Der letzte Ton. Sekunden absolute Stille. Dirigent Ulrich Schmidt wendet sich dem Publikum zu, deutet auf sein Orchester und geht wortlos ab. Großer Applaus. Das Publikum klatscht. Die Musiker des Jugendsymphonieorchesters Oldenburger Münsterland – kurz Jusom – erheben sich stolz von ihren Plätzen. Auch die Zuhörer in der Europahalle des Vechtaer Gymnasiums Antonianum erheben sich von ihren Stühlen, weiter und immer lauter klatschend. Erste „Zugabe“-Rufe.
Der Beifall kommt verdient: Fast 2 Stunden lang haben die Musiker ein Programm mit Spiel auf hohem Niveau geliefert. Als Solist hat der 17-jährige Anton Wesenick an der Trompete beeindruckt. Immer wieder haben einzelne Stimmen eindrucksvoll ihre musikalische Qualität demonstriert.
Auf die Zugabe ist das Orchester ist natürlich vorbereitet. Schmidt, Direktor der Musikschule für den Landkreis Cloppenburg, kehrt mit dem Taktstock zurück. Auf das letzte Stück im Programmheft, "Jesus Christ Superstar", – ein Musical-Song von Andrew Lloyd Webber in einer heiter-leichtfüßigen Bearbeitung von Henry Mancini – folgt Filmmusik aus dem Dschungelbuch. Das Stück reiht sich fast nahtlos in die 2. Hälfte des Konzerts ein.
Junger Solist begeistert
Zweimal sind die jungen Musiker des Jusom am Wochenende mit ihrem neuen Konzertprogramm "Entfernte Welten" aufgetreten: Am Samstag in Forum Hasetal in Löningen, dann am Sonntag in Vechta – zuletzt mit so unerwartet großem Publikum, dass die Organisatoren kurzerhand Stühle hinzustellen mussten und die Programmhefte knapp wurden. Der Leiter der Kreismusikschule Vechta, Rainer Wördemann, zeigte sich bei seiner Begrüßung überwältigt.
Das Jusom ist ein 2017 als Kooperationsprojekt der Kreismusikschulen Cloppenburg und Vechta und der Musikschule Lohne gegründetes Auswahlorchester. Gut 50, vor allem junge Musikerinnen und Musiker aus den beiden Landkreisen gehören zu dem Auswahlorchester. Sie treten nach wochenlangen Proben bis zu 3-mal im Jahr bei Konzertreihen gemeinsam auf – immer mit neuem Programm. Das Jusom soll ein Wegbereiter für junge Musiker im ländlichen Raum sein. Sie können sich hier auf professionellere, größere Orchester vorbereiten. Nebenbei bringt das Jusom Musik auf hohem Niveau in die Region.
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Begeisterte: Der 17-jährige Solist Anton Wesenick aus Vechta an der Trompete. Foto: Chowanietz
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Vor großem Publikum: Die Europahalle im Vechtaer Gymnasium Antonianum war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Organisatoren mussten sogar noch Stühle dazustellen. Foto: Chowanietz
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Starker Bläsersatz: Das Jusom überzeugte. Foto: Chowanietz
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Imposante Leistung: Die Streicher konnten trotz krankheitsbedingter Ausfälle auch mit Ersatzspielern begeistern. Foto: Chowanietz
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Unterhaltsam: Oliver Völker von der Kreismusikschule führte auch dieses Mal durchs Programm. Foto: Chowanietz
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Im Hintergrund hervorragend: Die Schlagzeuger des Jusom kamen mit kleiner Besetzung – zu hören war das nicht. Foto: Chowanietz
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Ulrich Schmidt, Direktor der Musikschule für den Landkreis Cloppenburg, konnte als Dirigent an der Spitze des Jusom überzeugen. Foto: Chowanietz
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Verdienter Applaus: Das Publikum forderte eine Zugabe. Foto: Chowanietz
Ein Höhepunkt dieses Mal: der Auftritt von Anton Wesenick. Der 17-jährige Trompeter übernahm den anspruchsvollen Solo-Part beim "Konzert für Trompete und Orchester" des armenischen Komponisten und Ausnahmemusikers Alexander Arutjunan. Das Publikum belohnte seine Leistung mit großem Beifall – völlig zu Recht.
Kurzweilig, auch die Moderation
Immer wieder lieferten die einzelnen Stimmen des Orchesters Grund für ausdauernden Applaus. Dafür gab die Stückauswahl reichlich Gelegenheiten. Traf der Titel des Programms "Entfernte Welten" bei der Arutjunan-Komposition vor allem wegen der seiner armenischen Einflüsse, deuteten die Grundmotive der übrigen Stücke deutlich in die Ferne; etwa beim Largo aus Antonín Dvořáks Symphoy No. 9.
Der Komponist aus Böhmen im heutigen Tschechien machte in dem Stück die Trauer eines Irokesen-Häuptlings nach dem Verlust seiner Frau zum Thema. Das ist auch zu hören. Entstanden ist das Stück Ende des 19. Jahrhunderts in der "Neuen Welt" während Dvořáks Arbeit am Konservatorium in New York.
Kurzweilige Hintergrundinformationen zu Komponisten und Stücken lieferte beim Konzert sympathisch und in bewährter Manier Oliver Völker. Der Klavierlehrer der Kreismusikschule Vechta führte durchs Programm und moderierte. Das hat beim Jusom inzwischen Tradition.
Der Klang fantastischer Welten
Sämtliche klassische Kompositionen der ersten Konzerthälfte hätten als Filmmusik getaugt – oder zumindest für reichlich Vorlagen. Deshalb passte auch die Auswahl für die 2. Hälfte: Filmmusik aus "Der mit dem Wolf tanzt" ("Dances with wolves") vom mehrfach Oscar-gekrönten John Barry; aus "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" von James Newton Howard; und Musik aus den Verfilmungen der "Chroniken von Narnia" von Harry Gregson-Williams.