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Freiheit beginnt, wo die Sucht endet

Die Zahl der Alkoholabhängigen in Deutschland ist auf 1,5 bis 2,5 Millionen geschätzt – Tendenz steigend.

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Alarmierend: Geschätzte 1,5 bis 2,5 Millionen Deutsche sind Alkoholabhängig.	Foto: Jens Büttner/dpa

Alarmierend: Geschätzte 1,5 bis 2,5 Millionen Deutsche sind Alkoholabhängig. Foto: Jens Büttner/dpa

Sie will Betroffenen und Angehörigen die Angst vor dem ersten Schritt nehmen: sich einer Selbst-Hilfegruppe anzuschließen. Irmgard Rolfes aus Garrel gibt offen zu: „Für mich selbst waren die Gruppen-Treffen enorm wichtig. Ohne sie hätte ich den Ausstieg aus der Sucht nicht geschafft.“ Es habe ihr gut getan, „dass es Menschen gab, bei denen ich in Krisen anrufen konnte, die mir erzählt haben, wie sie es geschafft haben und was ihnen dabei geholfen hat“. Heute hilft ist sie diejenige, die in Krisenzeiten hilft: Seit fast zehn Jahren leitet sie die Kreuzbund-Gruppe Garrel – aus Überzeugung, mit Leidenschaft und Herz.

Dass das Problem Sucht nicht auf dem Rückzug ist, das erlebt Rolfes zum Beispiel bei ihren Besuchen in Entgiftungsstationen. Gleichzeitig merkt sie, dass weniger Patienten das Angebot einer Selbsthilfegruppe wahrnehmen als früher. Sie geht davon aus, dass viele Betroffene Angst vor dem ersten Schritt haben, dabei sei dieser oft der erste in die Abstinenz. „Es kostet viel Überwindung, sich seinem Problem zu stellen und sich einer Gruppe zu offenbaren“, erklärt die Garrelerin, die seit 15 Jahren trocken ist. Ihr sei es damals nicht anders ergangen.

„Wir wollen Menschen Halt geben, sie motivieren und einfach nur mal ‚zuhören‘“, betont Rolfes. In der Kreuzbund-Gruppe sei jeder willkommen – egal ob Alkoholabhängig, Tabletten- oder Drogensüchtig. „Ein offenes Ohr, Mitfühlen – das ist ist es, was einem Betroffenen fehlt oder lange gefehlt hat“, sagt sie. Sie spreche aus Erfahrung. Alkoholabhängigkeit sei eine Krankheit mit guten Behandlungschancen, allerdings müsse man dazu bereit sein, man müsse es wirklich wollen.

„Auch Angehörige verdienen Unterstützung nach all den Jahren an der Seite eines Alkoholikers, einer Alkoholikerin. Auch ihnen stehen unsere Türen offen. Oftmals gehen die Angehörigen durch die Hölle“, macht Irmgard Rolfes deutlich.

Der regelmäßige Gruppenbesuch helfe, zurück in ein strukturiertes Leben zu finden – ohne Alkohol. Zusätzlich lernten die Betroffenen das Leben wieder zu genießen und sich mit Menschen zu treffen. „Ich als trockene Alkoholikerin brauche mich nicht mehr zu schämen, ich gehe offen auf die Menschen zu, ich meide nicht mehr die Öffentlichkeit.“

Jeden Montag kommt die Kreuzbund-Gruppe um 19.30 Uhr im Garreler Johannes-Haus zusammen.„Neue Mitglieder dürfen gerne schon etwas früher kommen, ich bin grundsätzlich eine Stunde vor Beginn da“, berichtet die Leiterin, die unter 04474/1222 zu erreichen ist. So könne im Vorfeld schon ein Gespräch unter vier Augen geführt werden, bevor man die anderen Mitglieder kennenlerne. Jede Woche werden andere Themen besprochen, „eingangs darf jeder berichten, wie es ihm in der vergangenen Wochen ergangen ist – positiv wie negativ“. Niemand müsse sich äußern. Und: Was besprochen werde, bleibe in der Selbsthilfegruppe.

Info:

Der Kreuzbund ist die katholische Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige. Selbsthilfegruppen gibt es unter anderem auch für chronische und psychische Erkrankungen oder bei Themen rund um die Familie. Weitere Infos gibt es bei der VHS-Kontaktstelle für Selbsthilfe (Altes Stadttor 11 in Cloppenburg, Tel.: 04471/185872, E-Mail: info@selbsthilfe-cloppenburg.de oder unter www.selbsthilfe-cloppenburg.de.

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