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Das Wolfsrudel im Moor ist nicht mehr intakt

Dort, wo noch Schafe sind, kommt es zu Nutztierrissen.  Die Auswertung der Proben dauert weiterhin an. Doch nun werden auch Hobbyhalter beim Herdenschutz vom Land gefördert.

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Canis lupus im Potrait, aufgenommen im Wildpark Neuhaus im Solling. Foto: M. Niehues

Canis lupus im Potrait, aufgenommen im Wildpark Neuhaus im Solling. Foto: M. Niehues

Mitunter sieht man sie noch im Moor, die geschnürten Abdrücke, die Wölfe auf dem weichen Boden hinterlassen. Aber die sogenannten Trittsiegel werden weniger. Auch den Nachweis neuer Welpen im Wolfsrevier zwischen Goldenstedt und Barnstorf hat es in diesem Jahr noch nicht gegeben. Das Wolfsrudel ist offensichtlich nicht mehr intakt. Die für das Wolfsmonitoring zuständige Landesjägerschaft hat den Status des Barnstorfer Rudels seit vergangener Woche auf der Landkarte grafisch schraffiert dargestellt – weil es aktuell keine Nachweise gibt, die die Existenz von mehr als zwei Wölfen bestätigen.

Und doch hält sich mindestens ein Wolf in der Region auf. So ereignete sich der letzte Nutztierriss am 28. Oktober in Bissenhausen zwischen Goldenstedt und Twistringen. Sieben Schafe wurden Opfer des Übergriffs und sollen wolfstypische Verletzungen aufgewiesen haben. Vor wenigen Tagen wurde zudem in Aschen ein gerissenes Reh entdeckt. Der Kehlbiss und die durchgebissenen Rippen ließen keine Zweifel am Verursacher aufkommen. Nach Einschätzung des Wolfsberaters deutet die Menge des verzerrten Fleisches aber darauf hin, dass zwei Wölfe daran gefressen haben – die Frage ist nur welche?

Genetisch nachgewiesen wurde die Goldenstedter Wölfin zuletzt im Juni dieses Jahres. Die typisch großen und runden Trittsiegel des Rüden waren im Moor zuletzt Anfang 2018 vor der Paarungszeit zu sehen, danach nicht mehr. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass bis heute kein Nachwuchs registriert wurde. Aber woher stammt der zweite Wolf, der auch im Sommer häufiger gesehen wurde? Handelt es sich dabei vielleicht um ein Jungtier aus dem Vorjahr oder einen neuen Partner? Genetische Ergebnisse von Rissen Anfang Oktober stehen noch aus.

Die Untersuchungen solcher Fälle dauern jedoch lange. Auch die Ende Dezember 2017 von Umweltminister Olaf Lies (SPD) angekündigte Besenderung aller Rudel in Niedersachsen lässt immer noch auf sich warten. Gegenüber den Cuxhavener Nachrichten kritisierte Lies im September das Wolfsbüro. Die Struktur sei unglücklich, sagte er. Das System laufe nicht rund und sei verkorkst. Er tendiere dazu, die Kompetenzen auf die Landwirtschaftskammer zu übertragen. Immerhin werden jetzt in Niedersachsen seit Ende Oktober auch Hobbyhalter von Nutztieren beim Herdenschutz unterstützt. Das Land erstattet 80 Prozent der Kosten. In den Landkreisen Vechta und Diepholz dürfte diese Hilfe aber kaum noch jemand beantragen. Die meisten Hobbyhalter haben nach den vielen Wolfsattacken die Schafhaltung längst aufgegeben.

Meine Meinung: Verkorkst

Von Matthias Niehues

In den viereinhalb Jahren, in denen die Goldenstedter Wölfin im Moor heimisch ist, hat sich viel ereignet – aber zu wenig, um die Akzeptanz des Wolfes zu fördern. DNA-Untersuchungen dauern immer noch zu lange. Die Förderung der Hobbyhalter kommt zu spät. Und die Besenderungen entpuppen sich mal wieder als leeres Versprechen. Olaf Lies hat recht, die Situation ist verkorkst. Mehr denn je ist jetzt sein Handeln gefragt.

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