Feuerwehrtechnische Zentrale wird deutlich teurer als erwartet
Für die Kostenexplosion bei dem Großprojekt in Vechta gibt es mehrere Gründe. Mit dem Baubeginn wird im Frühjahr 2022 gerechnet.
Thomas Speckmann | 06.07.2021
Für die Kostenexplosion bei dem Großprojekt in Vechta gibt es mehrere Gründe. Mit dem Baubeginn wird im Frühjahr 2022 gerechnet.
Thomas Speckmann | 06.07.2021
Investition in die Zukunft: Der Neubau der Feuerwehrtechnischen Zentrale und der Einsatzleitstelle an der Oldenburger Straße in Vechta soll etwa 19,5 Millionen Euro kosten. Zeichnung: Architekturbüro Geising + Böker
Der Neubau der Feuerwehrtechnischen Zentrale und der Einsatzleitstelle in Vechta wird deutlich teurer als erwartet. Die Kostenexplosion sorgt für Ernüchterung in den politischen Reihen, aber an der Notwendigkeit des Vorhabens führt nach Auffassung der Entscheidungsträger kein Weg vorbei. In der kommenden Woche soll der Kreistag die Umsetzung der fast 19,5 Millionen Euro schweren Baumaßnahme beschließen. Die Planung für das Großprojekt hat der Landkreis Vechta als Träger bereits vor 2 Jahren angeschoben. Er hat sich frühzeitig von der Stadt Vechta einen Teil des Baugrundstückes an der Oldenburger Straße, direkt neben dem Domizil der Ortsfeuerwehr, gesichert. Auf der fast 12.500 Quadratmeter großen Fläche sollen die bislang in der Innenstadt befindlichen Einrichtungen für das Feuerwehr- und Rettungswesen angesiedelt werden. In einer gemeinsamen Sitzung des Planungs- und des Finanzausschusses hat die Verwaltung nun einen detaillierten Entwurf des Architekturbüro Geising + Böker präsentiert und die Notwendigkeit des Projektes unterstrichen. "Mit dem Neubau können alle technischen Anforderungen an den Betrieb einer heutigen Feuerwehrtechnischen Zentrale und Einsatzleitstelle erfüllt werden. Dazu sind noch Erweiterungsmöglichkeiten für künftige Anforderungen vorhanden", erklärte Kreisrat Holger Böckenstette. Die gesetzlichen Vorgaben wären an dem aktuellen Standort an der Oldenburger Straße in der Vechtaer Innenstadt nicht umsetzbar gewesen, so Böckenstette weiter. Neben dem Platzmangel und der fehlenden Barrierefreiheit bestehe auch in energetischer Hinsicht ein Sanierungsbedarf. Eine Umsetzung dieser Maßnahmen sei mit einem niedrigeren Kostenaufwand am neuen Standort machbar. Laut Amtsleiterin Petra Ahlers beläuft sich die ursprüngliche Kostenschätzung auf 9,2 Millionen Euro. Im Laufe der Planung habe sich jedoch herausgestellt, dass die neuen gesetzlichen Anforderungen an Größe und Ausstattung zu erheblichen Erhöhungen führen. Hinzu kämen die Baupreissteigerungen in den vergangenen 2 Jahren. Grundstückserwerb und Sicherheitszuschlag seien damals ebenfalls nicht kalkuliert worden. "Vor ein paar Jahren war noch nicht an solche Vorgaben zu denken", bestätigte Kreisbrandmeister Matthias Trumme. Er zählte den Ausschussmitgliedern eine Reihe von gesetzlichen Vorschriften auf, angefangen bei der Norm für Feuerwehrhäuser über Vorgaben der Feuerwehrunfallkasse bis hin zur Einsatzstellenhygiene, die heutzutage fast schon wichtiger sei als der Löscheinsatz selbst. Um die Aufwendungen in Grenzen zu halten, hat die Verwaltung in Abstimmung mit Mitarbeitern der Feuerwehrtechnischen Zentrale und der Einsatzleitstelle das Raumprogramm auf den notwendigen Bedarf geprüft und dabei an diversen Stellen den Rotstift angesetzt. "Wir haben versucht, das Möglichste einzusparen, bei Technik und Ausstattung sind wir auf dem absoluten Minimum angekommen", so Trumme. Die Fahrzeughalle umfasst 18 statt 16 Einstellplätze, davon befinden sich sechs unter einer Remise. Ihre Breite wird verringert, um damit Platz und Kosten zu sparen. Werkstatt und Waschhalle sollen nun mit Mauerwerk statt Glasfassade umhüllt werden. Der Schlauchturm erhält keine aufwendige Verkleidung. Bei der Heizungsanlage ist eine wirtschaftliche Lösung mit geringem Kohlendioxidausstoß angesagt. Auf die Errichtung der Photovoltaikanlage auf dem Gebäude will der Landkreis hingegen nicht verzichten. Unterm Strich werden durch die verschiedenen Maßnahmen etwa 1,6 Millionen Euro eingespart. Amtsleiterin Ahlers kommt mit Blick auf das Gesamtkonzept inklusive des zusätzlichen Flächenbedarfs zu dem Schluss: "Das ist kein Mehr, sondern das Minimum dessen, was wir müssen." Inklusive Grundstückserwerb und Sicherheitszuschlag für Preissteigerungen belaufen sich die Investitionskosten auf 19,5 Millionen Euro. Möglicherweise könnte es eine Bundesförderung für effiziente Gebäude in Höhe von einer Million Euro geben. Die Grundstückserlöse für den alten Standort fließen mit fast 2,4 Millionen Euro ein. Somit müsste der Landkreis Vechta am Ende fast 16 Millionen Euro berappen. Walter Goda (CDU) begrüßte die Planung und dankte der Feuerwehr. Sie habe sich in den Verhandlungen bereit erklärt, auf vieles zu verzichten. Die SPD-Fraktion schloss sich dem einmütigen Votum an, wenngleich es aus ihren Reihen vereinzelte Kritik an dem Entwurf gab. Für Silvia Klee lässt sich das Projekt in Abstimmung mit der benachbarten Ortsfeuerwehr günstiger gestalten, etwa bei der Nutzung des Schulungsraums. Das letzte Wort hat der Kreistag in seiner Sitzung am 15. Juli (Donnerstag) ab 17 Uhr im Kreishaus. Anschließend kann die Verwaltung in die Ausführungsplanung einsteigen, die Leistungsverzeichnisse erstellen und die Baugenehmigung einholen. Die Stadt Vechta hat bereits eine Änderung des Bebauungsplans in die Wege geleitet. Mit dem Baubeginn wird im Frühjahr 2022 gerechnet. Die Inbetriebnahme könnte Ende 2023 erfolgen. Die Feuerwehrtechnische Zentrale ist kurz gesagt der Dienstleister für alle 20 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Vechta. Hier erfolgen die Pflege und Wartung von Geräten sowie die Durchführung von Schulungen und Lehrgängen, unter anderem für Atemschutzgeräteträger. In der Einsatzleitstelle werden derweil alle Krankentransporte, Notfälle, Schadenslagen und Feuerwehreinsätze koordiniert. "Wir haben versucht, das Möglichste einzusparen, bei Technik und Ausstattung sind wir auf dem absoluten Minimum angekommen."Kreisbrandmeister Matthias Trumme
Landkreis hofft auf Fördermittel des Bundes
Dienstleister für alle 20 Freiwilligen Feuerwehren
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