Das ist der Stand der Freibad-Sanierung
Die CDU möchte wegen der Finanzen nichts überstürzen. Die SPD fordert eine zügige Entscheidung. Und das Bürgerforum trägt neue Überlegungen vor.
Frederik Böckmann | 04.09.2020
Die CDU möchte wegen der Finanzen nichts überstürzen. Die SPD fordert eine zügige Entscheidung. Und das Bürgerforum trägt neue Überlegungen vor.
Frederik Böckmann | 04.09.2020
Still ruht das Freibad: Die 1963 eröffnete Einrichtung hat Charme, ist aber sanierungswürdig. Foto: Böckmann
Das Wetter wird herbstlicher, die Freibadsaison unter Corona-Bedingungen neigt sich auch in Dinklage dem Ende entgegen. Doch in der Form, wie die Gäste die Badeanstalt in der Wiek kennen, wird es sie vielleicht nicht mehr lange geben. Wie eine mögliche Sanierung des Freibades aussehen könnte, das wurde in den vergangenen zwölf Monaten unter anderem im zuständigen Fachausschuss, auf der Klausurtagung von Rat und Verwaltung und bei einem Besuch im Sole-Freibads in Bad Essen diskutiert. Warum muss das Freibad saniert werden? Was sind die möglichen Vorschläge? Wie ist die aktuelle Meinung der Politik? Ein Überblick. Das 1963 eröffnete Freibad hat ein ordentliches und sehr gepflegtes Erscheinungsbild. Die Lage ist optimal. Aber: „Es entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen einer modernen Badeanlage“, hatte der zuständige Bäderexperte Jürgen August vor den Dinklager Politikern immer wieder betont. Zudem verfüge das Bad im Verhältnis zu den deutlich rückläufigen Besucherzahlen (wegen des veränderten Freizeitverhaltens) über eine zu große Gesamtwasserfläche. Auch sei eine einfache Wasserfläche als „Kleinkindbereich“ nicht attraktiv und locke kaum Eltern mit Kleinkindern an. Der Sanitärkomplex sei zu groß. Experte August betonte: Von 120 Sommertagen im Jahr sind in einem Freibad in der Regel nur zehn sehr gut und 20 gut besucht. Die restlichen 90 Tage seien „nice to have“. Weil es laut der Verwaltung seit vielen Jahren an vielen Stellen sanierungsbedürftig ist. Nicht unbedingt immer auf den ersten Blick, aber auf den zweiten. Die größte Baustelle ist das Nichtschwimmerbecken. Denn es hat laut einem Gutachten einen „Totalschaden“. Dazu kommt: Das Hauptbecken verliert aus bislang unbekannten Gründen bis zu zehn Kubikmeter Wasser am Tag. Die beiden Sprungtürme sind nicht mehr optimal zu nutzen. Der Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter hat noch den 60er-Jahre- Stil. Auch die Schwimmmeister und die Ortsgruppe Dinklage der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft sprechen sich im übrigen für eine Sanierung aus. Durch ein Planschbecken mit interaktiven Wasserspielen, durch eine Breitwellenrutsche, einen aufgewerteten Sprungbereich, durch ein attraktives Kleinkindbecken, durch ausreichend Schattenplätze, durch eine Boulderwand zum Klettern und, und, und – die Liste der Ideen ist lang. „Wir wollen die Attraktivität, die Aufenthaltsqualität vor allem für Familien mit Kindern steigern“, hatte Bürgermeister Frank Bittner immer wieder betont. Das Dinklager Freibad sei gut frequentiert, „aber es geht noch besser“. Im Blick haben Politik und Verwaltung dabei auch die Barrierefreiheit. Zum Beispiel beim Einstieg in das Becken. Bürgermeister Bittner hatte in der Vergangenheit übrigens deutlich gemacht: Die Stadt Dinklage möchte sich auch in Zukunft Freibad und Hallenbad leisten, trotz schwierigerer finanzieller Lage. Weil noch gar keine politische Entscheidung gefallen ist. Das Thema kam vor einem Jahr (wieder) auf die politische Tagesordnung. Zunächst muss erst einmal eine politische Entscheidung fallen. Das Thema wird mindestens noch einmal im Sportausschuss besprochen werden. Danach muss der Rat entscheiden. Diskutiert werden dürfte vor allem über die Kosten, die sich nach den neueren Berechnungen zwischen, 3,2 Millionen bis 3,9 Millionen Euro bewegen. Vor allem deswegen – aber nicht nur – sind die drei Ratsfraktionen durchaus unterschiedlicher Meinung. Der Fraktionsvorsitzende Andreas Windhaus versteht beim Freibad (wie auch beim Rathaus) das öffentliche Interesse, zu wissen, „wohin die Reise geht“. Da aber auch eine mögliche Freibadsanierung bis zu vier Millionen Euro kosten kann, möchten die Christdemokraten bei diesem Thema nichts überstürzen. Die Verwaltung solle "weitere Alternativen" prüfen. Erst wenn dann alle Optionen vorliegen, "werden wir hierüber beraten und entscheiden, welchen Weg wir als CDU gehen möchten", um "vertretbare Entscheidungen zu treffen". Andreas Windhaus sagt: "Weder beim Rathaus noch beim Freibad besteht unverzüglicher, sofortiger Handlungsbedarf. Dass Investitionen dort notwendig sind, ist unbestreitbar und deshalb haben wir uns dieser Projekte auch angenommen." Welches der beiden großen Projekte zuerst, oder ob beide möglicherweise parallel umgesetzt werden sollen, müsse abgewartet werden. Denn trotz der wirtschaftlich positiven Entwicklung der vergangenen Jahre – der Schuldenstand lag Ende 2019 bei 8,5 Millionen Euro – sieht es die CDU auch als "politische Verantwortung", die Finanzen im Blick zu halten, gerade in Zeiten der Corona-Pandemie. Mit Bedacht das Thema Freibad-Sanierung angehen? Das sieht die SPD-Fraktion als völlig falsches Signal. Mit Blick auf einen möglichen, einmal anvisierten Renovierungsstart in 2021 "sind wir schon deutlich in Verzug", findet der Fraktionsvorsitzende Matthias Windhaus. Er befürchtet, dass dem Freibad das "gleiche Schicksal wie dem Rathaus", über dessen Neubau seit dreieinhalb Jahrzehnten diskutiert wird, droht, "wenn wir jetzt keine schnelle und richtige Entscheidung treffen". Das Bauausschussmitglied Markus Blömer ergänzt: "Wir wollen nicht mehr reden und diskutieren, sondern handeln." Und das nur am bestehenden Standort. Andere Überlegungen, das Freibad an Investoren oder Betreiber zu übergeben, einen neuen Standort zu suchen beziehungsweise es ganz zu schließen, treten die Sozialdemokraten entschieden entgegen. Im Gegenteil: Die Sozialdemokraten sind überzeugt, dass das in die Jahre gekommene Freibad durch Modernisierung und strukturelle Änderungen (die überdimensionierte Wasserfläche in einem Edelstahlbecken zu verkleinern, Breitwellenrutsche, aufgewerteter Sprungbereich und Kleinkindbecken) an Attraktivität und Aufenthaltsqualität für alle Altersgruppen gewinnen kann. Auch die Kosten könnten deutlich minimiert werden. Die SPD favorisiert eine Variante mit 720 Quadratmeter Wasserfläche (zurzeit rund 1175 Quadratmeter) mit einem voneinander getrennten Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich, sagt der SPD-Vorsitzende Matthias Windhaus. Die Kosten für das Edelstahlbecken und die Technik würden bei dieser Variante auf 2,9 Millionen Euro geschätzt, die Kosten für die Sanierung der Gebäude auf 460.000 Euro. Überlegungen der CDU bei der Klausurtagung, erstmal nur die Hochbaumaßnahmen durchzuführen und das marode Becken erst später zu sanieren, lehnt die SPD ab. Matthias Windhaus befürchtet dann nämlich eine längere Schließung. "Hier sollten wir aus den Erfahrungen mit dem Hallenbad gelernt haben." Grundsätzlich gilt für die SPD: Eine Sanierung des Freibades ist vorrangiger zu behandeln als jene beim Rathaus. Eine Sanierung der Badeanstalt in zwei Teilen? Von solchen Überlegungen hält auch Ulrich Heitmann nichts. "Wenn, dann muss das Freibad in einem Zug saniert werden", sagt der Fraktionsvorsitzende des Bürgerforums. Variante 2 kann Heitmann wie auch die der SPD durchaus Positives abgewinnen. "Wir müssen aber auf jeden Fall die Kosten im Blick behalten." Und bei diesem Thema fordert Heitmann, dass es keine Denkverbote geben dürfe. Wie bei diesen Fragen: Benötigt Dinklage überhaupt noch ein Freibad? Kann sich Dinklage angesichts des noch immer hohen Schuldenstandes eine Badeanstalt überhaupt noch leisten? Die Besucherzahlen sinken schließlich seit Jahren. Heitmann fragt, warum das so ist. "Warum fahren so viele Familien in das Waldbad nach Lohne oder zum Heidesee nach Holdorf?" Für den Fraktionsvorsitzenden steht fest: Die Attraktivität muss zwingend erhöht werden, vor allem für Familien. Man müsse sich aber auch darüber Gedanken machen. Sind die Öffnungszeiten zu kurz? Schreckt das vielleicht einige Gäste ab? Ein Kartensystem, das zum Beispiel wie beim Naturbad in Vörden den Eintritt von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr ermöglicht, findet Heitmann eine Überlegung wert. Ebenso die Gründung eines Vereins. Der Fraktionschef stellt auch in Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, das Becken von derzeit sechs 50-Meter-Bahnen auf möglicherweise vier 25-Meter-Bahnen zu reduzieren? Wie ist der Ist-Stand?
Warum muss das Freibad saniert werden?
Wie könnte das Freibad aufgewertet werden?
Und warum wird noch nicht saniert?
Was sagt die CDU?
Was ist der Standpunkt der SPD?
Was sind die Ideen des Bürgerforums?
Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal.