Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Bewerbung um den Posten des Stoppelmarktleiters

Gästebuch: Einige Ideen und Gedanken, wie man das beliebte Volksfest als neuer Verantwortlicher gestalten könnte.

Artikel teilen:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kater, lieber Kristian, hiermit bewerbe ich mich offiziell um das Amt des Marktmeisters in Vechta. Warum?

Der Stoppelmarkt ist mein Wohnzimmer: klebriger Boden, fremde Leute auf dem Sofa, und irgendwer hat immer die Musik zu laut. Kurz: Ich bin hochqualifiziert. Da die fünfte Jahreszeit in Vechta langsam droht, zum schlecht kopierten Oktoberfest mit Instagram-Filter zu verkommen, hier mein Maßnahmenkatalog:

  1. Heiratsmarkt reaktivieren – aber mit TÜV: Auf dem Stoppelmarkt wurden früher tausende Ehen angebahnt. Heute tanzen die Frauen im Rudel, die Männer stehen daneben, wischen auf Tinder und trauen sich höchstens zu einem „zufälligen“ Antanzen, das schon aus 3 Metern Entfernung nach unangenehmem Betriebsfest riecht.
    Das ändere ich. Es gibt ein offizielles Baggerzelt – zertifizierte Kontaktaufnahmezone mit Einverständniserklärung am Eingang. Programm: Apfelsinentanz wie früher bei Mutti, Männerversteigerung zugunsten der Freiwilligen Feuerwehr und Speed-Dating im Autoscooter. Wer grapscht, fliegt raus und muss eine Runde Pommes für alle zahlen.
  2. Bierpreisdeckel: Ich fordere den offiziellen Stoppelmarkt-Bierpreisdeckel: Maximal 1,50 Euro, ansonsten Zelt-Schließung wegen Verdachts auf Wucher. Zur Strafe gibt’s 2 Tage lang nur alkoholfreies Weizen am Stand – das härteste Sanktionsinstrument, das das Ordnungsamt je gesehen hat.
  3. Karussells: Ich habe jedes Fahrgeschäft mindestens einmal ausprobiert – einige doppelt, weil ich mich an die erste Runde nicht mehr erinnern konnte. Ich bringe also Erfahrung mit, auch in Schräglage. In Zukunft wird es an jedem Ausgang eines Fahrgeschäfts so genannte Kotzzonen geben. Wer dreimal nacheinander ohne sich zu erbrechen durchhält, kriegt die vierte Fahrt geschenkt.
  4. Boxbude als Bürgerbeteiligung: Die Boxbude wird zur offiziellen Beschwerdestelle der Stadt umfunktioniert. An den Sandsäcken hängen Aufschriften wie „Parkplatzsituation“, „Zentralklinikum“, „Bürokratie“. Wer Frust hat, darf draufhauen. Zehn Schläge für den letzten Brief vom Bauamt, fünf für den fehlenden Kita-Platz, drei für das Gefühl, dass der Stoppelmarkt zwar Sponsoren, aber kaum
    noch Seele hat.
    Für ganz Mutige gibt es eine lebensgroße Pappfigur mit der Aufschrift „Verantwortliche Stelle“. Keine Sorge, dein Gesicht drucken wir nicht drauf, lieber Kristian – wir wollen keine Neuwahl.

Was hältst du davon? Ich könnte mit dem Job sofort anfangen. Ich muss nur noch eben meinen fünften Glühwein austrinken – rein zur Lageanalyse. Vielleicht kommst du kurz rüber, wir machen das Vorstellungsgespräch in Stratmanns Pyramide. Dann klären wir meine Vorstellungen von Gehalt, Karussellgutscheinen und Freibier. Denn eines ist klar: Wer Marktmeister sagt, muss auch Spesen sagen.

Mit stoppelmarktlichen Grüßen


Zur Person:

  • Stefan Freiwald ist ehemaliger Redakteur der OM-Medien.
  • Der Journalist und Nachhaltigkeitsexperte hat zwei Kinder. Er wohnt in Oythe.

Jetzt OM-Plus für 0,99€ im ersten Monat testen. Erfahren Sie alles Relevante aus beiden Landkreisen im OM. Auf dem Desktop, mobil und in der News-App! Hier geht es entlang.

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Bewerbung um den Posten des Stoppelmarktleiters - OM online