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Corona-Falschmeldung sorgt für großen Wirbel

Der Landkreis Vechta hat klargestellt: Bei der Beerdigung des Lohner Pfarrers Uwe Grünefeld ist es zu keiner Infektion mit dem Virus gekommen. Das hatten Medien fälschlich berichtet.

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Überregionale Medien hatten nach einer Meldung der TV-Nachrichtenagentur Nonstopnews fälschlicherweise über einen Zusammenhang zwischen der Grünefeld-Beerdigung und dem Anstieg der Infektionszahlen im Landkreis Vechta berichtet. Foto: Timphaus

Überregionale Medien hatten nach einer Meldung der TV-Nachrichtenagentur Nonstopnews fälschlicherweise über einen Zusammenhang zwischen der Grünefeld-Beerdigung und dem Anstieg der Infektionszahlen im Landkreis Vechta berichtet. Foto: Timphaus

Die Vechtaer Kreisverwaltung hat am Donnerstag ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es bei der Beerdigung des St.-Gertrud-Pfarrers Uwe Grünefeld zu keiner Infektion mit dem Coronavirus gekommen ist. Überregionale Medien hatten nach einer Meldung der TV-Nachrichtenagentur Nonstopnews über einen Zusammenhang mit dem Anstieg der Infektionszahlen im Landkreis berichtet. Diese resultierten jedoch aus einer anderen Trauerfeier im privaten Bereich.

Nach Informationen dieser Redaktion handelte es sich um einen Trauerfall innerhalb der jesidischen Glaubensgemeinschaft in Lohne. Der Landkreis will dies nicht bestätigen.

Exkurs: Das Jesidentum ist eine eigenständige, monotheistische Religion, deren Wurzeln bis circa 2000 Jahre vor Christus zurückreichen. Die Jesiden werden nach Angaben der Bundeszentrale aufgrund ihrer Sprache und Kultur überwiegend den Kurden zugeordnet. Ihr Hauptsiedlungsgebiet ist der Nordirak. Weltweit gibt es geschätzt etwa eine Million Jesiden.

Gesundheitsamt konnte noch nicht alle Teilnehmer ermitteln

Die private Trauerfeier soll sich über mehrere Tage hingezogen haben. Laut der Kreisbehörde konnten bisher nicht alle Teilnehmer identifiziert werden. Die vorgelegten Listen seien unvollständig. „Dort sind rund 160 Teilnehmer aufgeführt, es sind jedoch wissentlich mehr“, heißt es aus dem Vechtaer Kreishaus.

Alle bis dato bekannten Anwesenden aus dem Landkreis Vechta sind auf das Coronavirus getestet worden. Es haben jedoch auch Personen aus anderen Landkreisen an der Trauerfeier teilgenommen. „Die Personen werden den betroffenen Landkreisen gemeldet. Diese veranlassen weitere Maßnahmen, wie beispielsweise die Anordnung der Quarantäne oder Testungen“, heißt es.

Insgesamt sind nach Angaben der Kreisbehörde von den 256 Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage etwa 50 auf die Trauerfeier zurückzuführen. Zunächst war man sogar von einem höheren Wert ausgegangen. Derzeit werde geprüft, ob es während der Veranstaltung zu Verstößen gegen die Corona-Verordnungen gekommen ist.

Agentur spricht von einem „bedauerlichen Fehler“

Zurück zur Falschmeldung von Nonstopnews: Diese hatte für großen Wirbel in Lohne und der Umgebung gesorgt. Der private TV-Sender RTL und die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt ZDF veröffentlichten die falschen Informationen der TV-Nachrichtenagentur ungeprüft. RTL entfernte den Artikel später kommentarlos von seiner Webseite. In einem Beitrag im ZDF-„heute journal“ war die nachweisliche Falschmeldung – Stand: Donnerstag um 17 Uhr – weiterhin zu sehen.

Auf Nachfrage bei Nonstopnews sprach Mitgründer und Redaktionsleiter Gerrit Schröder von einem „bedauerlichen Fehler“. Nach einer Recherche am Mittwoch in der Stadt Lohne hätte sich für sein Team der Verdacht des Zusammenhangs zwischen dem Anstieg bei den Covid-19-Neuinfektionen und der Grünefeld-Beerdigung erhärtet. Versuche, eine offizielle Stellungnahme beim Landkreis Vechta zu erhalten, seien laut Schröder erfolglos verlaufen.

„Warum hat man das Kind nicht früher beim Namen genannt?“Redaktionsleiter Gerrit Schröder

Ein Missverständnis im Gespräch mit einer ortskundigen Person habe schließlich dazu geführt, dass Nonstopnews die Meldung auf ihrer Plattform freigegeben habe. „Das war ein Fehler“, sagt Schröder.

Er betont, dass die TV-Nachrichtenagentur den Fall im Konjunktiv dargestellt hatte. Dass das ZDF und andere Sender die Infos dann als Tatsachenbehauptung aufgegriffen hätten, habe Nonstopnews überrascht, sagt Schröder. „Es ist trotzdem ärgerlich. Wir haben die Meldung nach Bekanntwerden des Fehlers sofort zurückgezogen.“

Er bedauere auch, sagt der Redaktionsleiter, dass der Landkreis erst nach der Falschmeldung klargestellt habe, dass kein Zusammenhang besteht. „Warum hat man das Kind nicht früher beim Namen genannt?“ Diese Kritik solle die Schuld von Nonstopnews an dem „sehr öffentlichen Fehler“ aber keineswegs minimieren, sagt Schröder.

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