Essen ist ein starker Wirtschaftsstandort. Wie viele unterschiedliche Ausbildungsberufe die heimischen Firmen anbieten, sei vielen Jugendlichen aber gar nicht bekannt, sagt Lehrerin Eva Bruschke. Um das zu ändern, will die Oberschule bald Schüler und Unternehmer zusammenbringen. Dabei helfen soll der Verein Pfiffikus.
Schulleiter Alexander Scherbring, Essens Bürgermeister Heiner Kreßmann und der 2. Pfiffikus-Vorsitzende Heidjer Schwegmann unterzeichneten am Mittwoch eine entsprechende Kooperationsvereinbarung. Ihr Ziel ist, möglichst viele Akteure für die Förderung der Ausbildungs- und Berufschancen junger Menschen zu gewinnen. Dafür richtet die Schule mit finanzieller Hilfe der Gemeinde einen Begegnungsraum ein, in dem Firmenchefs, Ausbildungsleiter und Lehrlinge mit Schülern ins Gespräch kommen und Gelegenheit haben, den eigenen Betrieb und sein Ausbildungsangebot vorzustellen.
Der Raum sei notwendig, denn gerade mit dem "Erstkontakt" täten sich beide Seiten oft schwer, weiß Pfiffikus-Geschäftsstellenleiterin Dörthe Brackmann aus Erfahrung. Der Verein hat vor einiger Zeit ähnliche Projekte in Lastrup und Quakenbrück gestartet. Die Reaktionen auf den neuen Bildungscampus in Lastrup seien geradezu euphorisch, berichtet Heidjer Schwegmann. "Dort rennen uns die Firmen förmlich die Türen ein". Auf ein ähnliches Echo hoffen die Initiatoren natürlich auch in Essen.
Treffen in gemütlicher Atmosphäre
Der ehemalige Klassenraum wird nach den Sommerferien fertig umgestaltet sein. Gemütliche Sitzecken sorgen dann dafür, dass sich die Gesprächspartner schneller locker machen. Die Firmenvertreter können auch auf eine moderne EDV zurückgreifen, die digitale Unternehmensvorstellungen ermöglicht. Und natürlich dürfen sie klassisch mit Flyern und Plakaten werben. Am direkten Kontakt führt aus Sicht Schwegmanns aber kein Weg vorbei. "Und dafür wollen wir die notwendige Plattform herstellen."
Nun ist es keineswegs so, dass in der Oberschule bislang nichts für die Berufsorientierung getan wurde – im Gegenteil. Praktika und Schnuppertage gehören seit Jahren zum Alltag. Jedes Jahr richtet die Schule eine Berufsmesse aus und holt dazu heimische Betriebe in die Klassen. Für das Pfiffikus-Projekt musste sich Alexander Scherbring deshalb erst einmal erwärmen. Das Konzept überzeugte ihn schließlich. "Wir haben bei uns so viele fantastische Talente, die es wert sind, entdeckt zu werden." Heiner Kreßmann wies auf die steigende Zahl junger Geflüchteter in Essen hin. Sie beruflich zu integrieren sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. "Wir müssen diese Vielfalt als Chance begreifen", betont der Bürgermeister.
Schüler legen im letzten Schuljahr den Schalter um
Wie begehrt sie angesichts des wachsenden Fachkräftemangels auf dem künftigen Arbeitsmarkt sein werden, sei ihren Schülern gar nicht bewusst, sagt Eva Bruschke. Lange würde das Thema Berufsausbildung für die meisten keine große Rolle spielen. "Die haben andere Sachen im Kopf", erklärt die Pädagogin. Erst mit Beginn des letzten Schuljahres legten die Jugendlichen den Schalter um. "Dann sind sie plötzlich erwachsen."
Am kommenden Dienstag (28. März) wird Heiner Kreßmann das Vorhaben vorstellen. Die Gemeinde hat zum Unternehmerfrühstück eingeladen. Beginn ist um 9 Uhr im Hotel „Zum Rathaus“. Die Betriebe möchte der Bürgermeister dort als künftige Netzwerkpartner gewinnen. Der Verein Pfiffikus organisiert außerdem Workshops in der Katholischen Akademie Stapelfeld, in denen Experten Strategien für die Nachwuchssuche vorstellen.
- Info: Erreichbar ist Dörthe Brackmann in der Pfiffikus-Geschäftsstelle unter Telefon 04471/7093495 (www.pfiffikus-bildung.de).