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Ein kurzer Gruß an unser „Moin“

Kolumne: Batke dichtet

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Heute schon gegrüßt? Wie dem auch sei – von dieser Stelle aus jedenfalls ein herzliches „Moin“! Sagt man bei uns. Wenn Sie diesen Artikel um Mitternacht lesen, was ich für eher unwahrscheinlich halte, gilt das Gleiche für jene, die das Blatt am Frühstückstisch oder vor dem Mittagsschlaf in die Hand nehmen: „Moin, seien Sie willkommen“.

„Moin“ ist ein von der Tageszeit unabhängiges verbales Instrument zwischenmenschlicher Kommunikation und mittlerweile nicht nur in norddeutschen Gefilden etabliert.

„Moin“ ist viel mehr als ein schnödes Grußwort. An der Art und Weise, wie man sich moinmäßig artikuliert, lassen sich häufig Gefühls- und Stimmungslage des Moinenden ausloten. Nehmen wir den Zeitgenossen, der gemeinhin mit einem festen „Moin“ am Arbeitsplatz erscheint, diesmal den Gruß aber nur kaum vernehmbar und mit gesenktem Blick absetzt. Wir ahnen, dass ihm auf dem Weg an die Werkbank möglicherweise eine fiese Radarfalle in die Quere gekommen ist. Oder ihm die Verkehrsführung im Zentrum Vechtas vor dermaßen große Rätsel stellte, dass es ihm fast die Sprache verschlägt. Oder sein HSV hat verloren, wie jüngst in Osnabrück.

Machen wir uns nichts vor – ein „Moin“ kann uns auch gehörig auf den Senkel gehen. Wenn zum Beispiel der Chef beim Betreten des Büros das „Moin“ förmlich bellt, ahnt man, dass der Tag von einem Gute-Laune-Defizit geprägt werden könnte. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Mitmenschen, die mit einem dröhnenden „Moiihoiinnn“ gleich jenen mitreißenden energetischen Charme versprühen wollen, der auf andere eher kontraproduktiv und abschreckend wirkt.

„Gefährlich kann es werden, wenn das Gegenüber das ,Moin' weit zu einem „Moihhhhn“ dehnt und ein ,Ja' voranstellt“

Alfons Batke, Journalist

Die moinologische Artenvielfalt ist jedenfalls beachtlich. Da gibt es auch jenes Exemplar, das mit einem vor sich hin gemurmelten „Moin, Moin, Moin, Moin“ in sich versunken offensichtlich einen Moinolog führt und Gefahr läuft, in seiner Zerstreutheit vor die nächste Wand zu laufen. Gewarnt sei vor einem süßlich geflöteten „Moiiin“ – es ist zumeist ebenso unehrlich wie die mehr und mehr um sich greifende Danke-Antwort „Gerne“. Gefährlich kann es werden, wenn das Gegenüber das „Moin“ weit zu einem „Moihhhhn“ dehnt und ein „Ja“ voranstellt. Das kann heißen: „Mit dir habe ich noch gar nicht gerechnet, wo du doch gestern gesumpft haben sollst.“ Woher das Wort „Moin“ tatsächlich stammt? Die Moinungsforscher sind sich da nicht einig. Im Duden wird das Wort als „Grußformel“ und Synonym für „Hallo“ bezeichnet. „Moin“ soll dem ostfriesischen oder mittelniederdeutschen „moi“ entlehnt sein und bedeutet „schön, angenehm, gut“.

Schön und gut, versierte Wortfahnder haben das „Moin“ aber auch schon in einigen schweizerischen Kantonen, in Teilen Luxemburgs, in Dänemark und Norwegen sowie im Norden Polens, bei den Kaschuben, entdeckt. „Moin“ ist demnach alles andere als provinziell. „Moin“ ist international, wer so grüßt versprüht also eine gewisse Weltläufigkeit. Man sollte das „Moin“ allerdings dosiert verwenden; wer sich beispielsweise im Ostfriesischen mit einem „Moin, Moin“ in eine Gesprächsrunde einkaufen will, umweht schnell der Ruch der Geschwätzigkeit. Reichlich albern findet wir auch die Abwandlung „Moininger“. Und wer mir ein aufdringliches „Moinsen“ entgegenschleudert, erhält eine unmissverständliche Antwort: „Tach auch!“

Zur Person

  • Alfons Batke (63) ist Journalist und lebt in Lohne.
  • Den Autor erreichen Sie unter: info@om-online.de

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