Erziehungsexperte Rogge spricht in Garrel über starke Kinder durch mehr Vertrauen
Wie sollten Eltern erziehen? Jan-Uwe Rogge gibt Tipps – und unterhält dabei.
Redaktion | 15.09.2025
Wie sollten Eltern erziehen? Jan-Uwe Rogge gibt Tipps – und unterhält dabei.
Redaktion | 15.09.2025
Der Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge begeisterte mit viel Humor bei einem ernsten Thema. Foto: I. Dickerhoff
„Zu einem 2-jährigen Kind zu sagen: Wir wollen die Windel wechseln. Dazu gehört sehr viel Mut, weil ich doch denke, dass die Mutter trocken ist.“ Mit solchen Aussagen hatte Jan-Uwe Rogge den vollen Saal schnell auf seiner Seite und sorgte für zahlreiche Lacher, obwohl das Thema eigentlich durchaus ernst war. Im sanierten und neu gebauten Johanneshaus in Garrel war der bekannte Familien- und Erziehungsexperte auf Einladung des katholischen Bildungswerks Cloppenburg-Garrel zu Gast. Unter dem Titel „Warum Raben die besseren Eltern sind. Vom Halten und Loslassen.“ begeisterte er das Publikum mit humorvollen Geschichten und klugen Denkanstößen. Dass der 78-Jährige unterhaltsam das auf den Punkt bringt, was vielen Eltern oder Kita-Mitarbeitern – hauptsächlich Frauen, denn Männer waren im Publikum die klare Minderheit – offenbar vorher schon bekannt war, zeigte sich an der großen Gästeschar. Denn mit 130 zahlenden Personen war das Haus ausverkauft. Das darf durchaus als Erfolg für die Organisatoren gewertet werden, war es doch die erste größere Veranstaltung seit der Fusion der Bildungswerke aus Cloppenburg und Garrel zum Jahr 2023. Mit viel Witz und Augenzwinkern zog Rogge Parallelen zwischen dem Verhalten von Raben – die ihre Jungen früh loslassen – und menschlichen Eltern, die aus Fürsorge oft zu viel helfen. Dabei machte er deutlich: Kinder wünschen sich in erster Linie entspannte und lachende Eltern, die nicht ständig pädagogisch handeln oder permanent beobachten. „Früher gab es noch Büsche, hinter denen Kinder unbeobachtet spielen und lernen konnten. Heute sitzt gefühlt in jedem Busch eine Mutter, die ihr Kind betütelt“, so Rogge, was im Saal erneut für viel Gelächter sorgte. Pausenlos ging der doch nicht mehr ganz junge Jan-Uwe Rogge vor seinem Publikum auf und ab, erzählte frei heraus und konnte sich der Aufmerksamkeit der Anwesenden jederzeit gewiss sein. Gebannt hingen sie an den Lippen des Erziehungsberaters, zuckten nur zwischendurch lachend zusammen – vielleicht, weil sie sich selbst, ihre Bekannten, Eltern und Co. in Äußerungen Rogges wiedererkannten. Freundlich, mit Witz aber auch bestimmt rief er das Publikum auf, nicht wie in der Schule mit verkniffener Miene mitzuschreiben, sondern stattdessen zuzuhören und lieber mitzudenken. Seine Botschaft: Mehr Geduld mit sich selbst und mit den Kindern, mehr Authentizität statt Dauerlächeln – und vor allem mehr Lockerheit und Gelassenheit. Lachen, Loslassen und Vertrauen schenken – das sei es, was Kinder stark macht. Viele der Zuhörerinnen und sicher auch die wenigen männlichen Zuhörer nahmen Rogges Geschichten hörbar bewegt und schmunzelnd mit nach Hause. Und das nicht nur gedanklich, denn der Ansturm an den abschließend aufgebauten Büchertisch mit Werken des 78-Jährigen ließ durchaus erkennen, dass sich viele der Besucher auch anschließend noch mit Jan-Uwe Rogge und seinen Gedanken zum Thema Erziehung auseinandersetzen möchten. Auch er selbst stand im Anschluss an seinen Vortrag für Fotos, vor allem aber auch für individuelle Ratschläge zur Verfügung. Und so nutzte die eine oder andere Besucherin die Chance, die ganz persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen mit dem Experten zu besprechen. „Kinder sind Geschenke“, ist auch so eine Kernbotschaft von Jan-Uwe Rogge. Jeder bekomme das Kind, was er brauche. Und so gingen die 130 Zuhörerinnen und Zuhörer nach einem kurzweiligen Abend wieder nach Hause, wo auf viele von ihnen vermutlich ihre – möglicherweise nicht immer als solche wahrgenommenen – Geschenke auf sie warteten. Für den Alltag gab es zumindest genügend Tipps und Ratschläge, die sich auch ohne Mitschreiben festgesetzt haben.Volles Haus
Mehr Geduld mit sich selbst und dem Kind
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