Autofahrer will Radtour im Moor planen
Das Mercedes-Cabrio, das den großflächigen Moorbrand auslöste, musste auch am Donnerstag noch gelöscht werden. Am Nachmittag ist der Einsatz vorerst beendet.
Matthias Niehues | 20.08.2020
Das Mercedes-Cabrio, das den großflächigen Moorbrand auslöste, musste auch am Donnerstag noch gelöscht werden. Am Nachmittag ist der Einsatz vorerst beendet.
Matthias Niehues | 20.08.2020

Glühte am Donnerstag noch: der Mercedes SLK. Foto: M. Niehues
Die Hitze macht allen Kameraden zu schaffen. Es ist eine schweißtreibende und schwere Arbeit, sich durch die unwegsamsten Bereiche des Moores zu kämpfen und mehrere Kilometer Schläuche zu verlegen, um Wasser an die Brandnester zu bekommen. Dabei liegt der Bereich, der am Mittwoch durch einen Pkw in Brand geriet, eigentlich in einer wieder vernässten Zone. Aber dort, wo Wasser sein müsste, ist alles ausgetrocknet. Das Feuer brannte sich tief in den Torfboden. Immer wieder mussten gestern noch Glutnester gelöscht werden. Die Feuerwehr aus Barnstorf durfte dabei auf Goldenstedter Technik zurückgreifen. Mit den großen Impulssprengern konnte sie so große Bereiche nass halten, auch während der Nacht. Auch der Mercedes, der im tiefsten Moor den Brand auf einer Fläche von rund fünf Hektar ausgelöst hatte, musste gestern Vormittag erneut gelöscht werden. Teile des Fahrzeuges glühten immer noch. Inzwischen weiß die Polizei Diepholz, warum sich der Mercedes-Fahrer ins Moor auf Barnstorfer Seite verirrte. Der 66-Jährige wollte nach eigenen Angaben zusammen mit seiner Frau eine Fahrradtour ausarbeiten. Mit dem SLK-Cabrio fuhren sich dann beide fest. Heiße Fahrzeugteile setzten dann das trockene Umfeld in Brand. Der Mann meldete sich bei der Polizei, konnte die genaue Position seines Fahrzeuges aber nicht mitteilen. Die Feuerwehren suchten zuerst danach und mussten dann Löschmaterial in Bereiche bringen, in die auch die Wehren nur mit Quads vordringen können. Der Pkw brannte völlig aus. Über zwei Stunden dauerte es wegen der Trockenheit, bis Löschwasser über Pumpen zur Verfügung stand. Die Polizei hat jetzt gegen den Mercedes-Fahrer ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung eingeleitet. Die Beamten weisen zudem ausdrücklich darauf hin, wie groß die Gefahr durch die heißen Katalysatoren der Fahrzeuge ist. Die trockene Vegetation könne dadurch schnell Feuer fangen, warnen sie. Allerdings fehlen auf der Barnstorfer Seite des Moores Hinweisschilder, die auf mögliche Gefahren aufmerksam machen. Dafür gibt es welche auf Goldenstedter Seite, allerdings nicht bei allen Zufahrten zum Moor. Generelle "Durchfahrt-verboten-Schilder" stehen beispielsweise beim Haus im Moor in Arkeburg. Diese sind nach Angaben der Gemeinde auf Wunsch der Goldenstedter Feuerwehr aufgestellt worden. Ziel sei es, die Moorbrandgefahr, die von Kraftfahrzeugen ausgehe, zu minimieren, teilt Fachbereitsleiter Steffen Boning mit. "Fahrradfahrer können die Wege weiterhin passieren", sagt er. Auf den Schildern fehlt allerdings dieser Zusatzhinweis. Ungleich restriktiver handhabt die Stadt Vechta den Zugang zum äußeren Moorbereich in Telbrake. Sie verbietet die Durchfahrt verschiedener fest gepflasterter Straßen und Wege ins Moor ohne Ausnahme. Hier gibt es sogar den Zusatz, dass selbst Radfahrer und Fußgänger den Bereich nicht betreten dürfen. Wie Sprecher Volker Kläne mitteilt, hat die Stadt Aufklappschilder installiert, die - wie jetzt - bei höchster Moorbrandgefahr aktiviert werden. Weil auch Fußgänger und Radfahrer Zigarettenkippen wegwerfen würden, gelte das Verbot auch für diese. Die Schilder stehen aber auch am Radwegknotenpunkt 51 des Landkreises. Die wichtige Verbindung für das kreisweite Radwegenetz wird hier ohne Vorwarnung gekappt. Auch für Landwirte lässt das Schild keine Ausnahme zu. Seit einigen Woche ist es zur Seite weggedreht - weil die Akzeptanz fehlte? Der Landkreis Diepholz appellierte zuletzt mit einer Bekanntmachung am 11. August wegen der erhöhten Wald-Moorbrandgefahr an die Vernunft der Bürger und forderte sie dazu auf, sich an die gesetzlichen Regelungen zu halten. Durchfahr- oder Betretungsverbote gibt es dort nicht. Nach Auskunft der Behörde stand der Walbrandindex zu diesem Zeitpunkt bei Stufe 4. Danach sei dieser aber stetig gesunken und habe sich zum Zeitpunkt des aktuellen Brandereignisses bei Stufe 1 befunden, teilt Sprecherin Mareike Rein mit. Die Wald- und Moorbrandgefahr werde daher als "sehr gering" eingestuft. "Daher verzichtet der Landkreis Diepholz als zuständige Waldbehörde zurzeit auf mögliche Einschränkungen ...“. Die Feuerwehren aus dem Landkreis Vechta dürften die Situation nach dem aktuellen Einsatz anders einschätzen.

Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal.