Comeback mit Kleinalstede und Kläne klappt
Sonaten und Textpassagen von Ludwig van Beethoven standen im Zentrum des Konzerts in Cloppenburg. Immerhin 140 Zuhörer konnten es genießen.
Redaktion | 06.10.2020
Sonaten und Textpassagen von Ludwig van Beethoven standen im Zentrum des Konzerts in Cloppenburg. Immerhin 140 Zuhörer konnten es genießen.
Redaktion | 06.10.2020
Bewies seine Klasse: der Pianist Ludwig Kleinalstede. Foto: Heitkamp
Ein dreifaches Comeback durfte das Kulturleben in Cloppenburg nach der Corona-Zwangspause feiern. „Wir wollen wieder zeigen, wofür die Stadthalle eigentlich steht“, betonte der Chef des Stadthallen-Managements, Alfons Lücking. Und so prangte der Steinway-Flügel auf der feierlich illuminierten Bühne und weckte große Erwartungen. Des Weiteren konnte Pianist Ludwig Kleinalstede sein aus dem Frühjahr verschobenes Konzert nun zur Aufführung bringen. Schließlich waren es rund 140 Zuhörer, die in gebührenden Abständen platziert waren und so in den Genuss eines klassischen Live-Konzertes kamen. „Endlich dürfen wir wieder ein solches Ereignis erleben“, war der einhellige Tenor der Kommentare. Nur einer bedurfte des Comebacks nicht: Der Jubilar Ludwig van Beethoven, dessen 250. Geburtstag im kommenden Dezember begangen wird, ist in diesem Gedenkjahr in aller Munde und Ohren, sei es über Radio, Youtube oder schriftliche Beiträge. Ludwig Kleinalstede hatte sich aus Anlass des runden Geburtstags ein besonderes Programm ausgedacht. Im ersten Teil wurden Ausschnitte aus Klavierkompositionen Beethovens im Wechsel mit Textstellen aus Briefen und Berichten vorgetragen. Als Sprecher war Andreas Kläne engagiert worden. Die tiefe Verzweiflung des Komponisten über seine fortschreitende Taubheit, seine Ressentiments gegenüber dem Adel, seine unerfüllten Liebschaften und sein überschäumendes Temperament waren die Themen in den Texten, die Kläne mit schauspielerischer Ausdruckskraft anschaulich vorlas. Kleinalstede antwortete jeweils musikalisch mit passend zur Stimmung ausgewählten Passagen, vorwiegend aus den Sonaten Beethovens. Aufgewühlte Akkordbrechungen oder melancholische Klänge standen für die Auseinandersetzung mit seinem Gehörleiden. Dazwischen gab es heitere, ja ausgelassene bis launige Musikausschnitte. Innige Melodik und stürmende Figurationen mochten für Beethovens Verliebtheit stehen, während seine Enttäuschungen in entsagende, resignative Töne mündeten. Daneben gab es auch wütende Gefühlsausbrüche oder pastorale Klänge aus Freude über die Natur. Im zweiten Teil des Konzerts spielte Kleinalstede dann ein komplettes Werk. Die „Waldstein-Sonate“ op. 53 gehört zu den bekanntesten und zugleich technisch schwierigsten Klavierwerken Beethovens. Der Kopfsatz mit der klassischen Formgebung Exposition, Durchführung, Reprise und Coda ist gespickt mit Läufen und Arpeggien, die Kleinalstede mit großer Präzision perlen ließ. Der tief besinnliche langsame Satz bleibt kurz und geht unmittelbar in das Finale über. Erneut wurden alle pianistischen Fähigkeiten gefordert, besonders eindrucksvoll das häufige Übergreifen der linken Hand über die rechte. Kleinalstede lotete alle dynamischen Kontraste, alle Spannungsbögen bis ins Letzte aus – auswendig gespielt. Natürlich sparte das Publikum nicht mit Beifall, wofür sich der Pianist mit dem zweiten Satz aus Beethovens „Pathétique“ bedankte. Ein gelungenes Comeback, das Hoffnung auf weitere Veranstaltungen dieser Art macht.Kleinalstede antwortet mit dem Piano auf die Texte
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