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"Da geh‘ ich nicht rein, da stehen Schuhe!"

Leichter Grusel vor alten Häusern, unbeschwerter Spaß im Mehrgenerationenpark: In der Ferien-"Notbetreuung" des Familienzentrums Schwedenheim erleben Kinder alles, außer Not.

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Bunte Runde: Als Basteltisch gehen den Betreuerinnen und den Kindern nie die Ideen aus. Besuche im Mehrgenerationenpark ersetzen die ausgefallenen Ausflüge. Foto: Familienzentrum Schwedenheim/hm

Bunte Runde: Als Basteltisch gehen den Betreuerinnen und den Kindern nie die Ideen aus. Besuche im Mehrgenerationenpark ersetzen die ausgefallenen Ausflüge. Foto: Familienzentrum Schwedenheim/hm

Der Erstkontakt mit dem Cloppenburger Museumsdorf löste Schauer aus, zumindest bei einem scheuen Mädchen. "Da geh‘ ich nicht rein", beschied das zögernde Kind seine Betreuerin: "Da stehen ja Schuhe!" Erst nach etlichen Beteuerungen, dass es sich nur um (echte) Requisiten handelt, aber niemand Unheimliches im Haakenhof lebt, traute sich der junge Gast der Ferien-"Notbetreuung" allmählich in die dunkle Diele.

"Das war für einige Vorschulkinder eine echte Abenteuerreise", sagt Andrea Hinrichsmeyer. Die Koordinatorin des Netzwerks Familienzentrum Schwedenheim meint ausdrücklich nicht Sensationen oder teure Extratouren, sondern Gelegenheiten, neue Erfahrungen zu machen und die eigenen Grenzen auszuloten.

Obwohl die meisten Ausflüge wegen der Hygieneauflagen gestrichen worden sind, boten das Museumsdorf und vor allem der Mehrgenerationenpark dazu reichlich Möglichkeiten. "Da hat die Stadt etwas wirklich ganz Tolles geschaffen", lobt Hinrichsmeyer die Spielmöglichkeiten im Stadion: "Das war jeden Tag das Highlight." Der Leiterin, die beruflich in der Schulsozialarbeit engagiert ist, ist vor allem der Wille der Kinder aufgefallen, ohne Frust immer wieder das auszuprobieren, was ihnen schwerfällt, zum Beispiel beim Balancieren.

"Wenn ich die Playstation aus dem Blickfeld rücke und etwas eigenes anbiete, entwickeln Kinder eine wahnsinnige Fantasie."

Andrea Hinrichsmeyer, Koordinatorin des Netzwerks Familienzentrum Schwedenheim

Hinrichsmeyer ist nach eigenen Worten begeistert von der gegenseitigen Toleranz im Park. Wenn die Kinder (ohne Skateboard) die Wände der Skaterbahn erkrabbelten, übten sich die Jugendlichen in Geduld und forderten nach einer Wartezeit freundlich ihren Part ein. "Skater und Kinder vertragen sich wunderbar", meint Hinrichsmeyer.

Wie wenig Aufwand mitunter nötig ist, um Fantasie zu wecken, zeigte sich an einem alten Gesellschaftsspiel. "Mensch ärgere Dich nicht" will so gar nicht in die Playstation-Ära passen und dennoch spielten die jungen Gäste stundenlang, alle mit einer Version, die sie praktisch aus bemalten Abfällen selbst gebastelt haben. Ein paar alte Korken und Holzreste vom Tischler reichten. "Wenn ich die Playstation aus dem Blickfeld rücke und etwas Eigenes anbiete, entwickeln Kinder eine wahnsinnige Fantasie", meint sie - ganz ohne Not oder Entbehrung von Hightech-Geräten.

Einwegkameras für Foto-Safari im Gepäck

Nach dem selben Muster versorgte das Familienzentrum alle Kinder, denen wegen der hygienebedingten Platzbeschränkungen abgesagt werden musste. Das Team füllte 16 bunte Rucksäcke mit Spielen und Spielideen. Drinnen lag eine Einweg-Kamera für die Foto-Safari, eine Zementmischung, um einen Spielstein anzurühren, Farben, um den Klotz zu bemalen, ein Stadtplan mit allen Spielplätzen Cloppenburgs, Socken und Reis, um Jonglierbälle zu füllen und noch viel mehr. "Wir haben wirklich versucht alles zu bedenken", sagt Hinrichsmeyer zufrieden.

Die gerade deutlich steigende Zahl von Covid-19-Infektionen im Kreis bestärkt die Koordinatorin im Nachhinein, die Platzzahl nach den alten Beschränkungen reduziert zu haben. "Ich bin heilfroh, dass wir kein Risiko eingegangen sind", unterstreicht Hinrichsmeyer. Auf die strengeren Auflagen hatten sich alle drei Anbieter der "Notbetreuung" in Cloppenburg vorab verständigt.

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