Selbst gemischte Farben wecken die Neugier im Kaponier
Thomas Lippick präsentiert eine besondere Maltechnik in seiner Ausstellung in Vechta. Viele Bilder erschließen sich erst auf den zweiten Blick.
Thomas Speckmann | 16.02.2022
Thomas Lippick präsentiert eine besondere Maltechnik in seiner Ausstellung in Vechta. Viele Bilder erschließen sich erst auf den zweiten Blick.
Thomas Speckmann | 16.02.2022

Vorliebe für alte Maltechnik: Der Bremer Künstler Thomas Lippick widmet sich schon seit vielen Jahren der Eitempera. Die Farben stammen aus eigener Herstellung. Foto: Speckmann
Der Kunstverein Kaponier in Vechta startet mit einer besonderen Ausstellung ins neue Veranstaltungsjahr. Dabei kann das Publikum eine Maltechnik bewundern, die zwar schon sehr alt ist, aber inzwischen nicht mehr so häufig angewendet wird. Es handelt sich um die Tempera, genauer gesagt die Eitempera, die sich Thomas Lippick in seiner Schaffenszeit zu eigen gemacht hat. Der Künstler aus Bremen kommt zum ersten Mal in die Kreisstadt. In den Räumen des Kaponier wird er in den nächsten Wochen mehr als 40 Arbeiten präsentieren. Die Ausstellung trägt den bezeichnenden Titel „Der Reiz der Vorstellungskraft“. Nicht nur die spannende Maltechnik wird die Neugier wecken. Viele Bilder dürften sich dem Betrachter wohl erst auf den zweiten Blick erschließen. Bei der Entstehung der Werke gibt es einen Unterschied zur Ölmalerei, denn das alte Verfahren erlaubt auch den Gebrauch von Wasser. Es ist neben Leinöl, Harz und Ei ein wesentlicher Bestandteil der Emulsion. Diese wird mit verschiedenen Pigmenten vermischt. „Ich finde es toll, die Farben selbst herzustellen. Sie wirken anders, es gibt einen Unterschied zu Acrylbildern“, berichtet der 61-jährige Bremer. Der Künstler trägt die einzelnen Farben in mehreren Schichten auf die Leinwand auf. Dieser aufwendige Prozess kann sich über Wochen oder sogar Monate hinziehen. Der Griff zu Sand oder Asche mit verschiedenen Grautönen und Holzkohleresten lässt eine Fläche entstehen, die Assoziationen von alten, verblichenen Hauswänden aufkommen lässt. Eine Anlehnung an alte Freskotechniken wird hier sichtbar. Seine Inspiration findet der Hansestädter nicht selten in der Landschaft und Natur. Der Horizont spiegelt sich in vielen Werken wider. Doch er ist abstrakt gehalten, ebenso wie die angedeuteten Figuren. Die diffusen Elemente erzeugen Spannung und rufen Assoziationen in den Augen des Betrachters hervor. Diese mit bildhaftem Sinn zu füllen, überlässt der Maler ganz bewusst der individuellen Vorstellungskraft. Lippick hat eine Vorliebe für die informelle Malerei, die gegenständliche Motive, geometrische Abstraktionen und klassische Kompositionen ablehnt. Es geht ihm weniger um Inhalte, sondern vielmehr um die Auseinandersetzung mit Form und Farbe. „Die Wahrnehmung ist mir wichtig“, erklärt der 60-Jährige. Aus gutem Grund verzichtet er meistens darauf, seinen Kunstwerken einen Namen zu geben. „Die Mehrschichtigkeit und Farbigkeit der Bilder erzeugt eine Tiefe, die auch einen Aspekt der Zeit, des Vergangenen und schon Gesehenen assoziieren lässt“, sagt Lippick. Die manchmal fast meditative Wirkung der Arbeiten bringe den Betrachter dazu, genau hinzusehen, sich regelrecht in die Bilder hineinzubegeben. Dass es hierfür etwas mehr Zeit braucht, versteht der Künstler auch als Gegenpol zur Schnelllebigkeit des Alltags. Der Eitempera erstmals begegnet ist der gebürtige Bremer während seines früheren Studiums an der „Hochschule für Künste im Sozialen“ im nahe gelegenen Ottersberg. Inzwischen arbeitet er seit mehr als 30 Jahren als freischaffender Künstler in den Bereichen Malerei und Videoinstallationen. Ausstellungen führen ihn häufig auch ins benachbarte Ausland, vorwiegend nach Belgien und Luxemburg. Wie vielen anderen Künstlern, macht auch Lippick die Corona-Pandemie zu schaffen. Zeit zum Malen ist vorhanden, vielleicht sogar mehr als genug, doch was seit zwei Jahren fehlt, sind Ausstellungen und Messen. „Ich freue mich wieder auf Zuschauer und den Austausch“, erklärt der Bremer, während er seine teilweise großformatigen Werke an den weißen Wänden des historischen Gemäuers platziert. Die Ausstellung ist vom 18. Februar bis 13. März im Kaponier, Große Straße 47a in Vechta, zu sehen. Die Vernissage beginnt am Freitag um 20 Uhr. Eine Einführung hält Tilmann Rothermel, Künstler und Galerist aus Bremen. Laut Veranstalter gilt die 2G-Plus-Regel. An den normalen Öffnungstagen genügt die 2G-Regel, weil sich dann nur maximal zehn Besucher gleichzeitig in den Räumen aufhalten dürfen.
Vorliebe für die informelle Malerei
Bei der Vernissage gilt die 2G-Plus-Regel
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