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Bootsunikat in Barßel zu Wasser gelassen

Der Ehrenvorsitzende des Rudervereins, Bernd Preut, hat es in unzähligen Stunden Arbeit wiederhergestellt. Das Boot wurde wahrscheinlich 1919 gebaut.

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Vor der Jungfernfahrt auf der Soeste: Die Mitglieder des Barßeler Rudervereins bestaunen das wohl weltweite Unikat eines Bootes. Erbaut wurde es vom Ehrenvorsitzenden Bernd Preut (links). Foto: C. Passmann

Vor der Jungfernfahrt auf der Soeste: Die Mitglieder des Barßeler Rudervereins bestaunen das wohl weltweite Unikat eines Bootes. Erbaut wurde es vom Ehrenvorsitzenden Bernd Preut (links). Foto: C. Passmann

Der Barßeler Ruderverein (BRV) besitzt ein weltweiteres Unikat eines Bootes. Davon geht zumindest der Ehrenvorsitzende der Barßeler Rudersportfreunde, Bernd Preut aus Barßel, aus. Über mehrere Monate schuf der ehemalige Pädagoge am Schulzentrum Barßel aus einem Ruderboot ein Öko-Tribrid. Es wurde wahrscheinlich im Jahr 1919 auf der Bootswerft Ernst Perdes in Berlin-Coepenick gebaut. Mit Bleistift geschriebene Notizen unter dem Lack weisen jedenfalls darauf hin. Zudem steht auf einer Messingplakette „Boot 29“ des Ruderclubs Wannsee.

Nun wurde das weltweit einmalige Exemplar beim Ruderhaus an der Soeste durch Vereinsmitglied Hannelore Köpf auf den Namen „B 29 Knurrhahn“ getauft und zu Wasser gelassen. Die Probefahrt verlief problemlos. Das Boot ist versehen mit einem Elektromotor und einem Segelmast und es bietet auch die Möglichkeit, noch einen Ruderplatz zu nutzen – daher der Name Öko-Tribrid. Der Propeller wird von einem Elektromotor angetrieben, der den Akku beim Rudern oder Segeln wieder auflädt.

Ursprünglicher Bootstyp als „Wandervogel" bezeichnet

Zur Geschichte des Unikats lässt sich sagen, dass es als Doppelzweier mit einer Breite von 1,20 Metern, einer Länge von 8 Metern und der Möglichkeit, einen Segelmast zu setzen, ein typisches Boot seiner Zeit war. „Dieser Bootstyp wurde auch als Wandervogel bezeichnet“, erzählt Preut. Während eines Steuermannslehrgangs bot einer der Teilnehmer das Boot zum Verkauf an. Im Sommer 1992 konnte der Ruderverein das Boot in der Nähe von Kassel abholen. Es war seit langer Zeit in einer Scheune unter dem Dach gelagert. Mit großer Mühe vom Dachboden geholt, bot es zuerst einen traurigen Anblick.

„Von kaufen war keine Rede mehr, wir bekamen es geschenkt“, erinnert sich der langjährige Vorsitzende: "Der Zustand war gruselig, aber alle Teile waren vorhanden und nichts so grundlegend beschädigt, dass man es nicht wieder in den alten Zustand versetzen konnte." Lange Zeit lag das Boot dann in der Bootshalle des Vereins. „Ich hatte immer gesagt, wenn ich einmal pensioniert bin, werde ich es aufarbeiten“, so der 73-Jährige. Doch dabei blieb es. Erst als Platz im Ruderhaus benötigt wurde und das Boot verschrottet werden sollte, kam bei Preut die Liebe zu der alten Handwerksarbeit zutage und er begann damit, den alten Lack abzukratzen und das Boot wieder aufzuarbeiten.

Preut entdeckte erst nach und nach Spaß an der Arbeit

„Naja“, sagt Preut, „erst war es nicht so lustig. Aber als die alte Schönheit der handwerklichen Arbeit zum Vorschein kam, machte es Spaß.“ Ihm war klar, dass das Boot nie wieder als Doppelzweier gerudert werden konnte. Und so kam der Gedanke auf, daraus ein Spaß-Boot zu machen, mit dem man gemütliche Fahrten unternehmen kann.

„Bei der Innenausstattung, insbesondere bei der Auswahl der Sitze, gab es bei uns im Verein geschmacklich unterschiedliche Vorstellungen“, sagt Preut. Doch der Barockstuhl mit Lehne ist als Luxusstück im Boot wohl einmalig. Trotz aller Befürchtungen und Ängste der Vereinsmitglieder: Das Boot liegt gut im Wasser und der fast geräuschlose E-Antrieb macht es zu einem Erlebnis. "Mit einer Reichweite von etwa 30 Kilometern lassen sich schöne Touren in der Umgebung machen", so Preut. Mit viel Liebe zum Detail hat er in unzähligen Stunden und in Sisyphusarbeit aus einem Wrack ein weltweit wohl einmaliges Unikat eines Bootes gebaut. Die Freude bei ihm und seinen Ruderfreunden war groß, als "B 29 Knurrhahn" zum ersten Mal eine Handbreit Wasser unterm Kiel bekam.

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