Lohner Freilichtbühne feiert Hotzenplotz-Premiere
Lustig war das Räuberleben für die 220 Gäste, die dabei sein durften. Sie genossen den Sonntagnachmittag. Denn die Laienspielerinnen und Spieler waren schlicht großartig.
Anke Hibbeler | 22.08.2021
Lustig war das Räuberleben für die 220 Gäste, die dabei sein durften. Sie genossen den Sonntagnachmittag. Denn die Laienspielerinnen und Spieler waren schlicht großartig.
Anke Hibbeler | 22.08.2021
Räuber gesucht: Hotzenplotz (Kai Schröder) kann es nicht glauben. Obwohl er dem Räuberleben abgeschworen hat, hat ihn die Polizei zur Fahndung ausgeschrieben. Foto: F. Wenzel
Wer hat Angst vor Hotzenplotz? Niemand! Warum sonst waren die Karten für die aktuelle Aufführung der Lohner Freilichtbühne schneller verkauft, als Krokodil-Hund Wasti mit der Glaskugel Schnauzball spielen kann. Sonntagnachmittag war die Premiere von "Keine Angst vor Hotzenplotz"; weitere 5 Termine wird es bis zum 19. September geben. Alle sind ausverkauft. 705 Tage mussten die Freilichtbühnenfans auf den Start einer neuen Spielsaison warten. 220 Zuschauerinnen und Zuschauer werden nun pro Vorstellung eingelassen. Doch auch wenn die Warteliste für ein Date mit Kasper und Seppel entsprechend lang ist: Zusätzliche Aufführungen sind nicht geplant, sagt David Espelage, Vorsitzender des Vereins Freilichtbühne. Das sei nicht leistbar. Die Schwierigkeiten, die Corona der Laienspieler-Schar plus Team bereitet, kann nicht mal die Fee Amaryllis wegzaubern. "Wir machen Theater", wirbt die Freilichtbühne. Und wie war es in der Corona-Zwangspause ohne? "Erst ganz erholsam", gibt Alina Brand zu, die die Hellseherin Frau Schlotterbeck spielt. Die Freilichtbühne sei schon ein eher "großes Hobby", das viel Zeit verschlinge. Aber dann "fehlte mir was". Das Leben im Pausen-Modus zog sich zäh und immer zäher. Gut also, dass es nun wieder losgehe. 1962 ist Teil 1 des "Hotzenplotz" von Otfried Preußler geschrieben worden. Geboren war Frau-Schlotterbeck-Darstellerin Brand (Jahrgang 1989) da noch nicht. Was den Kinderbuch-Klassiker mit eigenem Instagram-Account (#hotzenplotz, #achtungräuber), den selbst die Kinder in China kennen, aus ihrer Sicht bis heute cool macht? Er sei lustig. Und – nicht unwichtig in Pandemie-Zeiten – das Ensemble auf der Bühne sei klein. Bereits 2006, erinnert sich die Großmutter (Judith Schmidt) hinter der Bühne, sei Teil 1 gespielt worden. Vor Publikum übernimmt die Fee Amaryllis (Kathrin Woithe) die Zusammenfassung dessen, was bisher geschah. Dann lernen die Premierengäste die aktuellen Darstellerinnen und Darsteller kennen. Die von Schmidt wunderbar in Szene gesetzte Großmutter, den herrlich tollpatschigen Dimpfelmoser (Harald Fuest), die lebenslustigen Freunde Kasper (Karoline Brockmüller) und Seppel (Klaus Landsdorf). Und natürlich die liebenswert schrullige Frau Schlotterbeck, die auch ob ihres rheinische Dialekts in Lohne schnell zu einem der Publikumslieblinge wird. 30 Minuten braucht es, um aus der Juristin Brand eine staatlich geprüfte Hellseherin zu machen. 45 Minuten, bis bei Kai Schröder das falsche Brusthaar, die Hakennase und der Hotzenplotz-Hut sitzen. Den Räuber, der endlich den Sprung in eine bürgerliche Existenz schaffen will, haben die Zuschauer allein schon ob der herrlich markanten Bassstimme sofort in ihr Herz geschlossen. Würde er in der Stadt der Spezialindustrie wie im Buch von Preußler schließlich einen Neustart als Gastwirt versuchen, wäre das Lokal immer ausgebucht. Wobei: Alle Darsteller inklusive Kira und Finja Schröder, die den Krokodil-Hund Wasti geben, könnten sich in der Räuberschenke feiern lassen, denn sie haben in Lohne jetzt einen großen Fanclub. "Hoch die Kaffeemühle" auch für die vielen Helferinnen und Helfer, die dafür sorgen, dass das Kasperletheater, das Preußler einst zwischen zwei Buchdeckel packte, unter freiem Himmel zum absoluten Familienspaß wird. Am Ende hat alles, auch der zurück verwandelte Dackel, seine Ordnung. Darauf einen Tusch für alle räuberischen Schurken und die Freilichtbühne Lohne. 45 Minuten braucht Kai Schröder zum "Hotzenplotz"
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