Das Wartezimmer wird ins Freie verlegt
Corona verlangt von Ärzten Kreativität, wenn sie die Ansteckungsgefahr im Wartezimmer minimieren wollen. Lüften und Abstand alleine reichen dabei nicht aus.
Heiner Stix | 26.11.2020
Corona verlangt von Ärzten Kreativität, wenn sie die Ansteckungsgefahr im Wartezimmer minimieren wollen. Lüften und Abstand alleine reichen dabei nicht aus.
Heiner Stix | 26.11.2020

Pergola und Pager: Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, haben Dr. Annette Gründing und Dr. Thorsten Pancratz ein Freiluftwartezimmer und ein Rufsystem etabliert. Foto: Stix
Menschen mit Vorerkrankungen sind durch Corona in besonderem Maße gefährdet. Arztpraxen, in denen kranke Menschen quasi automatisch aufeinander treffen, müssen demnach besondere Maßnahmen ergreifen. Die Gemeinschaftspraxis von Dr. Annette Gründing und Dr. Thorsten Pancratz hat sich dabei auch von der Gastronomie inspirieren lassen. Ziel der Ärzte ist es vor allem, die Kontaktmöglichkeiten im Wartezimmer einzuschränken. Fünf Stühle stehen dort noch, das ist nur rund ein Drittel der sonst verfügbaren Plätze. Ein neu angeschafftes Luftreinigungsgerät filtert die Viren aus der Luft, Lüften ist selbstverständlich. Oft jedoch sind auch die fünf Plätze nicht voll besetzt, denn die meisten Patienten warten lieber anderswo – in der neu gebauten Pergola neben der Praxis oder im Auto, oft aber auch beim Einkaufen oder bei einem Spaziergang. Damit die Patienten, die sich aus dem Umkreis der Praxis wegbewegen, rechtzeitig im Behandlungszimmer sitzen, haben die Ärzte zehn Pager angeschafft. Die Geräte werden bei der Anmeldung aktiviert, über eine Nummer den jeweiligen Patienten zugeordnet und ihnen mitgegeben. Wenn das vorgesehene Behandlungszimmer frei ist, funken die Praxismitarbeiterinnen den Pager an, der sich mit Licht und Tonsignalen bemerkbar macht. „Auf die Idee ist meine Tochter vor einiger Zeit beim Besuch eines Restaurants gekommen“, erzählt Gründing. In dem Lokal geben die Gäste ihre Bestellung am Tresen auf und werden via Pager zum Abholen gerufen, wenn das Essen fertig ist. „Ich konnte mir das anfangs gar nicht vorstellen, aber die Patienten sind begeistert“, sagt die Ärztin. 800 Meter reicht so ein Pager – weit genug für einen Spaziergang, für viele aber auch für einen Rückzug in die eigenen vier Wände. So viel Aufwand muss der Altenoyther Zahnarzt Christoph Kreilkamp nicht betreiben. „Wir sind eine Bestellpraxis, bei uns landet kaum jemand spontan“, sagt er. Vorkehrungen zum Schutz seiner Patienten und Mitarbeiterinnen hat er trotzdem getroffen. Permanentes Lüften gehört ohnehin dazu, vor allem aber achtet das Praxisteam darauf, das Wartezimmer frei zu halten, damit Patienten keinen Kontakt untereinander haben. Wer kommt, wird sofort in einen der drei Behandlungsräume gebracht. Wenn, was gelegentlich vorkommt, eine ganze Familie gemeinsame Termine hat, werden drei Familienmitglieder auf die Behandlungszimmer verteilt, maximal zwei dürfen im Wartezimmer Platz nehmen. Kommen weitere Patienten hinzu, müssen sie im Auto warten. Alle weiteren Hygienemaßnahmen wie Masken oder Desinfizieren sind für Zahnärzte normaler Alltag, sagt Kreilkamp. „Wir hängen immer über den Gesichtern unserer Patienten, wir sind es gewohnt, mit OP-Maske und Schutzbrillen zu arbeiten.“ Bei Patienten aus Covid-Risikogruppen setzen er und die Helferinnen derzeit die sichereren FFP2-Masken auf. Hinzu kommt noch der wöchentliche Corona-Schnelltest für das Praxisteam. Den setzt Kreilkamp auch ein, wenn er chirurgisch arbeiten muss. „Das ist inzwischen fest im Qualitätsmanagement-System verankert.“Ärzte rufen Patienten über Pager auf
Geräte funken über Distanz von 800 Metern
Desinfektion und Masken sind für Zahnärzte Alltag
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