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Friedensstadt, Unistadt, Museumsstadt

Gästebuch: Viele Orte schmücken sich mit einem Beinamen: Hansestadt Hamburg, Universitätsstadt Vechta. Eisenstadt Friesoythe. Doch was hat Cloppenburg anzubieten? Ein paar Gedanken.

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Hamburg ist ja nicht nur Hamburg oder die „Perle". Die Stadt stellt sich vor als „Freie und Hansestadt Hamburg“. Das klingt doch ganz anders. Solch ein „Binoamen" kann eine Kommune aufwerten, aber auch lächerlich machen. So wie: gewollt und nicht gekonnt.

Nachdem das neue Bundesland Sachsen-Anhalt wieder seine Eigenständigkeit erhalten hatte, rang es nach einer größeren Bedeutung. Thüringen hatte Luther, Sachsen immerhin König August mit Dresden und Mecklenburg-Vorpommern war eben Meck Pomm. Sachsen-Anhalt saß zwischen den Stühlen in der Asche und lechzte nach einem Alleinstellungsmerkmal.

Da fiel einem findigen Texter ein, dass einer einmal die Sachsen-Anhaltiner als „ausgeschlafen" gelobt hatte. Kurz gedacht und da stand er, der Beiname: Sachsen-Anhalt, das Land der Frühaufsteher. Auf sämtlichen Schildern an jeder Grenze zum Bundesland wurde der Reisende mit diesem Slogan begrüßt. Bürgermeister, Landräte bis hin zu Ministern grüßten bei Interviews zunächst „Guten Tag, aus dem Land der Frühaufsteher.“ Irgendwann wurde es zu viel und zu nervig. Der Werbename fand still und heimlich ein einsames Ende.

Vechta hat sich hochgearbeitet

Auch hierzulande reicht vielen der Ortsname alleine nicht. Beispiel Vechta. Auf den amtlichen Schildern prangt „Universitätsstadt Vechta". Da sag einer noch was. Universitätsstadt. Aber, sie haben sich hochgearbeitet. Einst eine Lateinschule, dann ein Gymnasium, dann die pädagogische Hochschule, auf der man nach 3 Jahren Lehrer werden konnte. Dann zunächst eine Abteilung der Universität Osnabrück. Dann Universität mit mehr als 4000 Studentinnen und Studenten.

Was Vechta kann, kann Oldenburg auch, dachten sich die Damen und Herren in der Herzogsstadt und nennen sich ebenfalls „Universitätsstadt“, was bei 15.000 Studierenden auch nicht so weit hergeholt ist. Obwohl sich die Oldenburger ja mit dem Namensgeber anfangs schwertaten. Carl von Ossietzky, der von den Nazis ermordete Friedensnobelpreisträger und Häftling im Konzentrationslager Esterwegen, war nicht der Favorit des Establishments in der biederen Beamtenstadt. Zu links, zu frech, zu unabhängig? Wurscht. Die Studenten setzten ihn durch und heute ist man stolz auf die „Universitätsstadt“ und CvO.

"Friesoythe ist die 'Eisenstadt'. Das haben sie dem Eisenbieger Bullermann zuzuschreiben, der sein Käppi zurechtrückt und auf den Amboss haut."Otto Höffmann

Osnabrück ist die „Friedensstadt“. Wenn schon ein Vertrag wie der westfälische Friedensvertrag in ihren Mauern geschlossen wurde, sollte das doch Grund genug sein, jahrhundertelang damit anzugeben. Wenn auch Münster, der größere Nachbar, ebenfalls seinen Anteil am Friedensschluss hat: Aber die Münsteraner haben ja selber Schuld. Sie taten sich mit dem Vertrag erst so schwer, weil sie meinten, die Katholiken kämen zu schlecht und die Protestanten zu gut weg. Und schwupp hatte sich Osnabrück den Friedens-„Binoamen" geschnappt. Friesoythe ist die „Eisenstadt“. Das haben sie dem Eisenbieger Bullermann zuzuschreiben, der sein Käppi zurechtrückt und auf den Amboss haut. Kam wohl besser als „Hansestadt“.

Zwischen all den Universitätsstädten und Friedensschlüssen liegt Cloppenburg. Einfach nur Cloppenburg. Ein Aschenputtel unter den bedeutenden Nachbarn links und rechts. Dabei befindet sich hier das größte Freilichtmuseum Deutschlands. Pah! Das kann keiner der hochwohlgeborenen Nachbarn aufweisen. Hier atmet Geschichte. Dank dafür dem Doktor Helmut O. Und natürlich seinem Papa. Deswegen bitte künftig auf allen Ortsschildern und im Bahnhof: Cloppenburg, die Museumsstadt.


Zur Person:

  • Otto Höffmann ist Rechtsanwalt in Cloppenburg.
  • Den Autor erreichen Sie unter der E-Mail-Adresse redaktion@om-medien.de.

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