Die Dinklager Martinsscheune erhält den Johannes XXIII-Preis
Die Auszeichnung würdigt Menschen und Gruppen, die Friedensliebe und Menschenfreundlichkeit ein Gesicht geben. Dies tue die Einrichtung nun bereits seit 26 Jahren.
Freude über die Auszeichnung herrschte bei (von links) Peggy Bentrup, Thomas Niemann, Schwester Johanna Wiese, Natascha Hoffmann und dem Überreicher des Preises, Klaus Hagedorn. Foto: Heinzel
Peggy Bentrup hat eine eigene Wohnung, arbeitet im Café auf Burg Dinklage und engagiert sich ehrenamtlich in der Martinsscheune. Die Einrichtung ist eine Herberge für Menschen in Not. Das hat die 29-Jährige vor 6 Jahren selbst erlebt. Der Aufenthalt in der Martinsscheune war für sie der Start in ein neues Leben. Schwester Johanna Wiese habe ihr dabei sehr geholfen. Die Nonne leitet seit 7 Jahren die Herberge.
Die Einrichtung gehört zur Benediktinerabtei St. Scholastika auf Burg Dinklage und hat jetzt den siebten Johannes XXIII-Preis verliehen bekommen. Seit 2011 würdigt der pax christi Diözesanverband Münster, damit Menschen und Gruppen die Friedensliebe und Menschenfreundlichkeit ein „Gesicht in der Gegenwart“ geben. Der Preis werde alle 2 Jahre vergeben. Dies erläuterte Klaus Hagedorn, der zum geistlichen Beirat von Pax Christi gehört, während seiner Begrüßung. Die anschließende Laudatio hielt Prof. Dr. Norbert Mette.
Wo wohnst du?
Er überschrieb seine Ausführungen mit der Frage: Wo wohnst Du? Es folgten interessante Ausführungen zu der Fragestellung. Kurz gesagt, Jesus würde aus heutiger Sicht als „verdeckt wohnungslos“ bezeichnet werden. Seine entsprechende Wohnungssituation sei in den Evangelien nachzulesen. Generell habe das Thema Wohnen in der Bibel eine große Bedeutung. Dabei werde auch geschildert, wie erniedrigend und entwürdigend das Leben eines Wohnungslosen ist. Eine Erfahrung die 2022 bundesweit insgesamt 607.000 Menschen machen mussten. 50.000 davon waren sogar obdachlos. Diese Gesamtzahl von über einer halben Million Menschen sei eine Steigerung zum Vorjahr von 58 Prozent gewesen. Die Zahlen stammten von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungshilfe. Norbert Mette rief die Kirche dazu auf, mehr gegen die zugrundeliegenden strukturellen Probleme zu tun.
Professor Dr. Norbert Mette hielt die Laudatio auf die Martinsscheune. Foto: Heinzel
Mette lobte den Einsatz der Martinsscheune, die zwischen 1992 und 1997 entstand. Aus einer Scheune des alten Gutshofes wurde eine temporäre Unterkunft für Menschen ohne Wohnung. Die Gäste versorgen sich selbst. Die Benediktinerinnen bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Eine Erfolgsgeschichte, die 2022 ein Vierteljahrhundert existierte. Zum Ende seiner Ausführungen zitierte Norbert Mette drei Beispiele aus der Jubiläumsschrift der Martinsscheune: Inge, Chrissi und Jupp.
Urkunde und Büste sind die Zeichen der Auszeichnung die den Namen von Johannes XXIII. trägt. Foto: Heinzel
1963 schrieb Papst Johannes XXIII seine Enzyklika „Pacem in terris“, deren Anfangsworte heute noch aktuell und brennend seien, so Äbtissin Franziska Lukas. Im Kapitel „Die Ordnung unter den Menschen“ steht: „Bezüglich der Menschenrechte, die wir ins Auge fassen wollen, stellen wir gleich zu Beginn fest, dass der Mensch das Recht auf Leben hat, auf die Unversehrtheit des Leibes sowie auf die geeigneten Mittel zu angemessener Lebensführung. Dazu gehören Nahrung, Kleidung, Wohnung, Erholung, ärztliche Behandlung und die notwendigen Dienste, um die sich der Staat gegenüber dem einzelnen kümmern muss. Daraus folgt auch, dass der Mensch ein Recht auf Beistand hat im Falle von Krankheit, Invalidität, Verwitwung, Alter, Arbeitslosigkeit oder wenn er ohne sein Verschulden sonst der zum Leben notwendigen Dinge entbehren muss.“ Die Martinsscheune sei wie eine Antwort auf diese Aussage, sagte Schwester Franziska Lukas.
Die Äbtissin bezeichnete die nun erfolgte Auszeichnung mit Urkunde und Büste als eine große Freude und Ehre. Den Preis nahm Schwester Johanna Wiese stellvertretend für alle rund um die Martinsscheune engagierten Menschen entgegen. Unter den Gästen befanden sich auch Weihbischof Wilfried Theising und Bürgermeister Carl Heinz Putthoff sowie die Vorstandsmitglieder des Vereins Martinsscheune Thomas Niemann und Natasche Hoffmann. Ersterer erhoffte sich durch die Ehrung „Rückenwind“ für die Herberge für Menschen in Not. Es könne jeden treffen, das hätten die Beispiele gezeigt. Und viele der Gäste kämen heute aus der Mitte der Gesellschaft.
Für den musikalischen Rahmen sorgte Eric Geier von der Musikschule Romberg. Er spielte „Perfect“ von Ed Sheeran, „Halleluja“ von Leonard Cohen und die Klaviersonate Nr. 8 vom Wolfgang Amadeus Mozart. Es war ein würdiger Rahmen der letztlich Norbert Mettes Worte unterstrich. Der Professor meinte: Die Martinsscheune hinterlasse bei ihren Gästen Spuren und ermögliche ihnen die Erfahrung das „jeder Mensch eine unantastbare Würde besitzt.“
Eric Geier sorgte mit seinem Klavierspiel für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung. Foto: Heinzel
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