Eine Vietnamesin auf kulinarischer Entdeckungsreise
Wie die Auszubildende Dương Hà Ngọc die norddeutsche weihnachtliche Backkultur lieben lernt (Bildergalerie).
Jonas Seelhorst | 04.12.2025
Wie die Auszubildende Dương Hà Ngọc die norddeutsche weihnachtliche Backkultur lieben lernt (Bildergalerie).
Jonas Seelhorst | 04.12.2025

Von Vietnam ins Oldenburger Münsterland: Dương Hà Ngọc macht bei der Bäckerei Wolke in Dinklage ihre Ausbildung. Foto: Seelhorst
Bäcker ist ein traditioneller Beruf, der aus Mehl, Wasser, Salz und Hefe ein beeindruckendes Sortiment an Backwaren zaubert – zumindest in Deutschland. Aber wie sieht es am anderen Ende der Welt aus? Ganz anders, weiß Dương Hà Ngọc aus Vietnam. Und genau aus diesem Grund hat sich die 22-Jährige nach Europa aufgemacht, um hier bei der Bäckerei Wolke in Dinklage eine Ausbildung zu machen. Ihre Heimat ist Bắc Giang, eine Stadt im Norden Vietnams unweit der Hauptstadt Hanoi. Hier ist Bäcker eher ein Nischenberuf. Das tägliche Brötchen ist in Vietnam Reis – morgens, mittags und abends. Backwaren sind eher ein Luxusgut und entsprechend teuer. „In Vietnam gibt es eigentlich nur Köche“, sagt Dương Hà Ngọc. Ihr Vater hat ein Restaurant in Bắc Giang. „Bäcker sind da schon etwas Exotisches.” Deutschland ist weltweit bekannt für seine Backwaren. Speziell in asiatischen Ländern sind die Ausbildungsplätze hier deshalb besonders begehrt – so auch bei Dương Hà Ngọc. Sie wollte sich weiterbilden, etwas Neues ausprobieren. Nun ist sie mit drei weiteren Auszubildenden hier in Deutschland. Nahe der Zentrale in Dinklage hat Wolke eine WG für sie organisiert. Bis dahin war es ein langer Weg. Denn bevor sie überhaupt in die engere Auswahl kam, musste Dương Hà Ngọc zunächst einen 1-jährigen Sprachkurs absolvieren. Dieser findet in Hanoi statt, die 2-tägige Abschlussprüfung ist auf den Philippinen. Agenturen vermitteln nach weiteren Tests anschließend die Auszubildenden nach Deutschland. „Die nehmen da schon einiges auf sich“, sagt Marie Wolke. Oft ist es das Ziel, langfristig hier bleiben zu können. Dương Hà Ngọc arbeitet 3 bis 4 Tage die Woche für 8 Studen am Tag zuzüglich Berufsschule. Ein weiterer Unterschied zu ihrer Heimat, denn in Vietnam gehört die 6-Tage-Woche zur Norm – und zwar von 8 bis 21 Uhr. Im Vergleich ist es hier in Deutschland sehr ruhig und geordnet, findet Dương Hà Ngọc. Und auch das Wetter ist angenehm. In Vietnam liegt der Durchschnitt eher bei 30 Grad, mit Tendenz zur 40, sagt sie und lacht. Die Auswahl ist riesig, alles wird frisch zubereitet. Favoriten sind derzeit der Schokocroissant und Himbeerkuchen, schwärmt sie. Aktuell steht bei Wolke aber ein anderes Gebäck auf der Agenda: der Stutenkerl. Das putzige Hefe-Männchen mit Pfeife wird traditionell am 5. und 6. Dezember rund um Nikolaus angeboten. Für Dương Hà Ngọc ist es das erste Weihnachtsfest in Deutschland. Zwar wird auch in Vietnam Weihnachten gefeiert, größer ist allerdings das Tết-Fest im Januar oder Februar – das vietnamesische Neujahr, welches dem Mondkalender folgt. Hier schenkt man sich Geld in roten Umschlägen als Glücksbringer. Mit den Stutenkerlen vergleichen könnte man den Mondkuchen (Bánh Trung Thu). Auch dieser wird nur ein Mal im Jahr extra für das Mondfest gebacken. Beides sollte man sich also nicht entgehen lassen. Auf Mondkuchen müssen die Kunden hier zwar verzichten, dafür schwärmt Dương Hà Ngọc aber neben den bereits erwähnten Stutenkerlen für viele weitere Köstlichkeiten, die die Vorweihnachtszeit versüßen. Darunter die OM-weit bekannten Mehlbolzen, diese finden sich bereits seit Oktober im saisonalen Sortiment von Wolke und bringen mit Garantie Kinderaugen zum Leuchten. Und wem eher nach etwas Klassischem ist, auch hier hat Dương Hà Ngọc einen festlichen Tipp: die Weihnachtsschnitte mit herzhafter Marzipandecke und die traditionelle Donauwelle, die durch feine weiße Schokolade zur Winterwelle wird. Was ein Fest ...Deutsche Backkultur ist international hoch angesehen
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