel und Ulla Lück aus Friesoythe sowie Marianne Niehaus aus Molbergen tätig, die 10 Stunden pro Woche unterrichten. „Der Wille, Deutsch zu lernen, ist absolut gegeben und viele beherrschen schon grundlegende Ansprachen“, unterstreicht Birgit Walker. Das gilt auch für Anna und Maria, die mittlerweile sogar einen Spaziergang mit dem Bollerwagen unternommen haben. Worte wie „Frieden“ und „nach Hause“ gehören ebenfalls zu ihrem festen Sprachgebrauch, denn dahin möchten sie bei aller Willkommenskultur und Wohlfühlatmosphäre gerne wieder zurück.